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Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...

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139<br />

Wo Gras <strong>und</strong> Heu von überschwemmtem o<strong>der</strong> verschlammtem Weidel<strong>an</strong>d mit Bacillus <strong>an</strong>-<br />

thrax o<strong>der</strong> seinen Sporen verseucht war, war Havem<strong>an</strong>ns Hoffnung jedoch kaum begründet.<br />

Sporen sind Ruhe- o<strong>der</strong> Dauerformen des jeweiligen Erregers, die Jahrzehnte bei minimalen<br />

zellulären Lebensvorgängen überdauern <strong>und</strong> d<strong>an</strong>ach unter günstigen Umweltbedingungen<br />

wie<strong>der</strong> zu Bazillen auskeimen können. All dies konnte Havem<strong>an</strong>n nicht wissen. Erst gegen<br />

Ende <strong>der</strong> achtziger Jahre des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts sollten am Hygiene-Institut <strong>der</strong> Universität Göt-<br />

tingen Sporen des Milzbr<strong>an</strong>dbazillus <strong>an</strong> Seidenfäden ausgetrocknet werden, um <strong>ihre</strong> L<strong>an</strong>gle-<br />

bigkeit zu testen. Es erwies sich, dass diese noch 1958, also r<strong>und</strong> siebzig Jahre später, lebens-<br />

fähig waren. Auf geeignetem Nährboden keimten sie zu virulenten Milzbr<strong>an</strong>dbakterien aus,<br />

die alle für diesen Erreger typischen Merkmale aufwiesen, vor allem auch seine hohe Infekti-<br />

osität. Es überrascht also nicht, dass beispielsweise die Stellen, <strong>an</strong> denen, wie zu Havem<strong>an</strong>ns<br />

Zeiten üblich, Kadaver von <strong>an</strong> Milzbr<strong>an</strong>d verendeten Tieren oberflächlich vergraben wurden,<br />

noch nach Jahren Verbreitungsherde neuer Milzbr<strong>an</strong>d-Epizootien darstellen konnten. 343<br />

Wie falsch <strong>der</strong> damalige Direktor <strong>der</strong> Tierarzneischule in Bezug auf den Milzbr<strong>an</strong>d lag, ergibt<br />

sich ferner aus einer Kollegmitschrift aus dem Jahre 1818. Darin heißt es über den Milzbr<strong>an</strong>d:<br />

„Die Kr<strong>an</strong>kheit, die unter dem Namen Milzseuche o<strong>der</strong> Milzbr<strong>an</strong>d bek<strong>an</strong>nt ist, gehört<br />

zu den gefährlichsten. Sie findet sich in gewissen Jahren <strong>und</strong> Gegenden beson<strong>der</strong>s un-<br />

ter dem Rindvieh ein <strong>und</strong> befällt nicht selten in kurzer Zeit viele Stücke <strong>und</strong> rafft sie<br />

hinweg. Unter Seuche versteht m<strong>an</strong> eine Kr<strong>an</strong>kheit, die aus allgemeinen Ursachen<br />

entst<strong>an</strong>den ist <strong>und</strong> daher viel Vieh befällt. Die Seuchen sind auch oft zugleich <strong>an</strong>ste-<br />

ckend. Die Viehpest, <strong>der</strong> m<strong>an</strong> im gemeinen Leben häufig den allgemeinen Namen<br />

Viehseuche gibt, pfl<strong>an</strong>zt sich in unserer Gegend nur durch die Ansteckung fort. Nach<br />

unseren bisherigen Erfahrungen teilt sich die Milzseuche dem ges<strong>und</strong>en Vieh durch<br />

Zusammenkommen mit Kr<strong>an</strong>ken nicht mit.“ 344<br />

Obwohl Havem<strong>an</strong>n in dieser Vorlesung beschrieb, dass neben dem erkr<strong>an</strong>kten Vieh auch<br />

Pferde, Schafe <strong>und</strong> Gänse von <strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kheit befallen wurden <strong>und</strong> die Geschichte m<strong>an</strong>che<br />

343 Hartm<strong>an</strong>n u. a. 1968, S. 126. vgl. Elmer 1982.<br />

344 „Vorlesungen über die innerlichen Kr<strong>an</strong>kheiten <strong>der</strong> Tiere von August Conrad Havem<strong>an</strong>n, Direktor<br />

<strong>und</strong> Lehrer <strong>der</strong> Königlichen H<strong>an</strong>noverschen Tierarzneischule, 1818 (darin „Von dem Milzbr<strong>an</strong>d“ S.<br />

301), in: Marx 1981, S. 267.

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