NUTZTIEREGENETIKEine Kuh, zwei BewertungenDIE ZUKUNFT REGIONALER VIEHSCHAUEN ist ungewiss. Ernst Thomet nutztAusstellungen, um seine Red-Holstein-Genetik für den Verkauf zu positionieren und sichmit Züchtern auszutauschen. Nicht optimal findet er, dass die Kuhgrösse bei derLinearen Beschreibung und der Punktierung unterschiedlich beurteilt wird. Differenzengibt es auch in der Bewertung des Milchcharakters und der Substanz.Gudrun, die über 108000kg Milchauf dem Buckel hat, kalbt jedenMoment. Das Kleine kommt in Hinterendslage.«Geht ruhig in die Stubefür das Gespräch, ich schaue zu Gudrun»,meint Sohn Gerhard Thomet, derden Betrieb leitet, sich die Arbeiten imMilchviehstall mit Vater Ernst teilt und– mit Unterstützung seiner Mutter Therese– die Legehennen betreut.Das Beste für Top-KüheDer Futterplan auf dem Betrieb Thomet wird nach <strong>UFA</strong> W-FOSberechnet. Dieses Fütterungssystem berücksichtigt die Fermentationsgeschwindigkeitenund –anteile der eingesetzten Futter im Pansen. DieErgänzungsfutter können dadurch gezielt ausgewählt werden. Anhandder Resultate aus den Milchkontrollen wird die Ration überprüft undbei Bedarf optimiert.Die Winterration setzt sich auf dem Betrieb Thomet aus Gras-, Maiis -silage, Zuckerrübenschnitzel und Dürrfutter zusammen. Ausgeglichenwird mit dem Eiweisskonzentrat <strong>UFA</strong> 248, ergänzt mit dem Milchleistungsfutter<strong>UFA</strong> 242. Während der Vegetationsperiode gehen die Kühehalbtags auf die Weide.Die Mineralstoffergänzungerfolgt – neben Viehsalz – mit dem Vitamin-Spurenelement-Konzentrat<strong>UFA</strong> 990 und während der Laktation mit Minex 976. Minex 976 enthältorganische Spurenelemente (besser verfügbar) und Biotin (Klauen-,Eutergesundheit). Dank spezifischem Rezept und Expanderstruktur istes besonders schmackhaft und wird also nicht nur verabreicht, sondernauch gefressen.Mit seinem tiefen Kalziumgehalt eignet sich <strong>UFA</strong> 990 für die Galtzeit.Es füllt den Speicher mit wertvollen Spurenelementen (Jod, Kobalt,Kupfer, Mangan, Selen, Zink) und reduziert die Gefahr eines Mankosnach dem Abkalben. Die wichtigen Vitamine A und E stärken dasImmunsystem. Vitamin D wirkt Milchfieber entgegen.Um Ketose (Azeton) zu vermeiden,füttert der Betrieb Thomet vor und nach demAbkalben <strong>UFA</strong>-Ketonex. <strong>UFA</strong>-Ketonexenthält 30% Propylenglykol und ist in Würfelformver fügbar. Dadurch entfällt dasmühsame Einschütten von Propylenglykol.Martin Ruchti, Milchviehspezialist im<strong>UFA</strong>-Beratungsdienst, 3052 ZollikofenMit Simmentaler begonnen Sogleichfällt die Diskussion auf die Genetik.Ernst Thomet ist ein begeisterterZüchter. Im 1972 hatte er den Betriebübernommen und mit Simmentalernbegonnen. Im Lauf der Zeit erhöhte erden Holstein-Blutanteil. Heute stehennoch drei Fleckviehkühe im Stall, derRest gehört der Red-Holstein-Rasse an.«Stadel hat mir viel gebracht»,sagt Ernst Thomet. Weniger überzeugthat ihn Rubens. Dieser Stier vererbezwar aussenordentlich starke Euter, aberauch suboptimale Becken. Dennoch:Miss Mittelland 2012 (Zollikofen undWorben), Erlanda, hat Rubens zumGrossvater. Rekordkuh des Betriebs istEsmeralda mit einer Lebensleistung von120000kg. Der Herdenschnitt beläuftsich auf 9555kg Milch pro Laktation.Aktuell favorisiert Ernst Thomet Stierewie Acme, Bental, Ralstorm, Red-Boyoder Savard. Angestrebt wird eine ausgeglicheneKuh, die sowohl exterieuralsauch leistungsmässig überzeugt.Vorteil für Verkauf Seit der Betriebsübernahme1972 ist Ernst Thometan Viehschauen dabei. Nachdem derViehzuchtverein Wangental 2010 mitder Schaudurchführung aufgehört hatte,präsentiert er seine Kühe im Frühlingund Herbst als Gast beim ZuchtvereinNiederbottigen. Als Zuchtbetrieb könneman so die Bekanntheit steigern, was fürden Tierverkauf von Vorteil sei. Darüberhinaus schätzt Ernst Thomet den Austauschunter Züchtern und den traditionellenCharakter der Schauen.Pro Jahr werden rund sechs Kühe anAuktionen verkauft. Dazu ist unter anderemdas Scheren der Kühe (inklusiveBetriebsspiegelThomet Gerhard und Claudia, Yannickund Michelle, 3176 NeueneggNutzfläche: 17.5 ha, TalzoneTiere: rund 22 Milchkühe (Red Holstein,Swiss Fleckvieh), Jungvieh; 2200Legehennen (Freiland)Pflanzenbau: Wintergerste und -weizen,Silomais, Zuckerrüben, Kunst- undNaturwiesenArbeitskräfte: Gerhard, Ernst undTherese ThometErnst, Therese, Michelle, Claudia,Gerhard und Yannick Thomet (v.l.).Kopf und Ohren) sowie eine Auffuhrgebührvon 50Fr. pro Tier erforderlich.Unterschiedliche Systeme Nichtganz glücklich ist Ernst Thomet über dieunterschiedliche Beurteilung bei derPunktierung (Viehschau) und der LinearenBeschreibung: «Mir scheint, die LinearAG bevorzugt grössere Red-Holstein-Küheein bisschen». Zudemwürden scharfe Milchtypen tendenziellbesser beurteilt (siehe Kasten).Die Revision der Tierzuchtverordnungbringt die Finanzierung vonViehschauen in Gefahr. Gemäss Bundes-78 11 2012 · <strong>UFA</strong>-REVUE
GENETIKNUTZTIEREErlanda ist Miss Mittelland 2012 geworden. Die Blitz-Tochter hat in derersten Laktation 8144 kg Milch bei 4.38 % Fett und 3.52 % Eiweiss gegeben.Erna ist die Muttervon Erlanda. DieRubens-Tochtererreichte in der drittenLaktation eineMilchleistung von11 771 kg.Milchcharakter undSubstanzIn der Linearen Beschreibung (LBE) von(Red-)Holstein-Kühen fliesst derMilchcharakter in den Block «Formatund Kapazität» ein. «Milchtypen habenmehr Volumen bei gleicher Grösse, Tiefeund Breite und zeigen oft höhereLeistungen», erklärt Timothée Neuenschwandervon der Linear AG, welchedie LBE durchführt. Der Milchcharaktersei eine Beschreibung der Rippen in vierDimensionen: Winkel (Schräge, seitlichgesehen), Öffnung (Wölbung, vonhinten gesehen), Abstand (zwischen denRippen) und Qualität (flache Knochen).Bei der Punktierung an Schauen wirdder Milchcharakter nicht erfasst, kannjedoch in der Beurteilung der Körperpartien,ein Kriterium für die Position«Rahmen», eine Rolle spielen.Die Substanz einer Kuh wird bei der LBEals BCS (Body condition score)gemessen, um die Stoffwechselstabilitätzu beurteilen. Das Resultat fliesst in dieZuchtwertschätzung ein, beeinflusst aberdie Einstufung nicht. Bei der Schaupunktierungwird die Bemuskelung innerhalbder Position «Rahmen» bewertet.amt für Landwirtschaft (BLW) sind in derVernehmlassung rund 100 Stellungnahmeneingegangen. Viele würden die Erhaltungbisheriger Massnahmen oderneue Beiträge, etwa für eine Leistungsprüfung«Gesundheit» im Rindvieh -bereich oder «Ebergeruch» im Schweinebereichfordern. Das BLW hat denZuchtorganisationen signalisiert, dass füralle Betragsänderungen Übergangsfristenvorgesehen werden, damit genügendZeit für die Vorbereitung bleibt. Den definitivenBeschluss fällt der Bundesrat.«Vergisst das Essen» MancheZüchter möchten Viehschauen nichtmissen. Aber lohnt sich der damit verbundeneAufwand? Freude an der Sachesei schon wichtig, räumt Ernst Thometein, der gern Zeit mit den Kühen verbringt.«Manchmal vergisst er sogar dasEssen», ergänzt seine Frau Therese. Ausder Präsenz im Stall ergibt sich eine guteTierbeobachtung. Störungen werdenrasch erkannt, Behandlungen rechtzeitigeingeleitet. Das wirkt sich positiv auf dieHerdengesundheit aus.«Milchfieber und Azidose sindbei uns kaum ein Thema», stellt ErnstThomet fest. Ketose komme ebenfallsnur selten vor. Das lässt sich dadurch erklären,dass die Empfehlungen der Fütterungsberatunggenau umgesetzt wer-den (siehe Kasten). Auf eine korrekteKlauenpflege zwei Mal pro Jahr wird hoherWert gelegt, auch bei Rindern.Zukunftsfragen Gerhard Thometmag Kühe ebenfalls, ist aber je nachMilchpreisentwicklung auch für andereBetriebszweige offen. Seine Frau Claudiaarbeitet 60% als Krankenschwester.Mit den kleinen Kindern, der Milchviehzuchtund der Legehennenhaltung fälltviel Arbeit an, wenn die Eltern mal nichtmehr wie heute mitarbeiten können.«Zur Abweidung der Hügel macht dieRindviehhaltung auf unserem Betriebaber sicher Sinn», hält Gerhard fest.«Glück ist nötig» Nach dem Interviewverrät ein Blick in den Stall sogleich:Die Geburt ist erfolgreich verlaufen.Gudrun hat zum elften Mal gekalbt.Es ist ein gesundes Ralstorm-Kuhkalbzur Welt gekommen. Sei es bezüglichZucht oder Tiergesundheit – «etwasGlück ist nötig», sagt Ernst Thomet zufrieden,während er Gudrun eine Portionfrisches Futter verabreicht. Autor Matthias Roggli,<strong>UFA</strong>-<strong>Revue</strong>, 3360Herzogenbuchsee.INFOBOXwww.ufarevue.ch 11 · 12<strong>UFA</strong>-REVUE · 11 2012 79