Händler machen Stadt - Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und ...

Strukturen für die Stadtentwicklung:PraxisbeispieleGemeinsam Stadt managenFinanzierungmax. 30.000 €/Jahr; ggf. zweckgebundene und projektbezogeneUnterstützung z.B. durch Stiftungen, Vereine, Verbandgemeinde„Vorbeugen ist besser als heilen“, sagten sich die Mitgliederdes Gewerbevereins in Oberwesel und schufenzusammen mit der Stadt die Stelle einer Stadtmanagerin.Die Bündelung von Aufgaben der Kommunikation undKoordination schafft stabile Strukturen und gibt Raumfür Marketingaktivitäten und langfristige Prozesse.So wertvoll Einzelaktionen für die Attraktivität einesStadtkerns auch sein mögen, manchmal benötigen Städtewie Oberwesel doch eher einen langen Atem und einenBohrer für dicke Bretter. Die mittelalterlich anmutendeKleinstadt inmitten der Weinberge des Rheintals istauf den ersten Blick ein echtes Kleinod. Die Strukturproblemewie Schrumpfung und Alterung der Bewohnerschaft,nicht marktgerechter Immobilienbestand,Schwierigkeiten bei der Geschäftsnachfolge, rückläufigeKundenfrequenz in der Altstadt und Verkehrsbelastungensind nicht unmittelbar sichtbar, für die Händler undGewerbetreibenden jedoch deutlich zu spüren. Grundgenug für den traditionsreichen Oberweseler Gewerbevereine. V. OGV, sich stärker mit strategischen Herausforderungenauseinanderzusetzen und dabei auch deneigenen Verein neu auszurichten. Die erste Maßnahme2009 war ein Paukenschlag: Die Mitgliedsbeiträge wurdenvon 50 auf 500 Euro verzehnfacht! Eine Steigerung,die, wie bereits vorab in internen Diskussionen deutlichwurde, von vielen kleinen Einzelhändlern kaum zu stemmensein würde und zu einer Halbierung der zahlendenOberweseler GewerbevereinMitgliederzahl: 46 (Herbst 2012)Vollmitglied: 500 €/JahrFördermitglied: 150 €/JahrStadtmanagerinAufgaben: Koordination, Kommunikation, Kooperation, Bürobei der Verwaltung der VerbandsgemeindeStadt Oberwesel50 % (in Abhängigkeitvom Beitrag des Vereins)LenkungsgruppeZusammensetzung: 3 Mitglieder desGewerbevereins, 1 Stadtbürgermeister,2 StadtratsmitgliederAufgaben: Strategie, Abstimmung,Vorbereitung von Ratsentscheidungen,Festlegung JahresprogrammStadtmanagerEin bewährtes Modell: Organigramm des Citymanagements OberweselMitglieder geführt hat.Auf der anderen Seite hatdiese Reform die finanzielleLeistungsfähigkeitdeutlich erhöht. Nurmit diesen Eigenmittelnkonnte der Gewerbevereinseinen Wunschnach einem professionellenCitymanagementumsetzen und eine gemeinsame Ausschreibung mit derStadt auf den Weg bringen. Der OGV trägt 50 Prozent derKosten, eine enorme Leistung für eine 3.000-Einwohner-Stadt und einen Verein mit knapp 50 Mitgliedern. Unterstütztwird die seit 2010 aktive Citymanagerin von einerLenkungsgruppe mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik(vgl. Grafik). Die Ansiedlung der Stelle bei der lokalenVerbandsgemeinde ermöglicht der Koordinatorin kurzeWege für Entscheidungsprozesse und bringt sie in engenKontakt mit Politik, Verwaltung und den Stadtbürgern.Die in Oberwesel ohnehin starke Kooperationskulturbekommt so ein festes Fundament.Dieses Citymanagement konnte nun schwierige Aufgabengezielt angehen, die für ehrenamtlich tätige Einzelhändler,aber auch für eine kleine Stadtverwaltungzuvor undenkbar gewesen wären. Strukturelle Stadtentwicklungsimpulsegaben eine umfassende Kundenbefragung,ein fundiertes Einzelhandelskonzept, ein Pilotprojektzur Wohnbestandsentwicklung in Zusammenarbeitmit der FH Mainz und der Aufbau einer Immobilienbörse.Ein kontinuierlicher Dialog mit den Bürgern unterdem Motto „Zukunftsstadt Oberwesel“ wurde initiiert.All das ist den Mitgliedern des Gewerbevereins genausowichtig wie die traditionelle „Weinhexennacht“.Auch die seit 1993 alle zwei Jahre vom OGV organisierteMittelrheinmesse ist nicht mehr nur überregionalausstrahlende Gewerbeschau, sondern hat sich mit Themenschwerpunktender letzten Jahre wie z. B. „Gesundheit“und „Wohnen in alter Substanz“ zu einem Forumfür gesellschaftliche und stadtentwicklungsbezogeneZukunftsfragen weiterentwickelt.42Praxisbeispiel