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Ein Leib- und Magenbuch - Ziltendorf

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,.,Die Freude am Es~en <strong>und</strong> Trinken gebört si~her zu den älte.s-ten Annehmlichkeiten,die die Menschheit kennt, wenngleich die Vergnügungen der Tafel - iri'J ahrh<strong>und</strong>erte.n, J ahrtauseild~n entwickelt, verfeinert, oft auch absonderliche'· B~üten treibend -zumeist Privileg weniger blieben. D~eshalb wohl äuch unser.Zögern, wenn_ wir ·das Wort Feinschmecker aussprechen. .Ftir -Brillat-Savarin (i 755 -1826), den ber ühmten Kenner der Tafelfreuden,Autor eines vielzit1ert~n Buches über gen\}ßreiches,. kul~urvolles ~peisen , sindFeinschmecker »die geborenen Entdecker 1:1nd Erfinder«, di ~e Wein <strong>und</strong> Wein-- brand erf<strong>und</strong>e_n haben., GeWürze -entdeckten <strong>und</strong> gan4e.Industrien aufbauten- .vor allem aber sin_d sie »die besten Ehepartner. Wenn zwei Eheleute gern essen,dann teilen sie nicht nur das Bett; sondern auch -den Tisch-~iteinande r . Die sichersteGarantie für eine glückliche Partnerschaft. (< ·Getadezti n~tWendig riefen Feinschineckei immer wieder Gegner auf den Plan~ ., <strong>und</strong> das qlit gutein Gr<strong>und</strong>. J e an J acques Rousseäu, der große bürgerliche _A.uf-1-tlärer, hatte für den aristo kratiscben Gourmet g~ nichts übrig. Grimmig sc.bri~.b. -.er: >>Die Seele.des Feinschinec~e~s i~t mit seinem Ga~men identisch, die Schöp-'fung hat ihn zun;t Essen bestimmt. In seiner b~schränkten Unfähigkeit isf er nur-~ei :fisch_ an sein_e~ Platze; sein Urteil geht übet dfe Schüsseln nicQ.t hinaus.«_ -· Ob\vohl schon unsere Vorvorväter sehr wohl. wußten, ·was gut <strong>und</strong>· was schlecht. schmeckt, blieb der Mehrzahl der Menschen das sinnliche Vergnügen versagt,.sich an den l5ulinarischen Köstlichkeifen zu laben, die unsere Erde zu bieten hat.Wie s~llte sieb. auch ein. Ar~eitssklav~e in der antiken Welt für gastronomischeFeinheiten .begeistern, wenn er sich nicht einmal an Grütze <strong>und</strong> Bohnen satt essenkonnte .. Und w·ie mochte ein Industriearbeiter des vergangeneo Jaiu:hun--derts mit einer dü-nnen Brühe aus Gerst~, Mais, ei.n paar Happen Hering, Salz,Essig <strong>und</strong> Pfeffer im Magen,, die pro Kopf weniger als drei Pfennige kosten mußte,Geschmack für gutes Essen entwickeln. Besagies Rezept', von einem Unter­• ~.r -nehme~ für .englische Arbeiter erdacht, bat Karl Marx beschrieben. Der Fabn~. - .-kanthat zu9em ~ehauptet, daß di_e Ar~en in. Schottland »sehr komfortabel« lebten-von einem . . Brei aus· Hafer.- <strong>und</strong> Gerstenmehl niit Wasser <strong>und</strong> Salz.~ ... -Die. Satten verstehen die Hungrigen nicht, sagte mit Recht der Volksm<strong>und</strong>:- Als man der f{anzösischen Königin Marie Antoinette mitteilte, das Volk habekein Brot, antwor~ete sie lakonisch: »Laßt es Kuchen essen.~< ~ertolt Brecht cha­. rakterisierte dergleichen treffend:-~ .. Bei den Hochgestellten ·- IGilt das Reden vom Essen als niedrig.Das kommt: sie haÜeQSchon gegessen- ~ . . _Die Hungrigen dieser Welt besa.ßen <strong>und</strong> besitzen filr ihre ger_e~hte Sache, : -m~nschenwürdig Jeben zu WC?llen, allzeit mutige; · scharfsinnige Anwälte. Vielegro~ Geistesschaffende <strong>und</strong> Künstler-: besonders Schriftsteller- habenjn ihr~Werke gutes Essen als ·wichtigen Bestandteil des menschlic~en Lebens gebracht, 7

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