Inhalt - Arnoldsche
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Mit großer Geschicklichkeit spannt der<br />
Mann eine Strohsandale (zôri), indem er<br />
eine Schlaufe über seinen großen Zeh gestülpt<br />
hat und diesen von sich drückt.<br />
359<br />
BUCHVERLEIHER<br />
Walroßzahn<br />
H. 6,4 cm<br />
2. Hälfte 19. Jh.<br />
Der kniende Mann hat einen hohen Stapel<br />
Bücher in einem Tuch (furoshiki) um die<br />
Schultern gebunden. Das Tuch zeigt ein<br />
Logo in Form des Schriftzeichens hon<br />
(Buch) unter einem Dach. Mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit handelt es sich um<br />
einen Buchverleiher (kashihonya).<br />
Die Beule auf dem Kopf des Mannes ist<br />
nicht zu klären.<br />
BLINDE<br />
Blinde (satô) wurden meist mit einem<br />
geschwollenen und einem zugekniffenen<br />
Auge sowie einer Beule dargestellt. Gezeigt<br />
wird hier das Anfangsstadium einer<br />
Erblindung: Zunächst entzündet sich die<br />
Sehrinde des kranken Auges und an der<br />
gegenüberliegenden Seite des Kopfes bildet<br />
sich eine Beule.<br />
Die Blinden arbeiteten wegen ihres<br />
ausgeprägten Tastsinnes als Masseure<br />
(anma) und Musiker. Mit Stock und gelegentlich<br />
einer Flöte machten sie auf<br />
sich aufmerksam. Da sie meist sehr gut<br />
verdienten, betätigten sie sich zusätzlich<br />
als Geldverleiher, was ihnen den Ruf des<br />
Wucherers einbrachte. Deshalb wurden<br />
sie gerne in Situationen dargestellt, die<br />
beim Betrachter Schadenfreude hervorriefen:<br />
beim Entfernen eines Steins aus<br />
den Sandalen oder wie ein Hund an dem<br />
Lendentuch eines Blinden zerrt. Ein häufiges<br />
Thema sind ein Blinder oder drei<br />
Blinde, die eine Brücke überqueren. Der<br />
Zen-Maler-Mönch Hakuin Ekaku (1685-<br />
1769) hat sie immer wieder zu dritt dargestellt:<br />
der erste kriecht auf allen Vieren<br />
über die Brücke, seine Sandalen sind an<br />
seinen Stab gebunden; der mittlere befühlt<br />
die Brücke mit seinen Händen, der<br />
letzte hält einen Stab und in den Händen<br />
die Sandalen, damit er die Brücke mit<br />
seinen Füßen ertasten kann. Das Bild<br />
wird von dem Gedicht begleitet: „Both<br />
inner life and the floating world otside<br />
us/ are like the blind mans round log<br />
bridge – A mind that can cross over is the<br />
best guide“ (Stephen Addiss, The Art of<br />
Zen, New York 1989, S. 109 und 111).<br />
360<br />
BLINDER<br />
Elfenbein<br />
L. 3,4 cm<br />
Frühes 19. Jh.<br />
Der am Boden hockende Blinde könnte<br />
einen Masseur nach seiner Arbeit darstellen.<br />
Ähnliche Modelle, die jedoch Kinder<br />
darstellen, gibt es in China als toggle<br />
(Cammann 1962, S. 234, Abb. 210).<br />
361<br />
BLINDER<br />
Buchsbaum<br />
L. 5,9 cm<br />
Mitte 19. Jh.<br />
Ehemalige Sammlung Greene<br />
Mit einem Stab in der Hand tastet sich der<br />
Blinde auf allen Vieren über die Planken<br />
einer Brücke. Auf dem Kopf ist die Beule<br />
zu sehen.<br />
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