Inhalt - Arnoldsche
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Stände und Berufe<br />
Die Gesellschaft der Edo-Zeit war seit<br />
dem Ende des 16. Jahrhunderts entsprechend<br />
der chinesischen, konfuzianischen<br />
Klassenordnung in vier Stände<br />
(shinôkôshô) unterteilt: Krieger, Bauern,<br />
Handwerker und Kaufleute. Aus der<br />
Kriegerklasse (Samurai-Klasse) rekrutierten<br />
sich Ärzte, Gelehrte, Wissenschaftler<br />
und Teemeister.<br />
Die nächstbedeutende Klasse<br />
stellten die Bauern dar, zu denen auch<br />
die Fischer zählten, da sie für den Unterhalt<br />
des Hof- und Schwertadels arbeiteten.<br />
Sie wurden als heimin (gewöhnliche<br />
Leute) eingestuft. Die Bauern, oft mit<br />
Sichel oder Spaten dargestellt, wurden<br />
gerne beim Schlafen oder Pfeife rauchend<br />
beim Rasten gezeigt. Die Fischer waren<br />
an ihrem typischen Bastrock bzw. Lendenschurz<br />
erkennbar.<br />
Handwerker (shokunin) und<br />
Kaufleute (shônin) bildeten die Gruppe<br />
der chônin, der Städter. Sie waren es, die<br />
Netsuke trugen, und daher lag es nahe,<br />
daß Themen aus ihrem Alltag unter den<br />
Netsuke einen breiten Raum einnahmen.<br />
Unter den Handwerker-Netsuke befinden<br />
sich Hersteller von Mühlsteinen, Sandalen,<br />
Hüten, Statuen, Fächern, Masken<br />
und vielem mehr. Darstellungen von<br />
Kaufleuten hingegen sind bei weitem<br />
seltener.<br />
Sehr beliebt waren die Darstellungen<br />
von Berufen, die sich für eine<br />
humoristische und groteske Interpretation<br />
eigneten. Bei den Blinden, die häufig<br />
als Masseure arbeiteten, haben die körperlichen<br />
Verrenkungen und die verzerrten<br />
Gesichter die Schnitzer seit ca. 1800<br />
besonders angeregt. Blinde wurden gerne<br />
in Situationen dargestellt, die beim Betrachter<br />
Schadenfreude hervorriefen,<br />
ebenso wie die Rattenfänger. Ein ungewöhnlicher<br />
Beruf war der des Eierprüfers,<br />
der die Schalen auf ihre Unversehrtheit<br />
hin begutachtete und angeblich die<br />
Frische der Eier anhand ihrer Durchsichtigkeit<br />
feststellen konnte. Den absurdesten<br />
Beruf übte jedoch der professionelle<br />
Nieser aus.<br />
Blinde, Rattenfänger, Eierprüfer<br />
und Niesende wurden bevorzugt von den<br />
Schnitzern in Edo gefertigt. Miwa scheint<br />
diese Tradition gegründet zu haben, Jugyoku<br />
und Ryûkei setzten sie fort.<br />
Zu den Berufen sollen hier auch<br />
die Tänzer und Unterhalter gezählt werden.<br />
Unter den höfischen bugaku-<br />
Tänzern waren unter den Netsuke Ranryôô<br />
und Bato beliebt und bei den Nô-<br />
Tänzern ist die Bühnengestalt des shôjô<br />
besonders häufig. Auf dem Land gab es<br />
Tänze und Pantomimen, die in Zusammenhang<br />
mit dem Kreislauf der Natur,<br />
der Aussaat, Ernte und dem Fruchtbarkeitskult<br />
standen. Auch sie waren gelegentlich<br />
ein Netsuke-Sujet. Das Hauptinteresse<br />
der Netsuke-Schnitzer aber galt<br />
den kadozuke geijin, Musikanten, Tänzern<br />
und Unterhaltern, die durch die<br />
Straßen zogen: der manzai-Tänzer mit<br />
seinem begleitenden Trommler, die<br />
shishimai-Tänzer, der Affengaukler (sarumawashi),<br />
der Puppenspieler (ayatsuri),<br />
der Akrobat und der Geschichtenerzähler<br />
(kodanshi oder rakugoka).<br />
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BUGAKU-TÄNZER<br />
Nadelholz, polychrom gefaßt<br />
H. 7 cm<br />
18. Jh.<br />
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