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Inhalt - Arnoldsche

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Kinder<br />

In der konfuzianisch ausgerichteten Gesellschaft<br />

der Edo-Zeit bedeuteten Kinder<br />

(kodomo), vor allem Söhne, die Sicherstellung<br />

der Fortsetzung der Ahnenreihe<br />

und Nachkommenschaft. Die zahlreichen<br />

Kinderdarstellungen unter den Netsuke<br />

sind aber nicht nur unter diesem Aspekt<br />

zu sehen, sondern auch unter dem Gesichtspunkt<br />

der großen Kinderliebe der<br />

Japaner. Sie zeigt sich u.a. in den Festen,<br />

die den Kindern gewidmet sind: dem<br />

Mädchenfest am 3.3., dem Knabenfest<br />

am 5.5. und dem Schreingang der Sieben-<br />

, Fünf- und Dreijährigen (shichigosan)<br />

am 15.11.<br />

Eine Idealisierung erfuhren die<br />

Kinder als karako (wörtlich: chinesische<br />

Kinder). Sie tragen Schuhe, Pumphosen<br />

und reich gemusterte Gewänder mit<br />

Halskrause und sehen mit ihren zwei<br />

Haarknoten auf dem Kopf sehr drollig<br />

aus. Diese Haarbüschel sollen die magische<br />

Kraft besitzen, böse Geister zu bannen.<br />

Die karako sind erstmalig in der<br />

Malerei des 16. Jahrhunderts als Begleiter<br />

von Hotei anzutreffen, der wegen seiner<br />

Freigiebigkeit immer von einer Kinderschar<br />

begleitet wird. Spielende karako<br />

wurden auch unter den Holzschnitten<br />

aus Nagasaki, die einzige Stadt Japans,<br />

die eine chinesische Kolonie besaß, dargestellt.<br />

Am häufigsten sehen wir die karako<br />

beim Löwentanz (shishimai), der in<br />

Nagasaki zu festlichen Anlässen und zu<br />

Neujahr aufgeführt wurde. Sie befinden<br />

sich entweder alleine unter einer Maske<br />

oder zu mehreren unter einem Tuch versteckt,<br />

um die Gestalt des Löwen und<br />

dessen Bewegungen nachzuahmen. Ob-<br />

wohl der Löwentanz ursprünglich von<br />

erwachsenen Männern aufgeführt wurde,<br />

kam im 19. Jahrhundert die Sitte auf,<br />

auch Kinder unter einer Löwenmaske zu<br />

Neujahr von Haus zu Haus gehen zu lassen.<br />

Karako gehören mit zu den frühesten<br />

Netsuke-Motiven. Sie könnten von<br />

den als toggle getragenen, chinesischen<br />

Fruchtbarkeits- und Potenzamuletten<br />

aus Elfenbein und anderen Materialien<br />

beeinflußt worden sein, die von chinesischen<br />

Händlern nach Nagasaki gebracht<br />

worden waren. Diese Amulette stellen<br />

u.a. liegende oder stehende Knaben dar,<br />

die nur mit einer kurzen Schürze bekleidet<br />

sind, die die Genitalien freiläßt.<br />

Japanische Kleinkinder, auch immer<br />

wieder als Puppen dargestellt, wurden<br />

wohlgenährt, nur mit einem Schürzchen<br />

bekleidet und mit kahl geschorenem<br />

Kopf oder, wenn sie etwas älter waren,<br />

mit Pagenfrisur gezeigt. Sie erfreuen sich<br />

an einfachstem Spielzeug, z.B. einer<br />

schillernden awabi-Schale. Sie spielen<br />

mit einer passiven Schildkröte, die den<br />

Wunsch nach langem Leben für die Kinder<br />

ausdrückt, oder einem jungen Hund.<br />

Japanische Kinder und karako<br />

sind ein bevorzugtes Thema der Schnitzer<br />

in Edo/Tokyo. Das Sôken kishô<br />

schreibt, daß Miwa (tätig spätes 18. Jh.)<br />

das Motiv kodomo shishi asobi (Kinder<br />

beim Löwenspiel) gefertigt hat. Karako-<br />

Netsuke waren dann ab der Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts ein beliebtes Thema vieler<br />

Schnitzer, besonders der Ono-Gruppe.<br />

Hôjitsu hat mit Vorliebe seine karako-<br />

Motive auf manjû angebracht.<br />

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