7 | 2008 - Schiffahrt und Technik

Schadmotor bereit zur Schadensbefundung
| Bilder: Pospiech
vorgegebener TBO (Time between overhaul) stellt dabei den besten
Kompromiss zwischen Kosten und Nutzen für den Schiffseigner dar.
Soweit die Theorie. Doch wenn der Motor streikt und der Schiffsführer
oder die Reederei vor der Entscheidung Reparatur oder
Neumotorisierung steht, gibt es keine einfache, für jede Situation
passende Antwort nach der wirtschaftlichsten Alternative.
Zu vielseitig sind die zu betrachtenden Aspekte für eine tragbare
Entscheidung. Im Wesentlichen gibt es zwei unterschiedliche Situationen:
■■■ Schiff und Motor sind in die Jahre gekommen. Aufgrund
der hohen Betriebszeit sind Leistung und Kraftstoffverbrauch fragwürdig
geworden. Der Schiffsführer oder -eigner hat sich möglicherweise
bereits mit einer Neumotorisierung auseinandergesetzt
und interessante Vorteile moderner Motorentechnik festgestellt:
■ geringerer Kraftstoff- und Schmierölverbrauch
■ niedrige Schadstoff- und Geräuschemissionen
■ evtl. höhere Leistung
■ evtl. größere Wartungsintervalle
Bei der Motorüberwachung setzt Siemers, wie auch bei den anderen
Komponenten, auf Qualität. „Hier arbeiten wir schon seit vielen Jahren
mit dem Hannoveraner Unternehmen ehb electronics zusammen.“ Jedes
Aggregat wird nach seiner Fertigstellung auf dem fi rmeneigenen
Prüfstand einer eingehenden Erprobung unterzogen. Und hier erfolgt
auch die eventuelle Abnahme durch die entsprechende Klassifi kationsgesellschaft.
■ Peter Pospiech p
Bordaggregat mit einem fl üssigkeitsgekühlten
Deutz-Dieselmotor in
marinisierter und zertifi zierter
Ausführung und MeccAlte-
Generator sowie Motorsteuerung
von ehb electronics
7|2008
■ Möglichkeiten zu
Fernüberwachung
und situationsgebundenem
Feintuning ng
Wenn die neue Maschine aktuelle k ll
Schadstoffgrenzwerte unterschreitet, kann der Schiffseigner außerdem
fi nanzielle Unterstützung in Form von Fördermitteln vom Staat
erhalten. Allerdings ist bei der Neumotorisierung die Liefersituation
zu berücksichtigen, denn nicht immer ist ein passender Motor verfügbar.
Die Motorenhersteller bemühen sich zwar, Standardmotoren auf
Lager zu haben, um die Liegezeit des Schiffes so kurz wie möglich zu
halten. Allerdings muss der Eigner auch Randaspekte berücksichtigen:
Passen die vorhandenen Rohrleitungen an den neuen Motor? Ist das
Getriebe noch verwendungsfähig? Sind die Motor-Kühleinrichtungen
noch ausreichend?
■■■ Grundüberholung nach Motorschaden. In solchen Fällen ist
es richtig und wichtig, mit einem Vertreter des Motorenherstellers
eine Reparaturmöglichkeit zu untersuchen. Bei einer Reparatur sind
einige Kriterien zu beachten:
■ Wie groß ist der Umfang der Reparatur, welche
Komponenten sind betroffen?
■ Können die Bauteile noch nachgearbeitet werden,
oder müssen sie ausgetauscht werden?
■ Wie viel Zeit wird die Reparatur voraussichtlich in
Anspruch nehmen?
Natürlich hat eine Motorreparatur auch ihre guten Seiten. Je nach
Umfang können die Gesamtkosten erheblich niedriger sein als die
einer Neumotorisierung. Und auch auf die Reparatur leisten die
Motorenhersteller in der Regel Garantie: Der Motor kommt mit
„Null“ Betriebsstunden und dem Erscheinungsbild eines Neumotors
zurück. Eventuelle Modernisierungen aus der laufenden Serie
werden von der Herstellerwerkstatt während der Überholung oder
Reparatur ebenfalls berücksichtigt. Von einer Fachwerkstatt durchgeführt
ist die Reparatur eine Qualitätsarbeit.
Erst nachdem alle Faktoren gegeneinander gewichtet wurden, kann
eine endgültige Entscheidung getroffen werden: Reparatur oder
Neumotorisierung. ■ Peter Pospiech
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