2015-02
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Die Wanderwege der Region<br />
Wie im Begleitheft empfohlen, wandern wir entgegen der<br />
Uhr oberhalb von Lohe auf einem Wiesenweg. Michael Häusig<br />
hat ein Smartphone als Diktiergerät dabei. Auf diesem<br />
will er alle Missstände festhalten. Vieles muss überprüft werden.<br />
Sind die 24 Stationstafeln, die auf Sehenswürdigkeiten<br />
und Besonderes hinweisen, noch alle an ihrem Platz? Haben<br />
böse Bubenhände eine der zahlreichen Info-Tafeln oder eine<br />
Bank beschädigt? Wurde vielleicht ausgerechnet ein Baum<br />
mit dem Wegzeichen das Opfer einer Kettensäge oder eines<br />
starken Windes? Wie bei zehn weiteren Wegen, die zu den<br />
„WanderHöhepunkten rechts und links des Rothaarsteigs“<br />
gehören, ist der Pfad mit dem „Wät“ markiert – dem von<br />
einem Kreis umschlungenen „W“ als erstem Buchstaben der<br />
WanderHöhepunkte. Mitgebracht hat der aus der Mühlbergsiedlung<br />
stammende Kreuztaler außerdem eine Greifzange.<br />
Den am Wegesrand liegenden Müll gilt es aufzusammeln.<br />
Nach dem Passieren eines schon in uralten Flurkarten<br />
verzeichneten „Weinbergs“ rücken nach kurzer Zeit<br />
die eingangs erwähnten „Loher Weiher“ ins Blickfeld. Sie<br />
verdanken ihr Dasein dem großen Wasserbedarf der Industrie.<br />
Hinsichtlich der Weihergröße stieß man in dem schmalen<br />
Loher Tal schnell an die natürlichen Grenzen. Daher<br />
wurden drei Weiher stufenförmig angelegt – einer immer<br />
wenige Meter höher als der nächste. Hierfür steht das Wort<br />
„Weihertreppe“. Mit dem angestauten Nass wurden mehrere<br />
der fünf Hütten und zwei Hammerwerke in Lohe sowie<br />
der Aherhammer und der Reckhammer<br />
(heute Fa. Bald) in Ferndorf versorgt.<br />
In den Betrieben erfolgte der Antrieb<br />
der Hämmer und sonstiger Maschinen<br />
mittels Wasserrädern. Entsprechend<br />
viel Flüssigkeit musste also vorhanden<br />
sein. Das vermochte der kleine Allersbach<br />
und die ihm zufließenden Rinnsale<br />
nur dank der Weiher zu leisten, die<br />
sich in den arbeitsfreien Tagen wieder<br />
füllten. Zu den Betrieben gelangte das<br />
Wasser durch Gräben, gemauerte Rinnen<br />
und aufgeständerte Holzrinnen,<br />
„Gefluder“ genannt.<br />
Unsere kleine Gruppe hat dieWeiher<br />
- und damit den tiefsten Punkt des Pfads<br />
- verlassen und wandert am Rande des<br />
urwüchsigen Loher Tals bergan. Dieses<br />
ist schon seit einem Vierteljahrhundert<br />
als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />
Hier sind seltene Tier- und Pflanzenarten<br />
daheim. Auf dem Weg zum ersten<br />
Gipfel, der 616 Meter hohen Martinshardt,<br />
fallen die weitaus meisten der<br />
insgesamt über 500 zu erklimmenden<br />
Höhenmeter an. Es geht auf weichen<br />
Waldwegen und Trampelpfaden durch<br />
Fichten- und Laubwälder, einige Male<br />
kann man an deren Rand Ausblicke auf<br />
Autorenfoto<br />
Dahlbruch und Müsen halten. Ein optischer Höhepunkt findet<br />
sich im „Waldpark Brombach“, wo im lichten Gehölz<br />
ein richtig romantischer Rastplatz mit einem kreisrund gefassten<br />
Springbrunnen angelegt ist. Zuvor schon haben wir<br />
den Hauptweg zugunsten eines kurzen Abstechers zum Eisenerzbergwerk<br />
„Brüche“ einmal verlassen. Die einst hier<br />
stehenden Grubengebäude wurden vor vielen Jahren nach<br />
Müsen „umgesiedelt“. In einem Behälter auf dem nunmehr<br />
hier angelegten Rastplatz wird der Inhalt der bereits übervollen<br />
Mülltüte entsorgt. Hauptsächlich Papiertaschentücher,<br />
Zigarettenschachteln und Plastikbecherreste fasste<br />
der Greifer. Es wird nicht die letzte Leerung sein.<br />
Im Anschluss an der Bewältigung eines engen und steilen<br />
Anstiegs ist mit der Grube „Wilder Mann“ die einst<br />
größte Blei- und Zinkerzgrube im Bergrevier Müsen erreicht.<br />
An dieser Stelle zweigt eine „Felsenvariante durch<br />
die Müsener Klippen“ – „V1“ genannt – vom Pfad ab.<br />
Kein Wanderer sollte sich die zusätzlichen 300 Meter des<br />
„Umwegs“ entgehen lassen. Ins Auge fallen vor allem die<br />
mächtigen Abraumhalden des „Wilden Mannes“. Zu sehen<br />
sind auch Relikte der weithin berühmten Grube „Stahlberg“,<br />
einst größtes Bergwerk der Region. Die Qualität des<br />
hier über sechs Jahrhunderte lang (bis 1931) gewonnenen<br />
Eisenerzes mit seinem hohen Gehalt an Mangankarbonat<br />
eignete sich in besonderer Weise für die Herstellung hochwertigen<br />
Stahls.<br />
"<br />
Eingang zum Stollen „Gottessegen“ – die Grube dient heute<br />
der Wasserversorgung des Kindelsberg-Restaurants<br />
2/<strong>2015</strong> durchblick 19