2015-02
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Reisen<br />
Einmal mit den Füßen in den See Genezareth<br />
Inzwischen deckt Israel seinen Wasserbedarf<br />
nur noch zu 30 % aus dem See Genezareth. Vor<br />
40 Jahren waren das noch 100 %. Trinkwasser<br />
wird heute in großen Meerwasser-Entsalzungsanlagen<br />
gewonnen. Das geklärte Gebrauchtwasser<br />
wird in riesigen Wasserreservoirs gesammelt<br />
und dient der Bewässerung in der Landwirtschaft.<br />
Das war neu für mich, eine großartige<br />
Entwicklung! Inzwischen konnte man sogar<br />
den Wasserpreis senken und das „überflüssige“<br />
entsalzte Meerwasser wird als Top-Trinkwasser<br />
verkauft. „Das lohnt sich also sogar“, erklärt<br />
Zeev mit verschmitztem Lächeln.<br />
Natürlich fährt man nicht ins Heilige Land,<br />
ohne wenigstens einen Teil der wichtigsten<br />
historischen Stätten zu besuchen. In Akko, der<br />
alten Kreuzfahrerstadt mit ihrem alten Markt<br />
und dem malerischen historischen Hafen, bekommen wir<br />
zu spüren, dass auch die Israelis Ferien haben. Es wimmelt<br />
hier nur so von Touristen, und so passiert es, dass unser Reisebus<br />
total zugeparkt wird. Es braucht über eine Stunde, bis<br />
unser Bus mit viel Geschick und viel Palaver wieder frei ist.<br />
Die Stunde fehlt uns. In Rosh Hanikra an der libanesischen<br />
Grenze kommen wir aber gerade noch rechtzeitig an, um<br />
die wunderschönen Grotten bewundern zu können.<br />
Wir übernachten in Nazareth und besuchen dort am nächsten<br />
Tag die Kirche der Heiligen Familie und die Kirche des<br />
Heiligen Josef. Es geht weiter zum Golan, wir sehen den<br />
schneebedeckten Hermon, militärisch wichtige Punkte auf<br />
dem Golan und kommen an den Kinnereth, den See Genezareth<br />
oder auch das Galiläische Meer genannt. Wir besuchen<br />
den Berg der Seligpreisungen, Kapernaum und die kleine Petruskirche<br />
am Ufer des Sees. Hier hält uns nichts, wir müssen<br />
wenigstens einmal mit den Füßen in den See eintauchen! Das<br />
Wasser fühlen, in dem Petrus gefischt hat, über das Jesus der<br />
Schrift nach gegangen ist!<br />
An all diesen Orten lässt unser Guide die entsprechenden<br />
Bibelstellen im Neuen Testament vorlesen. Das macht sie<br />
lebendig. Nebenbei bedauert er, dass die jungen Leute, die<br />
4 Autorenfotos<br />
Massada am Toten Meer<br />
heute aus Deutschland kommen, die Geschichten der Bibel<br />
nicht mehr kennen. Das erstaunt den jüdischen Guide sehr,<br />
ist doch das Studium der Bibel ein unerlässlicher Teil jüdischer<br />
Kultur und Bildung.<br />
Es gäbe hier noch so viel mehr zu sehen und zu besuchen,<br />
aber auch hier bremst uns der Zeitverlust durch den Urlaubsverkehr<br />
aus: Unser Bus beweget sich endlos im „stop and go“<br />
um den See Genezareth herum, Richtung Jerusalem.<br />
Jerusalem, die goldene Stadt! Egal, wie oft man schon<br />
hier gewesen ist, es ist immer wieder ein bewegender Moment,<br />
wenn man die Altstadt mit ihren Mauern und der<br />
goldenen Kuppel des Felsendoms vor sich liegen sieht, ein<br />
absolutes Gänsehautgefühl! Am Abend genießen wir die<br />
Gastronomie in der Neustadt, die Atmosphäre der geschäftigen<br />
Jaffa Street und überhaupt, endlich hier zu sein.<br />
Am nächsten Tag geht unsere Busfahrt erst einmal ans<br />
Tote Meer und nach Massada. Von 850 m über dem Meeresspiegel<br />
geht es hinab auf 420 m unter dem Meeresspiegel,<br />
ein absoluter Klimawechsel. Massada, die Festung der<br />
Makkabäer, die von den Römern erobert wurde, steht für den<br />
Widerstandswillen Israels: Nie wieder Massada, heißt es.Als<br />
die Römer die hoch liegende Festung endlich erobert hatten,<br />
fanden sie nur noch die Leichen der Bewohner vor. Um der<br />
Gefangenschaft und Sklaverei Roms zu entgehen, töteten<br />
die Menschen sich selbst, eine sehr bewegende Geschichte.<br />
Nach der Schoa im 20. Jahrhundert ist „Nie wieder Massada“<br />
zum Leitspruch des israelischen Volkes geworden.<br />
Dann: Baden im Toten Meer. Das hat nun gar nichts mit<br />
heiligen oder historischen Stätten zu tun. Das ist einfach ein<br />
Muss, wenn man schon einmal da ist. Sich mit Schlamm<br />
beschmieren, auf dem Wasser liegend die Zeitung lesen,<br />
Fotos machen und vor allen Dingen aufpassen, dass man<br />
die Salzlake nicht in die Augen bekommt. Was ich bisher<br />
nicht wusste – am Toten Meer braucht man kein Sonnenschutzmittel:<br />
Es gibt hier keinen Sonnenbrand! Wir befinden<br />
uns am tiefsten Punkt der Erde.<br />
Zurück nach Jerusalem. Diesmal haben wir Glück, die<br />
riesigen Staus, bedingt durch eine Großbaustelle, befin- "<br />
2/<strong>2015</strong> durchblick 23