2015-02

Kultur
Hautnah an Mensch und Tier
Der maler lucian freuD
Museum für Gegenwartskunst (MGK) in Siegen:
Sonderausstellung im Frühjahr 2015 „Lucian Freud
und das Tier“ sowie Dauerausstellung der Sammlung
Lambrecht-Schadeberg
Geboren wurde Lucian Freud, ein Enkel des bekannten
Gründers der Psychoanalyse Sigmund Freud, in
Berlin 1922. Mit dem Großvater emigrierte die ganze
Familie 1933 nach England – nach London, wo Lucian
2011 nach einem erfüllten, erfolgreichen und wilden Leben
starb. Er gehört zu den bedeutendsten britischen Malern des
20. Jahrhunderts neben Francis Bacon und David Hockney,
mit denen er befreundet war. 1997 ehrte die Stadt Siegen
Lucian Freud mit dem Rubenspreis.
Trotz der oft gefürchteten Sitzungen, die stundenlanges
Ausharren der Modelle verlangten, ließen sich geduldig
Familie, Freunde, Geliebte, Kollegen und Prominente von
Foto: Hartmut Reeh
Freud porträtieren. Sogar Queen Elisabeth II. saß dem Maler
für ein Porträt Modell oder das britische Model Kate Moss.
Seine großformatigen Aktdarstellungen aber machten
Freud bekannt und berühmt. Sie zeigen nicht den gestylten,
perfekten Körper von jungen, attraktiven Menschen. Er zeigt
auch die schwergewichtige, ehrliche und manchmal brutale
Realität. Den mit sich ringenden Menschen, der dem Altern
unterworfen ist mit Falten und Taillenspeck. Großformatige
„Körperporträts“ von Lucian Freud aus der Sammlung
Lambrecht-Schadeberg (in der Dauerausstellung des Museums)
konfrontieren den Betrachter mit diesen ungeschönten,
ehrlichen, authentischen Akten. Aber erstaunlich entspannt
und in sich ruhen die Modelle – wie Tiere.
Die Siegener Akte „Woman Holding Her Thumb“
(1992) oder „Naked Man on Bed“ (1989) sind meisterliche
Beispiele der Momente von Intimität und Privatheit in
Freuds Kunst. Später malte er wahre „Fleischlandschaften“
54 durchblick 2/2015