Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung Studiengang ...

Das Menschenbild 14
Das Menschenbild in Deutschland hat sich dabei aus dem Liberalismus und dem
politischen Katholizismus entwickelt. Mit der Einführung der Sozialversicherung in
der Zeit Otto von Bismarcks sind sowohl Merkmale des Liberalismus als auch des
Katholizismus übernommen worden. Die Sozialversicherung in Deutschland
gründete sich auch auf den zunehmenden Druck der Menschen, welche sich
durch die Industrialisierung immer schlechteren Arbeitsbedingungen
gegenübersahen. Die Gewerkschaften und die damit einhergehende
Organisierung der Menschen in Interessengruppen, waren für Otto von Bismarck
eine ernstzunehmende Gefahr. Durch die eingeführten Sozialversicherungen
sollten die Menschen wieder stärker an die Monarchie gebunden werden.
Mit Beginn des dritten Reiches wurden die Sozialversicherungen zunehmend
instrumentalisiert. Menschen, die nicht in das rassistische und
menschenverachtende Bild passten, wurden ausgegrenzt. Dieses Menschenbild
wurde durch den millionenfachen Mord an Juden, Andersdenkenden, Behinderten
deutlich. Geprägt durch die Erfahrung des zweiten Weltkrieges und der Weimarer
Republik sollte der Gottesbezug in der Nachkriegszeit wieder eine stärkere Rolle
einnehmen. Mit der sozialen Marktwirtschaft, sollte eine Freiheit des Individuums,
eine Liberalisierung des Marktes sowie der Leistungswettbewerb erreicht werden.
Darüber hinaus sollte all dies auf christlichen Wertvorstellungen basieren. Der
Bürger erhielt Rechte und Pflichten. Der Staat war für die Sicherstellung der
Teilhabe jedes Menschen in der Gesellschaft zuständig. Er zog sich selbst aber
auch die Grenzen seines Einschreitens. Dies erfolgte im Bezug auf die Würde, die
individuelle Freiheit, sowie der Selbstständigkeit der Menschen. Niemand sollte
aber durch außergewöhnliche Notlagen benachteiligt werden.