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Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung Studiengang ...

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Welches Menschenbild stand hinter den Reformen? 78<br />

noch die Ordnung der Lebensverhältnisse sichern. Dabei ist das Modell des<br />

deutschen Sozialstaates auf die Solidarität aller aufgebaut. 352<br />

Er hat diese Gr<strong>und</strong>vorstellungen über seine Aufgaben aus einem Konsens der<br />

politischen Entscheider nach dem Krieg bezogen.<br />

Durch diese erwähnten Krisen wird der Sozialstaat aufgeweicht, gerade auch<br />

dadurch, dass der Sozialstaat an sich kein eigenes Menschenbild besitzt, sondern<br />

vielmehr durch die Politiker der jeweiligen Regierungsparteien beeinflußt wird, die<br />

auch durch individuelle Erfahrungen geleitet sind. 353<br />

Für die Gesellschaft wird ein nicht mehr auf Solidarität basierender Sozialstaat<br />

unberechenbar, da sich Widersprüche ergeben. Zum einen ist dort die Freiheit<br />

welche jedem Menschen in dieser Gesellschaft zugesichert wird enthalten, zum<br />

anderen soll dieses Ziel über Zwänge erreicht werden. 354<br />

In Folge der Aktivierungsmaßnahmen ist die Möglichkeit gegeben, dass der Staat<br />

auch in die intimsten Lebensbereiche eintritt. Betroffen sind dabei vor allem<br />

<strong>Arbeit</strong>slose, aber auch der Rest der Gesellschaft sieht sich einer<br />

„Präventionspolitik“ 355 gegenüber.<br />

Dieser Eindruck verschärft sich, wenn die Umstellung von „Welfare“ zu „Workfare“<br />

als ein System angesehen wird, welches eine Selektionsfunktion beinhaltet. 356<br />

Diese Selektionsfunktion <strong>und</strong> die damit einhergehende asymmetrische Verteilung<br />

von Einkommen birgt, wie es 1997 schon Wilhelm Heitmeyer schrieb, auch<br />

Gefahren für die Wirtschaft, wenn die Kaufkraft immer weiter zurückgeht. 357<br />

Eine Spaltung der Gesellschaft schreitet voran wenn immer mehr Menschen in<br />

<strong>Arbeit</strong>verhältnissen leben, die als prekär angesehen werden. Nicht nur diese sind<br />

vom sozialen Abstieg bedroht, sondern auch die von Gerhard Schröder<br />

beschriebene „Neue Mitte“. Durch die Zusammenlegung von <strong>Arbeit</strong>slosen- <strong>und</strong><br />

Sozialhilfe ist der Mobilitätsprozess nach unten deutlich schneller geworden. 358<br />

352<br />

vgl. Müller, 2006, S. 132<br />

353<br />

vgl. Behrends, Schumann, 2008, S. 41<br />

354<br />

vgl. Butterwegge, 2006 S. 335<br />

355<br />

Dahme, 2008, S. 16<br />

356<br />

ders., S. 14<br />

357<br />

vgl. Heitmeyer, 1997, S. 224<br />

358<br />

vgl. Burzan, 2008, S. 7

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