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Nebenwirkungen eingesetzt [73, 88]. Die Anwendung wird in der Literatur als<br />
selten und für den Einzelfall vorgesehen beschrieben [44, 59, 88].<br />
1.3.4.3 Anwendungsschwächen<br />
Das WHO-Stufenschema ist im Rahmen von Studien wiederholt auf eine<br />
Anwendbarkeit in der klinischen Praxis überprüft worden [3, 180]. Trotz der<br />
stetigen Weiterentwicklungen der analgetischen Medikation und einer adäquaten<br />
ergänzenden Pharmakotherapie entsprechend dem aktuell gültigen<br />
Anwendungsmodell (WHO-Stufenschema) können nach Mercadante nur 70% bis<br />
90% aller Malignompatienten gut schmerzgemindert werden [109]. Es stellt sich<br />
hier ein Optimierungsbedarf dar. In einer in Deutschland durchgeführten<br />
prospektiven Studie über einen Zeitraum von 10 Jahren konnte Zech mit Hilfe der<br />
Anwendung des WHO-Schemas bei 76% der Probanden einen guten, bei 12%<br />
einen zufriedenstellenden und bei weiteren 12% einen unzureichenden<br />
analgetischen Effekt erzielen [61, 180]. Reid und Forbes dagegen führten eine<br />
weiterhin hohe Prävalenz des Tumorschmerzes trotz adäquater Anwendung des<br />
WHO-Schemas an [142]. Studien von Jadad und Browman sowie Oldenmenger<br />
bestätigen dies [68, 119]. Bislang beruhen die Empfehlungen auf klinischen<br />
Erfahrungen und / oder Expertenmeinungen, eine wissenschaftliche Bewertung<br />
fehlt jedoch weitgehend [77]. Die wesentlichen Kritikpunkte aus der klinischen<br />
Anwendung des WHO-Stufenschemas sind folgende:<br />
– Die Pathophysiologie der Schmerzverarbeitung wird oft nicht ausreichend<br />
berücksichtigt, da die Schmerzstärke das alleinige Entscheidungskriterium zur<br />
Therapieplanung darstellt [113]. Diese wird jedoch in der klinischen Praxis kaum<br />
erhoben [50, 115]. Die unterschiedlichen Mechanismen der Schmerzunterhaltung<br />
sind für eine adäquate Therapie jedoch bedeutsam [114, 127]. Bleiben derartige<br />
Prozesse unberücksichtigt entsteht ein circulus vitiosus aus Dosiseskalation,<br />
Nebenwirkungen, Dosisreduktion und Schmerzexazerationen [72, 90].<br />
– Bei der Therapie neuropathischer Schmerzen sind physiologische Grundlagen<br />
von herausragender Bedeutung [68, 77, 114, 142, 172]. Neuropathische<br />
Schmerzen werden oft nicht ausreichend identifiziert und folglich unzureichend<br />
behandelt [10, 115]. Einige Autoren beschreiben neuropathische Schmerzformen<br />
als schwer behandelbar [21, 53, 75, 100]. Die Wirksamkeit von Antidepressiva<br />
und Antikonvulsiva ist jedoch beschrieben [73, 90, 105]. Laufenberg-Feldmann<br />
empfiehlt den Einsatz der Koanalgetika ergänzend, der alleinige Einsatz<br />
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