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5.7 Bewertung des Mechanismen-orientierten Modells / Fazit<br />
Die vorliegenden Befunde lassen vermuten, dass das Modell eine<br />
Weiterentwicklung zum WHO-Konzept darstellen könnte. Während Gralow die<br />
Berücksichtigung von individuellen Mechanismen insbesondere bei<br />
neuropathischen Schmerzen postuliert [46], wurden diese im Rahmen der<br />
vorliegenden Arbeit auch bei anderen Schmerzformen berücksichtigt. Eine<br />
mögliche Überlegenheit des Mechanismen-orientierten Modells gegenüber dem<br />
WHO-Stufenschema könnte nach Auswertung der Daten wie folgt begründet<br />
werden: Die umfangreiche individualisierte Schmerzanalyse mit einer auf den<br />
jeweiligen Schmerzmechanismus abgestimmte Auswahl von Medikamenten.<br />
Chronifizierungsvorgänge wurden berücksichtigt. Morphin als Referenzsubstanz<br />
[16, 50, 135, 176] entfiel. Während in der Gesamtheit auch unter adäquater<br />
Behandlung mit dem WHO-Schema eine gute Schmerzreduktion möglich scheint<br />
[112, 180], wurde wiederholt die Schwierigkeit bei der Therapie neuropathischer<br />
Schmerzen postuliert [10, 21, 53, 75, 100]. Auf der Palliativstation wurden<br />
neuropathische Schmerzen identifiziert, angemessen und erfolgreich behandelt.<br />
Die miterfassten Begleitsymptome konnten reduziert werden, sodass dies als<br />
möglicher Hinweis auf gute Verträglichkeit der Schmerztherapie gesehen werden<br />
könnte. In Bezug auf die hochpotenten Opiate war eine deutliche Zunahme unter<br />
Einsatz des Mechanismen-orientierten Therapiemodells zu verzeichnen, während<br />
die anderen pharmakologischen Substanzgruppen (beispielsweise<br />
Antidepressiva oder Antikonvulsiva) nur geringe Unterschiede in Bezug auf die<br />
Häufigkeit bei Aufnahme und Entlassung aufwiesen. Dies könnte wie folgt<br />
interpretiert werden: das Kollektiv war in vielen Fällen bereits in einschlägigen<br />
Fachabteilung in Behandlung und somit bei Aufnahme möglicherweise bereits gut<br />
vormediziert.<br />
Im Rahmen der Studie war nur die Erfassung des Gesamten möglich. Starke<br />
intraindividuelle Therapiemodifikationen wie im Einzelfallbeispiel (vergleiche<br />
Kapitel 4.11) aufgezeigt, konnten nicht abgebildet werden. Ein Nachteil des<br />
Mechanismen-orientierten Ansatzes ist der höhere Zeitaufwand einer<br />
Therapieplanung / Anpassung gegenüber dem Schema der WHO. Die Analyse<br />
und die entsprechende diagnostische Einordung des etwaigen zugrunde<br />
liegenden Mechanismus nimmt Zeit in Anspruch, die Anwendung des Schemas<br />
der WHO kann im klinischen Alltag oft schneller erfolgen, zudem ist Expertise zur<br />
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