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Wirtschaftsbericht_2016

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Wirtschaftspolitisches Programm<br />

<strong>Wirtschaftsbericht</strong> Österreich <strong>2016</strong><br />

4.3. Wettbewerbspolitik<br />

Generelle wettbewerbspolitische Herausforderungen<br />

Komplexere Marktstrukturen und Wertschöpfungsketten sowohl bei Sachgütern als auch bei Dienst-<br />

leistungen stellen die Wettbewerbspolitik vor immer neue Herausforderungen. Grundlegend für die<br />

Wettbewerbspolitik ist es, einen fairen und freien Markt zu gewährleisten, indem Konzentrations-<br />

tendenzen überprüft und Marktmachtmissbrauch sowie Kartellbildung und sonstige wettbewerbs-<br />

schädliche Absprachen bekämpft werden. Im weiteren Sinne gehören zur Wettbewerbspolitik auch<br />

die Sicherstellung eines fairen Wettbewerbes, sei es durch Schaffung eines regulativen Rahmens in<br />

den unterschiedlichen Rechtsgebieten, der die Voraussetzungen für ein faires Wirtschaften ermög-<br />

licht als auch im Sinne der Verhinderung von unfairen Geschäftspraktiken. Die wachsende digitale<br />

Wirtschaft, neue technologische Entwicklungen und länder- sowie kontinentübergreifende Tätig-<br />

keitsbereiche von Unternehmen erfordern eine laufende Diskussion, inwiefern dieser rechtliche Rah-<br />

men für die Sicherstellung des Wettbewerbs auch modernen Wirtschaftsstrukturen gewachsen ist.<br />

Digitalisierung und Binnenmarkt<br />

Digitalisierung birgt Chancen, das Spektrum der Marktmöglichkeiten deutlich zu erweitern für Kon-<br />

sumenten und Konsumentinnen wie für Unternehmen. Eine voreilige automatische Ausweitung der<br />

wettbewerbsrechtlichen Marktdefinition könnte aber Wettbewerbsprobleme übersehen. Je größer<br />

der Markt definiert wird, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen als markt-<br />

mächtig eingestuft wird. Weiterhin wird es daher im Einzelfall von der jeweiligen Branche abhän-<br />

gen, wie der Markt (regional, national, oder europäisch) zu definieren ist.<br />

Das Wachstum von digitalen Unternehmen geht rascher vor sich als etwa in klassischen Produk-<br />

tionsunternehmen. Während ein Produktionsunternehmen für unternehmerisches Wachstum Ka-<br />

pazitäten aufstockt und damit Investitionen für Betriebsstättenausbau vollziehen muss, kann ein<br />

digitales Unternehmen die Marktmacht schneller ausbauen. Insofern steht hier die Aufsicht über<br />

den Missbrauch von Marktmacht aber auch die Fusionskontrolle vor besonderen Herausforderun-<br />

gen. In Deutschland ist daher geplant, dass bei der Fusionskontrolle neben den Umsatzschwellen<br />

auch das Transaktionsvolumen bei der Fusion als Kriterium herangezogen wird - eine Diskussion,<br />

die auch in Österreich stattfindet.<br />

Plattformen als Marktvermittler<br />

Plattformen ermöglichen, dass mit einem Mausklick Angebot und Nachfrage aus der ganzen Welt<br />

zusammengeführt werden können. Ihre größten Vermögenswerte sind meist eine große Anzahl von<br />

Daten. Daten können gerade in der heutigen Zeit mit den neuesten Technologien wie eine neue<br />

Währung angesehen werden. Aus konsumentenpolitischer Sicht sind hier mehrere Fragestellungen<br />

betroffen. Ein wesentlicher Aspekt ist oft die mangelnde Transparenz, welche Daten gespeichert<br />

werden. Die Anwendung der neuen EU-Datenschutzgrundsatzverordnung, die im April <strong>2016</strong> verab-<br />

schiedet wurde und in der ersten Jahreshälfte 2018 in Kraft treten wird, wird hier wesentlich sein.<br />

Darin enthalten sind Regelungen über das Recht auf Vergessen werden, Verarbeitung der Daten<br />

nur nach ausdrücklicher Einwilligung der betroffenen Person und Vorgaben über die Formulierung<br />

von Datenschutzbestimmungen, die in klarer und verständlicher Sprache erläutert werden müssen.<br />

Europaweit stehen die Praktiken von Hotelbuchungsplattformen auf dem Prüfstand der Wettbe-<br />

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