Wirtschaftsbericht_2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wirtschaftspolitisches Programm<br />
<strong>Wirtschaftsbericht</strong> Österreich <strong>2016</strong><br />
Das Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) schafft einen innovativen, zeitgemäßen Rechtsrah-<br />
men für Crowdfunding- und Bürgerbeteiligungsmodelle in Österreich mit Vorbildwirkung für Euro-<br />
pa. Das Gesetz erleichtert ausschließlich realwirtschaftliche Investitionen in KMU und betont Trans-<br />
parenz und Sicherheit für Anleger. Wie wichtig das ist, zeigen die Erfolge seit dem Inkrafttreten am<br />
1. September 2015. Seither sind über diesen Weg weit über 10 Mio. € investiert worden, weit mehr<br />
als im ganzen Jahr 2014 zusammen. Im Rahmen des <strong>2016</strong> erstmals veröffentlichten „Alternative<br />
Finance Maturity Index“ des CrowdfundingHub erreicht Österreich aufgrund des Alternativfinanzie-<br />
rungsgesetzes (AltFG) einen Platz im europäischen Spitzenfeld (Rang 6).<br />
Eine zentrale Herausforderung für den österreichischen Kapitalmarkt ist die Mobilisierung von fi-<br />
nanziellen Mitteln privater und institutioneller Anleger, die zwar vorhanden, derzeit aber noch nicht<br />
investiert sind. Auch die Europäische Kommission identifiziert die unterdurchschnittliche Mobilisie-<br />
rung von Eigenmitteln innerhalb Österreichs als große Schwäche im Venture Capital und Private<br />
Equity Bereich: Der Zufluss von Risikokapital übersteige den Abfluss deutlich, was darauf schließen<br />
lasse, dass genügend geeignete Projekte für Investitionen vorhanden sind. Bisher wurde der Risi-<br />
kokapitalmarkt vor allem mithilfe von öffentlichen Fonds vitalisiert. Laut EVCA-Statistik 2014 war in<br />
Österreich die öffentliche Hand mit ca. 77% aller Private Equity und Venture Capital Investitionen<br />
der Hauptfinancier in diesem Bereich (Europa: 5,2%). Mit einem neuen Rahmen für eine Mittel-<br />
standsfinanzierungsgesellschaft soll hier gegengesteuert werden.<br />
Die langfristige Beteiligung der im Unternehmen Beschäftigten an Kapital und Erfolg eines Unter-<br />
nehmens kann eine nachhaltig stabile Eigentümerstruktur forcieren und neue Mitbestimmungs-<br />
möglichkeiten, Arbeitsplätze und Arbeitsplatzsicherheit schaffen. Im Zuge der Steuerreform wurde<br />
der steuerliche Freibetrag für Mitarbeiterbeteiligungen von 1.460 auf 3.000 € verdoppelt. Nun<br />
gilt es entsprechende Modelle zu entwickeln, die es ermöglichen, von Mitarbeitern und Mitarbeite-<br />
rinnen gehaltene Unternehmensanteile als langfristige Kernaktionärsgruppe zu bündeln und eine<br />
geordnete Ausübung der Eigentümerstimmrechte im Unternehmen zu gewährleisten.<br />
Für neue Emittenten, kleinere und mittlere AGs sind die Kosten und Anforderungen einer Börse-<br />
notierung am geregelten Markt sehr hoch. Für diese Unternehmen zeigen Erfahrungen in anderen<br />
europäischen Ländern, dass sich eine Ausgestaltung als multilaterale Handelsplattform (MTF) aus<br />
regulatorischer Sicht am ehesten als Handelsplatz eignet. Der Dritte Markt als MTF der Wiener Bör-<br />
se ist für Neuzugänge ausschließlich auf Namensaktienbasis erlaubt. Das hemmt das Wachstum in<br />
diesem Segment. Der Börsehandel mit Namensaktien ist derzeit aber abwicklungstechnisch nicht<br />
möglich. In Österreich braucht es daher für erfolgreiche und wachsende KMU einen funktionieren-<br />
den transparenten Kapitalmarkt, um in der Wachstumsphase der Unternehmen die Handelbarkeit<br />
der Beteiligungen, die Möglichkeit strukturierter Exits sowie den Zugang zu neuem Wagniskapital<br />
zu ermöglichen.<br />
47