Wirtschaftsbericht_2016
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Wirtschaftspolitisches Programm<br />
<strong>Wirtschaftsbericht</strong> Österreich <strong>2016</strong><br />
lifikationssystem wesentlichsten Schul und Ausbildungsabschlüsse in der beruflichen Bildung bis<br />
Ende 2018 zugeordnet werden. In einer künftigen Umsetzungsphase sollen NQR-Servicestellen die<br />
Zuordnung von nichtformalen Qualifikationen unterstützen. Im Sinne eines umfassenden NQRs<br />
wird die Entwicklung einer nationalen Strategie zur Validierung nicht-formalen und informellen<br />
Lernens verfolgt. So sollen künftig auch auf „nichttraditionellem“ Weg erworbene Kompetenzen<br />
durch entsprechende Validierungsverfahren Sichtbarkeit erlangen und im NQR abgebildet werden.<br />
Anschließend sollen die Qualifikationen anhand ihrer zentralen Lernergebnisse in einem mit dem<br />
EQRPortal verknüpften, nationalen NQRQualifikationsregister abgebildet und damit vergleichbar<br />
gemacht werden.<br />
Berufsausbildung<br />
2015 wurden in Österreich 109.963 Lehrlinge ausgebildet, davon 100.635 in Unternehmen und<br />
9.328 in überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen. Die Gesamtzahl der Lehrlinge ist gegenüber<br />
2014 um 4,4% gesunken. 38% der Jugendlichen eines Jahrganges entscheiden sich für einen<br />
Lehrberuf, damit ist die duale Ausbildung der zahlenmäßig stärkste Bildungsweg der Sekundarstufe<br />
II. Die gute Arbeitsmarkteinmündung von Lehrabsolventen und Lehrabsolventinnen zeigt sich vor<br />
allem in der sehr guten Einkommenssituation. Die Lehrlingsausbildung ist der wichtigste Weg zum<br />
Unternehmertum. Im Jahr 2015 hatten mehr als ein Drittel aller Selbständigen einen Lehrabschluss<br />
als höchste abgeschlossene Ausbildung. Auch hinsichtlich der Qualität der Ausbildung gilt die öster-<br />
reichische Lehrlingsausbildung europaweit als „best practice“. Bei den Berufsweltmeisterschaften<br />
(„World Skills“) 2015 in Sao Paulo war Österreich die erfolgreichste europäische Nation.<br />
Die betriebliche Lehrstellenförderung bezweckt die Unterstützung der Lehrbetriebe durch die Ba-<br />
sisförderung und qualitätsbezogene Förderarten wie z.B. Förderung der Teilnahme an Ausbildungs-<br />
verbünden und der Weiterbildung von Ausbildern oder aliquoter Ersatz der Lehrlingsentschädigung<br />
bei Lehre mit Matura oder bei Auslandspraktika. Dafür stehen <strong>2016</strong> rund 160 Mio. € aus Mitteln des<br />
Insolvenz-Entgelt-Fonds zur Verfügung.<br />
Wesentliche Modernisierungen des dualen Systems in Österreich wurden durch die neue Förder-<br />
richtlinie und die Lehrberufspakete 2015 und <strong>2016</strong> vorgenommen. Die geänderte Förderrichtlinie<br />
ist seit 1.1.<strong>2016</strong> in Kraft. Der wesentliche Hintergrund war die im Juli 2015 erfolgte Novellierung<br />
des Berufsausbildungsgesetzes mit neuen qualitätsbezogenen Bestimmungen und neue Herausforderungen<br />
an das Ausbildungssystem, insbesondere durch die aktuellen Migrationsbewegungen. Um<br />
eine nachhaltige Integration von Personen mit Integrationsschwierigkeiten (u.a. Asylberechtigte<br />
oder Personen mit Lernschwierigkeiten) in die duale Ausbildung zu erleichtern, wurden zusätzli-<br />
che Unterstützungsmaßnahmen initiiert, u.a. die Förderung überregionaler Lehrstellenvermittlung.<br />
Damit die Ausbildungsinhalte dem Stand der Zeit entsprechen, werden jährlich mehrere Berufs-<br />
bilder modernisiert oder gänzlich neu geschaffen. Das Lehrberufspaket <strong>2016</strong> umfasst neun neue<br />
Berufsbilder, im Jahr 2015 wurden insgesamt 18 neue Ausbildungsordnungen erlassen. Die neuen<br />
Bestimmungen unterstützen damit den Kompetenzerwerb der Jugendlichen und tragen zur Attrak-<br />
tivität der Ausbildung in einzelnen Berufsfeldern bei.<br />
Mit dem Inkrafttreten des österreichischen Nationalen Qualifikationsrahmens (siehe weiter oben)<br />
werden alle österreichischen Qualifikationen einem von acht Qualifikationsniveaus zugeordnet. Die<br />
Meisterprüfung ist für die Stufe 6 vorgesehen. Damit wird die Meisterprüfung als berufspraktische<br />
Qualifikation europaweit aufgewertet und für den jeweiligen beruflichen Kontext gleichwertig<br />
einem Bachelor dargestellt.<br />
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