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Gsungen & G\'spielt 3/2016

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INT´RESSANTERWEIS<br />

Alte Handwerksstücke dienen dem Zinnranzenmacher als Vorlage.<br />

Gussformen hat der Ranzenmacher. Um<br />

die Zinnnägel im Leder zu befestigen,<br />

wird das Leder im gewünschten Muster<br />

für jeden Stift vorgestochen. Während<br />

der winzige Zinnkopf auf der Vorderseite<br />

auf dem Leder sichtbar bleibt, wird<br />

der dünne Stift auf der Rückseite umgebogen.<br />

Größere Nägel fixiert Wilfried<br />

paarweise zusammen und verlötet sie.<br />

„Das wurde früher zwar in dieser Form<br />

nicht gemacht, weil es keinen Strom<br />

gab, aber ich habe mir das angewöhnt,<br />

damit die Zinnnägel noch sicherer befestigt<br />

sind“, beschreibt der Handwerker.<br />

Je nach Aufwand benötigt er für seine<br />

Ranzen zwischen drei Tagen und zehn<br />

Wochen. Den Hauptteil seiner Kollektion<br />

machen Gürtel, Taschen und Ranzen<br />

aus, wobei Wilfried auch für Verzierungen<br />

von Schuhen sorgt und nach<br />

alter Art gefaltete Sterntabakbeutel und<br />

sogar Falkenhauben herstellt. „Heutzutage<br />

sind die Wünsche der Kunden sehr<br />

vielfältig. Ich bemühe mich, sie zu erfüllen.<br />

Grundsätzlich ist alles möglich,<br />

es kommt nur drauf an, wie viel man<br />

ausgeben will“, meint er. Vielfach kommen<br />

vor allem Privatpersonen zu ihm.<br />

Sie sind bereit für einen Zinnranzen,<br />

für dessen Design und die wochenlange<br />

Fertigung tief in die Tasche zu greifen<br />

und auch ein Jahr auf ihr Unikat bis zur<br />

Fertigstellung zu warten.<br />

Sammler aus Leidenschaft<br />

Wilfried besitzt eine große Fotosammlung<br />

zum Thema Ranzenstickerei.<br />

Außerdem sammelt er aus Liebe alte<br />

Ranzen. Auch altertümliche Taschen,<br />

wie die früheren Metzger- und Fleischertaschen<br />

sowie die Köcher- und<br />

Zögertaschen, sind in seinem Besitz.<br />

Beide Arten hatten früher eine notwendige<br />

Funktion, ehe sie zu beliebten<br />

Accessoires der Tracht wurden. Fuhrmannsbesteck,<br />

Klappmesser und Patronentaschen<br />

sind ebenfalls Teil seiner<br />

Sammlung. Der Ranzenmacher ist auch<br />

immer auf der Suche nach passenden<br />

Schnallen für seine Gürtel und Ranzen<br />

und wird magisch angezogen von allem,<br />

was mit Tracht- bzw. Vereinskleidung zu<br />

tun hat. Anlässlich diverser Handwerksvorführungen<br />

kann man Wilfried bei<br />

der Herstellung dieser Gürtel zusehen.<br />

Leidenschaftlich erzählt er dort von den<br />

alten Zinnranzen, die, wie er sagt, „ein<br />

Stück unserer Kultur, unseres Brauchtums<br />

und unserer Geschichte sind“. Er<br />

will dazu beitragen, Althergebrachtes zu<br />

bewahren und der Nachwelt zu erhalten.<br />

Redegewandt wie er ist, kann er die<br />

Menschen für sein Handwerk begeistern<br />

und sie auch oftmals überzeugen, sich<br />

selbst einen einzigartigen Ranzen anfertigen<br />

zu lassen. Andere sind allein vom<br />

Zuschauen sehr fasziniert und wenn sie<br />

einmal selbst probieren dürfen, sind sie<br />

fast schon stolz auf sich – egal ob Groß<br />

oder Klein. Auch seinen beiden Söhnen<br />

konnte er die Technik vermitteln, die allerdings<br />

nicht ganz so leidenschaftlich<br />

damit verbunden sind wie ihr Vater.<br />

„Zinnranzen sind mein<br />

Leben, meine Liebe und<br />

meine Leidenschaft.“<br />

Mit dabei: Wilfried Weiss wird<br />

beim 22. Alpenländischen Volksmusikwettbewerb/Herma<br />

Haselsteiner-Preis<br />

vom 27. – 29. Oktober im<br />

Congress Innsbruck im Rahmen der<br />

Ausstellung „Rund um die Volksmusik“<br />

seine Schätze und sein Handwerk<br />

präsentieren.<br />

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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong>

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