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STELLT´S ENK VOR<br />
Die finnische Kantele gibt es in den verschiedensten<br />
Größen. (Foto: Martin Mallaun)<br />
aus Finnland sowie Martin Mallaun als<br />
„Lokalmatador“ aus St. Johann in Tirol<br />
erstmals für ein überaus spannendes Musikprojekt<br />
zusammen: Unter dem Titel<br />
„Landscapes in White and Green“ treffen<br />
Musiktraditionen aus Österreich, Finnland<br />
und China aufeinander, treten in interkulturellen<br />
Dialog und nähern sich im<br />
transkulturellen Austausch an.<br />
Dabei gehen die „artists in residence“<br />
auch Fragen nach, was zum Beispiel<br />
chinesische Volksmusik von alpenländischer<br />
Stubnmusi unterscheidet, warum<br />
zeitgenössische Kompositionen für<br />
Kantele finnische Ehrensache sind oder<br />
woher überhaupt die unterschiedlichen<br />
Volksmusiktraditionen kommen. Doch<br />
nicht nur traditionelle Volksmusik lassen<br />
die Musiker an Guzheng, Kantele, Zither<br />
und Liru (als einzigem Blasinstrument)<br />
hören: der einwöchige Aufenthalt dient<br />
dem neu zusammengestellten Ensemble<br />
dazu, zeitgenössische Auftragskompositionen<br />
zu erarbeiten und in einem Konzert<br />
am Freitag, den 7. Oktober <strong>2016</strong> in der<br />
Alten Gerberei St. Johann uraufzuführen.<br />
Zusätzlich sollen auch die Kleinsten die<br />
exotisch anmutenden Instrumente schon<br />
mit allen Sinnen erfahren. Die Möglichkeit<br />
dazu besteht am Samstag, den 8. Oktober<br />
<strong>2016</strong> beim Babykonzert „Lauschen<br />
und Plauschen“ für Zuhörer von 0 – 3<br />
Jahren und interessierte Eltern. Kaffeeplausch<br />
und Krabbelecke inklusive!<br />
Volksmusik-Workshop<br />
Wer als heimischer Musikant/heimische<br />
Musikantin einmal Volksmusik über<br />
den Alpenrand hinaus machen möchte,<br />
ist herzlich eingeladen, sich in einem<br />
Die „WirkWerkerInnen“ Edith Gasteiger, Karin Girkinger, Werner Gantschnigg, Hans Oberlechner<br />
und Cornelia Erber (v. l. n. r.) vom Verein ARGE WirkWerk (Foto: Verena Mühlbacher)<br />
Workshop am Samstag, den 8. Oktober<br />
<strong>2016</strong> mit den Musikern aus Finnland<br />
und Taiwan instrumental auszutauschen<br />
und in deren traditionelle Musik hineinzuhorchen.<br />
Teilnehmen können Volksmusikanten,<br />
Hobby- und Profimusiker<br />
sowie Musikschüler aller Instrumentengruppen<br />
und jeden Levels. Die „artists in<br />
residence“ lassen sich im Workshop beim<br />
Musizieren nicht nur über die Schulter<br />
schauen, sondern wollen mit den Teilnehmern<br />
auch gemeinsam weltmusikalisch<br />
aufspielen. Aus den musikalischen Parallelen,<br />
aber auch Gegensätzen entsteht<br />
im gemeinsamen Spiel die lebendigste<br />
Volksmusik, die überhaupt vorstellbar<br />
ist. Dabei soll die Auseinandersetzung<br />
mit den klanglichen und ästhetischen Aspekten<br />
verschiedener und doch ähnlicher<br />
Instrumente sowie musikalischer Traditionen<br />
zum flexibleren Verständnis der eigenen<br />
Kultur beitragen.<br />
Vielseitiges und Vielsaitiges –Zithern<br />
weltweit<br />
Warum hat es uns die Zither angetan?<br />
Zithern gibt es seit langem und in vielen<br />
Teilen der Welt. Während aber schon in<br />
der Antike diverseZithervorläuferbekannt<br />
waren – der Name leitet sich vom griechischen<br />
Kithara ab – ist unsere alpenländische<br />
Ausgabe ein vergleichsweise<br />
junger „Hupfer“. So entwickelten findige<br />
Instrumentenbauer in Wien erst um<br />
1820 Instrumente, die mit der modernen<br />
Zither vergleichbar sind. Man stelle sich<br />
vor: die Zither ist in etwa so alt bzw. jung<br />
wie das Akkordeon oder das Saxophon!<br />
Ursprünglich wurde das Instrument vor<br />
allem für sogenannte „Salonmusik“,<br />
also die Unterhaltungsmusik jener Zeit,<br />
verwendet. Im Zuge der aufkommenden<br />
Alpenromantik fand das Instrument aber<br />
bald Eingang in die ländliche Volksmusikpraxis<br />
und ist heute aus unserer Volkmusik<br />
kaum wegzudenken. Natürlich gab<br />
es aber bereits vorher im Alpenraum Vorläufer<br />
der Zither. Namentlich das Raffele<br />
und das noch ältere Scheitholt. Dieses Instrument<br />
schnitt aber in der Meinung seiner<br />
Zeitgenossen nur schlecht ab. So ätzte<br />
der Musiktheoretiker Michael Praetorius<br />
1619, dass dieses Instrument „billich unter<br />
die Lumpeninstrumenta referiret werden<br />
sollte“. Wer nun meint, Zithern seien<br />
etwas spezifisch Alpines, der irrt! In vielen<br />
Ländern haben sich die unterschiedlichsten<br />
Typen von Zithern entwickelt. So<br />
gibt es in China die große, beeindruckend<br />
klingende Wölbbrettzither Guzheng und<br />
die viel leisere Guqin, ein Instrument mit<br />
über 3000-jähriger Geschichte. In Japan<br />
spielt das Koto eine besondere Rolle, in<br />
Korea die Gayageum. Wer sich mit persischer<br />
oder türkischer Musik beschäftigt,<br />
wird unweigerlich auf das Kanun stoßen.<br />
Eine Zither, die unglaublich virtuos gespielt<br />
wird. Während unsere europäische<br />
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong><br />
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