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RÜCKSICHT<br />
MIT PFEIFEN, SAITEN,<br />
TROMMELKLANG<br />
Das Musizieren auf der Schwegelpfeife hat viele<br />
Freunde gefunden.<br />
Text: Gernot Niederfriniger | Fotos: Martina Springeth<br />
Schwegelmarsch in friedlichen Zeiten, im Dorfanger in Mals<br />
Ende Juli erfüllten volksmusikalische<br />
Klänge in Mals im Vinschgau die<br />
Straßen. Anlass war das Seminar „Mit<br />
Pfeifen, Saiten, Trommelklang“ des<br />
Südtiroler Volksmusikkreises. Bereits<br />
1969 fand die erste Südtiroler Schwegelwoche<br />
statt, die sich bis in die Mitte<br />
der 1980er-Jahre unter der Leitung von<br />
Rudi Pietsch und Hermann Härtel großer<br />
Beliebtheit erfreute. Nach einigen<br />
Jahren Pause wurde von 1989 bis 2005<br />
die Schwegelwoche vom Südtiroler<br />
Volksmusikkreis (Leitung: Volker Klotz<br />
und Gernot Niederfriniger) am Larchhof<br />
in Ratschings organisiert und weitergeführt.<br />
2006 bis 2015 übersiedelte die<br />
Veranstaltung als Wochenendseminar<br />
„Schwegeln im Vinschgau“ nach Mals.<br />
Freunde der Schwegel<br />
Die ursprüngliche Besetzung von<br />
Schwegel und Trommel ist nach wie<br />
vor beliebt und hat auch für heutige<br />
Musikanten ihren besonderen Reiz.<br />
Heuer wurden ins Programm des Seminars<br />
„Mit Pfeifen, Saiten, Trommelklang“<br />
erstmals die vielen „Freunde“<br />
der Schwegelpfeife aufgenommen und<br />
in der Ausschreibung auch Musikanten<br />
mit Geige, Harfe, Osttiroler Hackbrett,<br />
Bassgeige und Schützentrommel<br />
eingeladen. Dies soll Anlass sein, kurz<br />
den Weg der Schwegelpfeife und ihrer<br />
Musik im Lauf der Jahrhunderte zu betrachten.<br />
... beim Marschieren, am Schießstand<br />
Die Schwegel erfüllte in Kombination<br />
mit der Trommel eine wichtige musikalische<br />
Funktion zur Marschordnung<br />
der Soldaten in den Kompanien der<br />
Tiroler Landesverteidigung. Nachzulesen<br />
ist bei Kaiser Maximilian I. ein „...<br />
frohlich Pfeifen und Trumlschlagen ...“<br />
und in der Militärmusik des österreichischen<br />
Heeres zur Zeit von Maria Theresia<br />
mussten die Trommler die Märsche<br />
in vorgeschriebener Art schlagen<br />
und die Pfeifer hatten „... herzhaft zu<br />
begleiten“. Die Pfeifer und Trommler<br />
waren sehr angesehen und sorgten nicht<br />
nur für Ordnung und Gleichschritt,<br />
sondern auch für Ermutigung, Erbauung<br />
und Motivation im theresianischen<br />
Heer und bei den Schützen in den Tiroler<br />
Freiheitskämpfen. Reisende Schriftsteller<br />
und zeitgenössische Maler (z. B.<br />
August Lewald, Jakob Placidus Altmutter,<br />
Josef Weger) haben die Funktion<br />
der Schwegelmusik zu Beginn des 19.<br />
Jahrhunderts beschrieben und festgehalten.<br />
Neben der Schützenmusik im Kampf<br />
wird auch die Schießstandmusik bei<br />
den Schützenfesten dokumentiert:<br />
Schwegler und Trommler begleiteten<br />
musikalisch die vom Zieler angezeigten<br />
Treffer, sorgten für Unterhaltung und<br />
begleiteten auch die kunstvollen Figuren<br />
der Fahnenschwinger. Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts wurden etliche Schwegelmelodien<br />
in Klavierkompositionen<br />
und Orchesterwerken von Tiroler Komponisten<br />
zitiert und so an die Tiroler<br />
Freiheitskämpfe erinnert. Auch im 20.<br />
Jahrhundert wurde die Schwegelmusik<br />
in einigen programmatischen Tiroler<br />
Blasmusik-Kompositionen eingebaut,<br />
als Reminiszenz an die alte Schützenmusik.<br />
... zur Hochzeit, beim Tanz<br />
Die älteste Aufzeichnung von Schwegelmusik<br />
mittels Noten erfolgte in der<br />
„Sonnleithner Sammlung“, der großangelegten<br />
Volksmusiksammlung der<br />
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien<br />
im Jahr 1819. Deren Sekretär Joseph<br />
Sonnleithner erhielt Tänze einer Hochzeitsmusik<br />
für „zwei Geigen, eine Baß-<br />
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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong>