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Gsungen & G\'spielt 3/2016

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RÜCKSICHT<br />

MIT PFEIFEN, SAITEN,<br />

TROMMELKLANG<br />

Das Musizieren auf der Schwegelpfeife hat viele<br />

Freunde gefunden.<br />

Text: Gernot Niederfriniger | Fotos: Martina Springeth<br />

Schwegelmarsch in friedlichen Zeiten, im Dorfanger in Mals<br />

Ende Juli erfüllten volksmusikalische<br />

Klänge in Mals im Vinschgau die<br />

Straßen. Anlass war das Seminar „Mit<br />

Pfeifen, Saiten, Trommelklang“ des<br />

Südtiroler Volksmusikkreises. Bereits<br />

1969 fand die erste Südtiroler Schwegelwoche<br />

statt, die sich bis in die Mitte<br />

der 1980er-Jahre unter der Leitung von<br />

Rudi Pietsch und Hermann Härtel großer<br />

Beliebtheit erfreute. Nach einigen<br />

Jahren Pause wurde von 1989 bis 2005<br />

die Schwegelwoche vom Südtiroler<br />

Volksmusikkreis (Leitung: Volker Klotz<br />

und Gernot Niederfriniger) am Larchhof<br />

in Ratschings organisiert und weitergeführt.<br />

2006 bis 2015 übersiedelte die<br />

Veranstaltung als Wochenendseminar<br />

„Schwegeln im Vinschgau“ nach Mals.<br />

Freunde der Schwegel<br />

Die ursprüngliche Besetzung von<br />

Schwegel und Trommel ist nach wie<br />

vor beliebt und hat auch für heutige<br />

Musikanten ihren besonderen Reiz.<br />

Heuer wurden ins Programm des Seminars<br />

„Mit Pfeifen, Saiten, Trommelklang“<br />

erstmals die vielen „Freunde“<br />

der Schwegelpfeife aufgenommen und<br />

in der Ausschreibung auch Musikanten<br />

mit Geige, Harfe, Osttiroler Hackbrett,<br />

Bassgeige und Schützentrommel<br />

eingeladen. Dies soll Anlass sein, kurz<br />

den Weg der Schwegelpfeife und ihrer<br />

Musik im Lauf der Jahrhunderte zu betrachten.<br />

... beim Marschieren, am Schießstand<br />

Die Schwegel erfüllte in Kombination<br />

mit der Trommel eine wichtige musikalische<br />

Funktion zur Marschordnung<br />

der Soldaten in den Kompanien der<br />

Tiroler Landesverteidigung. Nachzulesen<br />

ist bei Kaiser Maximilian I. ein „...<br />

frohlich Pfeifen und Trumlschlagen ...“<br />

und in der Militärmusik des österreichischen<br />

Heeres zur Zeit von Maria Theresia<br />

mussten die Trommler die Märsche<br />

in vorgeschriebener Art schlagen<br />

und die Pfeifer hatten „... herzhaft zu<br />

begleiten“. Die Pfeifer und Trommler<br />

waren sehr angesehen und sorgten nicht<br />

nur für Ordnung und Gleichschritt,<br />

sondern auch für Ermutigung, Erbauung<br />

und Motivation im theresianischen<br />

Heer und bei den Schützen in den Tiroler<br />

Freiheitskämpfen. Reisende Schriftsteller<br />

und zeitgenössische Maler (z. B.<br />

August Lewald, Jakob Placidus Altmutter,<br />

Josef Weger) haben die Funktion<br />

der Schwegelmusik zu Beginn des 19.<br />

Jahrhunderts beschrieben und festgehalten.<br />

Neben der Schützenmusik im Kampf<br />

wird auch die Schießstandmusik bei<br />

den Schützenfesten dokumentiert:<br />

Schwegler und Trommler begleiteten<br />

musikalisch die vom Zieler angezeigten<br />

Treffer, sorgten für Unterhaltung und<br />

begleiteten auch die kunstvollen Figuren<br />

der Fahnenschwinger. Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts wurden etliche Schwegelmelodien<br />

in Klavierkompositionen<br />

und Orchesterwerken von Tiroler Komponisten<br />

zitiert und so an die Tiroler<br />

Freiheitskämpfe erinnert. Auch im 20.<br />

Jahrhundert wurde die Schwegelmusik<br />

in einigen programmatischen Tiroler<br />

Blasmusik-Kompositionen eingebaut,<br />

als Reminiszenz an die alte Schützenmusik.<br />

... zur Hochzeit, beim Tanz<br />

Die älteste Aufzeichnung von Schwegelmusik<br />

mittels Noten erfolgte in der<br />

„Sonnleithner Sammlung“, der großangelegten<br />

Volksmusiksammlung der<br />

Gesellschaft der Musikfreunde in Wien<br />

im Jahr 1819. Deren Sekretär Joseph<br />

Sonnleithner erhielt Tänze einer Hochzeitsmusik<br />

für „zwei Geigen, eine Baß-<br />

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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong>

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