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RÜCKSICHT<br />
geig und ein Schwegel“ erstmalig in<br />
Partiturform aus der Gemeinde Ritten<br />
zugesandt. Schon hier spielen Pfeifer<br />
und Streicher zusammen. Beim Tanz<br />
im Wirtshaus und bei musikalisch-gesellschaftlichen<br />
Anlässen erklang die<br />
Schwegel mit Geige, Hackbrett und<br />
Bassgeige (Bassettl). Zur Abwechslung<br />
wurden Jodler und Lieder gepfiffen.<br />
Experimente mit dem Bau<br />
Mit dem Aufkommen der Volksmusikpflege<br />
und der Begeisterung an der<br />
„Hausmusik“ Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
wurde beim Bau der Schwegelpfeife<br />
experimentiert. Die Schwegelpfeife<br />
wurde früher fast ausschließlich<br />
einteilig mit einfachen Grifflöchern<br />
und zylindrischer Bohrung gebaut und<br />
in den höchsten Tonlagen gespielt bzw.<br />
„gepfiffen“. Vor allem der Instrumentenbauer<br />
Hausa Schmidl (1905 – 1999)<br />
aus Villach/Kärnten schuf mit seiner<br />
„Hausmusik-Schwegel“ hunderte<br />
Schwegeln zu einem erschwinglichen<br />
Preis, die für das Zusammenspiel mit<br />
anderen Instrumenten konzpiert sind:<br />
durch die konische Bohrung klingt die<br />
Schwegel auch in den tiefen Lagen rund<br />
und voll, zweiteilige Instrumente lassen<br />
sich besser stimmen, die Doppelbohrung<br />
bei den zwei tiefen Grifflöchern<br />
erleichtert chromatische Wechseltöne,<br />
verschiedene Holzarten ergeben verschiedene<br />
Klangfarben und der Bau in<br />
fast allen Tonarten ergibt Schwegelgrößen<br />
vom „Kugelschreiber“ bis zur<br />
Bass-Schwegel.<br />
Mit Pfeifen, Saiten, Trommelklang<br />
Die Engel-Familie aus Reutte hatte<br />
durch ihr musikalisches, virtuoses Spiel<br />
auf den Schmidl-Schwegeln großen Einfluss<br />
auf das Zusammenspiel mit anderen<br />
Instrumenten. Bei ihren zahlreichen<br />
Konzerten und LP-Aufnahmen kombinierten<br />
sie die Schwegel mit vielen<br />
Lisa und Maurizio, zwei italienische Musikerfreunde zu Besuch<br />
Das Wirtshaus als Musikantenschule: Begleiten will gelernt sein!<br />
„klassischen“ Instrumenten wie Gitarre,<br />
Geige und Fagott und waren dadurch<br />
Vorbild für viele Schwegelgruppen im<br />
Alpenraum. Auch Rundfunksendungen<br />
und Pfeifer- und Schwegelwochen<br />
verhalfen der Schwegel, neue Instrumenten-Freunde<br />
zu finden und das musikantische<br />
Zusammenspiel von Singen,<br />
Musik und Tanz zu fördern.<br />
Mehrere Instrumentalpädagogen befassen<br />
sich in ihren Seminar- und Diplomarbeiten<br />
mit der Geschichte und<br />
Erforschung der Schwegel, mit der Verwendung<br />
im modernen Musik(schul)unterricht<br />
und im Querflötenunterricht (z.<br />
B. Rudi Pietsch, Andrea Wolfsteiner, Daniela<br />
Mayrlechner). Christian Amon betreibt<br />
eine eigene Internetseite („Christians<br />
Seitlpfeifer-Seite“) mit Noten und<br />
Geschichten rund um die Schwegel.<br />
Das Musizieren auf der Schwegelpfeife<br />
hat wieder viele Freunde gefunden, sei<br />
es in Instrumental-Besetzungen oder in<br />
menschlichen Begegnungen.<br />
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong> 23