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Gsungen & G\'spielt 3/2016

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STELLT´S ENK VOR<br />

tes an die Oberfläche bringen. Wissenschaft<br />

hält sich idealerweise an Tatsachen<br />

und interpretiert diese. Nun ist es so, dass<br />

auch diese „Tatsachen“ ganz verschieden<br />

wahrgenommen und interpretiert werden.<br />

Noch komplizierter ist es, wenn es einerseits<br />

um Erinnerungen an ein Ereignis von<br />

direkt Beteiligten geht und andererseits um<br />

die spätere „objektive“ Sicht der Wissenschafter.<br />

Da stehen sich konträre Meinungen<br />

gegenüber und ein Konsens zwischen<br />

den verschiedenen Protagonisten ist oft gar<br />

nicht oder nur schwer möglich. Fremd- und<br />

Eigenwahrnehmung sind nicht in Einklang<br />

zu bringen. Die Zeitzeugen sehen sich mit<br />

geschichtlichen Fakten der Wissenschaft<br />

(Sicht von außen) konfrontiert, die sie so<br />

nicht gekannt haben und die sich mir ihren<br />

Erinnerungen (Sicht von innen) nicht<br />

decken. Gerade wenn es um die Thematik<br />

des Faschismus und Nationalsozialismus<br />

geht, fühlen sich die direkt Betroffenen<br />

von der heutigen Generation fast immer<br />

missverstanden. Oder wie es Quellmalz<br />

formulierte: „Warum gibt die heute schreibende<br />

junge Generation, die damals noch<br />

in den Windeln lag und natürlich keine<br />

Verantwortung für das 3. Reich trägt, keine<br />

Ruhe? (aus: Mike Ramsauer: Lebenslauf<br />

A. Quellmalz)<br />

Eck Ettore Tolomei hängen an der schwarzen<br />

Wand, sie sind der dunklen Seite zugeordnet.<br />

An der weißen Wand, der hellen<br />

Seite – vielleicht gleichzusetzen mit einem<br />

Lichtblick – einzig und allein der Anthropologe<br />

Bronislaw Malinowski. Malinowski<br />

war öfters in Südtirol auf Urlaub und kritisierte<br />

die „Anwendung anthropologischer<br />

Forschung von Europäern auf Europäer“.<br />

Für diese Ausstellung war der Künstler auch<br />

auf der Suche nach Fotos aus der Zeit der<br />

musikalischen Feldforschung Alfred Quellmalz’<br />

aus den Jahren 1940 – 1942.<br />

Quellmalz-Fotos aus dem Referat<br />

Volksmusik<br />

Die Fotosammlung zur besagten Feldforschung<br />

befindet sich im Referat Volksmusik<br />

in Bozen. Aus diesem Grund war Gareth<br />

Kennedy öfters im Referat Volksmusik,<br />

um sich die verschiedenen Materialien zu<br />

Alfred Quellmalz durchzusehen. Auch die<br />

dazugekommenen Fotos aus dem privaten<br />

Nachlass Alfred Quellmalz’, der 2013<br />

von Hauset/Belgien nach Bozen überführt<br />

worden war, konnte er durchsehen. Schlussendlich<br />

wählte Gareth Kennedy für die<br />

Ausstellung – vom 19. September 2014 bis<br />

zum 15. November 2014 – 20 Fotos aus, die<br />

das Referat Volksmusik bereitstellte. Das<br />

BU: Alfred Quellmalz geschnitzt und<br />

videoinstalliert für die Ausstellung „Die unbequeme<br />

Wissenschaft (The uncomfortable<br />

science)“ von Gareth Kennedy, Ausstellungsdesign<br />

von Harry Thaler.<br />

gesamte Kunstprojekt – inklusive Fotos<br />

aus der Sammlung Quellmalz – wurde für<br />

das Musee d’art de la Province de Hainaut<br />

BPS22 in Charleroi/Belgien übernommen<br />

und dort vom 26. September 2015 bis 31.<br />

Januar <strong>2016</strong> gezeigt. Die Ausstellung war<br />

Teil der verschiedenen Aktivitäten der Europäischen<br />

Kulturhauptstadt Mons 2015.<br />

Ein drittes Mal wird dieselbe Ausstellung<br />

von Oktober <strong>2016</strong> bis einschließlich Januar<br />

2017 im Tiroler Volkskunstmuseum in<br />

Innsbruck gezeigt.<br />

Masken und die Stube<br />

Nicht von ungefähr hat Gareth Kennedy für<br />

sein Kunstprojekt „Die unbequeme Wissenschaft“<br />

zwei „kulturelle Ausdrucksformen,<br />

die mit Tirol“ verbunden werden, gewählt:<br />

die Maskenschnitzerei und die Stube. Die<br />

Stube als der Raum, der dem Betrachter<br />

von außen Wärme und Geborgenheit suggeriert,<br />

der Raum, in dem sich die Familie,<br />

die Menschen treffen. Sie ist aber auch der<br />

Raum, in dem diskutiert und um Kompromisse<br />

gerungen wird und wo Probleme erörtert<br />

werden. Die Stube als Raum, der zwei<br />

verschiedene Perspektiven – Außen- und<br />

Innensicht – bietet. Und die Maske? Was<br />

mag sich wohl hinter ihr verbergen? Was<br />

verbergen die Wissenschaftler? Wie und<br />

wer sind sie in Wirklichkeit? Die von fünf<br />

verschiedenen Südtiroler Maskenschnitzern<br />

gefertigten Holzmasken hängen an den<br />

Wänden. Richard Wolfram, Arthur Scheler,<br />

Alfred Quellmalz und ganz im hintersten<br />

Harfe<br />

Hackbrett<br />

Zither<br />

Töne, auf Schwingen getragen...<br />

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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong> 41

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