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STELLT´S ENK VOR<br />
tes an die Oberfläche bringen. Wissenschaft<br />
hält sich idealerweise an Tatsachen<br />
und interpretiert diese. Nun ist es so, dass<br />
auch diese „Tatsachen“ ganz verschieden<br />
wahrgenommen und interpretiert werden.<br />
Noch komplizierter ist es, wenn es einerseits<br />
um Erinnerungen an ein Ereignis von<br />
direkt Beteiligten geht und andererseits um<br />
die spätere „objektive“ Sicht der Wissenschafter.<br />
Da stehen sich konträre Meinungen<br />
gegenüber und ein Konsens zwischen<br />
den verschiedenen Protagonisten ist oft gar<br />
nicht oder nur schwer möglich. Fremd- und<br />
Eigenwahrnehmung sind nicht in Einklang<br />
zu bringen. Die Zeitzeugen sehen sich mit<br />
geschichtlichen Fakten der Wissenschaft<br />
(Sicht von außen) konfrontiert, die sie so<br />
nicht gekannt haben und die sich mir ihren<br />
Erinnerungen (Sicht von innen) nicht<br />
decken. Gerade wenn es um die Thematik<br />
des Faschismus und Nationalsozialismus<br />
geht, fühlen sich die direkt Betroffenen<br />
von der heutigen Generation fast immer<br />
missverstanden. Oder wie es Quellmalz<br />
formulierte: „Warum gibt die heute schreibende<br />
junge Generation, die damals noch<br />
in den Windeln lag und natürlich keine<br />
Verantwortung für das 3. Reich trägt, keine<br />
Ruhe? (aus: Mike Ramsauer: Lebenslauf<br />
A. Quellmalz)<br />
Eck Ettore Tolomei hängen an der schwarzen<br />
Wand, sie sind der dunklen Seite zugeordnet.<br />
An der weißen Wand, der hellen<br />
Seite – vielleicht gleichzusetzen mit einem<br />
Lichtblick – einzig und allein der Anthropologe<br />
Bronislaw Malinowski. Malinowski<br />
war öfters in Südtirol auf Urlaub und kritisierte<br />
die „Anwendung anthropologischer<br />
Forschung von Europäern auf Europäer“.<br />
Für diese Ausstellung war der Künstler auch<br />
auf der Suche nach Fotos aus der Zeit der<br />
musikalischen Feldforschung Alfred Quellmalz’<br />
aus den Jahren 1940 – 1942.<br />
Quellmalz-Fotos aus dem Referat<br />
Volksmusik<br />
Die Fotosammlung zur besagten Feldforschung<br />
befindet sich im Referat Volksmusik<br />
in Bozen. Aus diesem Grund war Gareth<br />
Kennedy öfters im Referat Volksmusik,<br />
um sich die verschiedenen Materialien zu<br />
Alfred Quellmalz durchzusehen. Auch die<br />
dazugekommenen Fotos aus dem privaten<br />
Nachlass Alfred Quellmalz’, der 2013<br />
von Hauset/Belgien nach Bozen überführt<br />
worden war, konnte er durchsehen. Schlussendlich<br />
wählte Gareth Kennedy für die<br />
Ausstellung – vom 19. September 2014 bis<br />
zum 15. November 2014 – 20 Fotos aus, die<br />
das Referat Volksmusik bereitstellte. Das<br />
BU: Alfred Quellmalz geschnitzt und<br />
videoinstalliert für die Ausstellung „Die unbequeme<br />
Wissenschaft (The uncomfortable<br />
science)“ von Gareth Kennedy, Ausstellungsdesign<br />
von Harry Thaler.<br />
gesamte Kunstprojekt – inklusive Fotos<br />
aus der Sammlung Quellmalz – wurde für<br />
das Musee d’art de la Province de Hainaut<br />
BPS22 in Charleroi/Belgien übernommen<br />
und dort vom 26. September 2015 bis 31.<br />
Januar <strong>2016</strong> gezeigt. Die Ausstellung war<br />
Teil der verschiedenen Aktivitäten der Europäischen<br />
Kulturhauptstadt Mons 2015.<br />
Ein drittes Mal wird dieselbe Ausstellung<br />
von Oktober <strong>2016</strong> bis einschließlich Januar<br />
2017 im Tiroler Volkskunstmuseum in<br />
Innsbruck gezeigt.<br />
Masken und die Stube<br />
Nicht von ungefähr hat Gareth Kennedy für<br />
sein Kunstprojekt „Die unbequeme Wissenschaft“<br />
zwei „kulturelle Ausdrucksformen,<br />
die mit Tirol“ verbunden werden, gewählt:<br />
die Maskenschnitzerei und die Stube. Die<br />
Stube als der Raum, der dem Betrachter<br />
von außen Wärme und Geborgenheit suggeriert,<br />
der Raum, in dem sich die Familie,<br />
die Menschen treffen. Sie ist aber auch der<br />
Raum, in dem diskutiert und um Kompromisse<br />
gerungen wird und wo Probleme erörtert<br />
werden. Die Stube als Raum, der zwei<br />
verschiedene Perspektiven – Außen- und<br />
Innensicht – bietet. Und die Maske? Was<br />
mag sich wohl hinter ihr verbergen? Was<br />
verbergen die Wissenschaftler? Wie und<br />
wer sind sie in Wirklichkeit? Die von fünf<br />
verschiedenen Südtiroler Maskenschnitzern<br />
gefertigten Holzmasken hängen an den<br />
Wänden. Richard Wolfram, Arthur Scheler,<br />
Alfred Quellmalz und ganz im hintersten<br />
Harfe<br />
Hackbrett<br />
Zither<br />
Töne, auf Schwingen getragen...<br />
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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong> 41