20.03.2017 Aufrufe

Gsungen & G\'spielt 3/2016

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

INT´RESSANTERWEIS<br />

VON SIEGERN UND<br />

VERLIERERN<br />

Seit jeher versucht der Mensch, besser zu sein als andere.<br />

Er will erfolgreich sein und ist bestrebt, sich mit anderen zu<br />

messen, egal ob auf kultureller, sportlicher, politischer oder<br />

wirtschaftlicher Ebene. Aber warum?<br />

Text: Lisa Thurner<br />

W<br />

arum tritt der Mensch in eine<br />

Wettbewerbssituation? Warum<br />

will er zeigen was er kann? Warum will<br />

er mit anderen konkurrieren? Warum<br />

will er erfolgreicher sein als andere?<br />

Wettbewerbe spielen in unserer Gesellschaft<br />

in nahezu allen Lebenslagen eine<br />

tragende Rolle. Ob in Schule, Beruf,<br />

Politik, Wirtschaft, Fernsehen oder Internet:<br />

Alles und Jeder steht ständig in<br />

Konkurrenz. Doch schaffen Konkurrenz<br />

und Wettbewerb nicht Leistungsdruck<br />

für die Beteiligten? Ist das positiv oder<br />

negativ zu sehen? Wenn die Wettbewerbsteilnehmer<br />

zu unfairen Mitteln<br />

greifen, um sich Vorteile zu holen, sind<br />

nicht Misstrauen, Manipulation, Angst<br />

oder ein Gegeneinander direkte Folgen?<br />

Warum tut sich der Mensch dies<br />

also an?<br />

Gründe für Wettbewerb<br />

Sandra Richter stellt in ihrem Buch<br />

„Mensch und Markt – Warum wir den<br />

Wettbewerb fürchten und ihn trotzdem<br />

brauchen“ mehrere Ursachen für Wettbewerb<br />

dar, unter anderem das freie Spiel.<br />

(Richter 2012, 9) Die Realität des Spiels<br />

erstreckt sich über die Tier- und Menschenwelt<br />

zugleich. Der Philosoph Johann Huizinga,<br />

der den Begriff des ‚Homo ludens‘<br />

geprägt hat, führt hier an, dass Tiere wohl<br />

kaum auf den Menschen gewartet haben,<br />

dass diese sie erst das Spielen lehrten. Und<br />

doch spielen Tiere genau wie Menschen,<br />

alle Grundzüge des Spiels sind schon im<br />

Spiel der Tiere verankert. Kultur jedoch<br />

setzt auf jeden Fall eine menschliche Gesellschaft<br />

voraus, so kommt der Philosoph<br />

zu dem Schluss, das Spiel älter als<br />

Kultur ist.<br />

Wer ist der Stärkere, Geschicktere, Schnellere? Der Homo faber nutzt das Spiel für den Erfahrungsgewinn.<br />

(Pieter Brueghel d. Ä., Die Kinderspiele, 1560, Kunsthistorisches Museum Wien)<br />

Homo ludens vs. Homo faber<br />

In unserem Bewusstsein steht das Spiel<br />

oftmals dem Ernst gegenüber. Spiel ist<br />

freies Handeln, Spiel ist nicht das „gewöhnliche“<br />

Leben, es „spielt“ sich innerhalb<br />

bestimmter Grenzen von Zeit<br />

und Raum ab und es ist wiederholbar.<br />

Wir Menschen spielen Instrumente,<br />

spielen Theater, spielen Brett- oder Kartenspiele,<br />

spielen mit Gefühlen, spielen<br />

mit Sportgeräten, spielen mit unseren<br />

Kindern oder Tieren, spielen mit allem<br />

möglichen. Das Spiel ist für Erwachsene<br />

Freizeitbeschäftigung, oft auch<br />

„Zeitvertreib“. Diese Bezeichnung wird<br />

der Sache aber nicht gerecht. Im Spiel<br />

probieren wir Neues, sind bei der Sache,<br />

schweifen weder mit den Gedanken ab,<br />

noch grübeln wir über uns selbst nach,<br />

wie der Psychiater und Psychologe DDr.<br />

Manfred Spitzer des Universitätklinikums<br />

Ulm sagt (vgl. Interview, „Der<br />

Mensch ist nur im Spiel ganz Mensch“,<br />

www.haysworld.de/ausgaben/2012/01/<br />

der-mensch-ist-nur-im-spiel-ganzmensch/).<br />

In der Spielwissenschaft sind der Homo<br />

ludens und der Homo faber, von Max<br />

Scheler geprägte Begriffe, zu unterscheiden.<br />

Der Homo ludens ist ein Typus,<br />

der im selbstgenügsamen, zweckfreien<br />

Spiel über Zufälle und Möglichkeiten<br />

Sinn findet und dabei Weltkenntnis erwirbt,<br />

während der Homo faber das<br />

zweckgerichtete, in systematischen<br />

Spielfolgen aufgebaute Lernen für den<br />

Erfahrungsgewinn nutzt. Der Homo<br />

ludens spielt intrinsisch motiviert, der<br />

Homo faber gebraucht das Spiel gezielt<br />

für außerhalb des Spiels liegende<br />

Zielsetzungen. „Man könnte sagen, der<br />

Homo ludens spielt aus Vergnügen,<br />

ohne sich messen zu wollen, während<br />

der Homo faber das Spiel zielgerichteter,<br />

auch für den Wettbewerb verwendet.<br />

Spielerisches Lernen ist sowohl für Tie-<br />

G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong> 5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!