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Gsungen & G\'spielt 3/2016

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RÜCKSICHT<br />

„DA KANNST DU SPÄTE<br />

NACHWELT LESEN“<br />

Die Reimchronik des Kooperators Christian Renner 1816<br />

beschreibt den Oberen Vinschgau rund um Glurns 1799 bis<br />

1816.<br />

Text: Christof Anstein<br />

Geschichte aus der Sicht eines katholischen<br />

Vinschger Geistlichen. Bisher<br />

war die Reimchronik leider nur in<br />

Auszügen ediert; eine vollständige und<br />

kommentierte Edition des Textes bildet<br />

daher den zentralen Teil dieser Arbeit.<br />

Daneben gibt es einen einleitenden Teil<br />

zur Reimchronik an sich und zur Person<br />

des Autors und einen abschließenden,<br />

ergänzenden Teil, der überblicksartig einen<br />

knappen historischen Abriss zu den<br />

diversen Aspekten der Geschichte jener<br />

Zeit bietet – der Reimchronik folgend<br />

sind dies Aspekte der Lokal- und Regionalgeschichte<br />

und der europäischen<br />

Geschichte.<br />

Es gibt wohl wenige Ereignisse der<br />

Tiroler Geschichte, die ähnlich der<br />

Volkserhebung von 1809 so intensiv<br />

und erschöpfend wissenschaftlich erforscht,<br />

aber auch so kontrovers diskutiert<br />

worden sind. Es scheint, als wäre<br />

zu diesem Thema wirklich alles gesagt<br />

und geschrieben – sogar mehrfach.<br />

Zwischen Pulverdampf und Schlachtgetümmel<br />

verblasst hinter den Heldenfiguren<br />

des Jahres 1809 aber allzu oft<br />

die Alltagsgeschichte. Die Gräuel und<br />

Schrecken des Krieges werden mythisch<br />

verklärt und kommen kaum im<br />

allgemeinen Geschichtsbewusstsein<br />

vor. Umso wichtiger, überraschender<br />

und auch notwendig sind jene Texte,<br />

die unmittelbar die Lebenssituationen<br />

der Menschen, ihre Ängste und ihren<br />

Alltag, ihre Not und Bedrängnis kurz<br />

aufblitzen lassen. Zu diesen „Texten<br />

des Alltags“ zählt zweifellos auch die<br />

Reimchronik des Glurnser Kooperators<br />

Christian Renner aus dem Jahr 1816. Er<br />

hat die Ereignisse jener Jahre selbst miterlebt<br />

und schreibt sie aus relativ kurzer,<br />

zeitlicher Distanz nieder – wenngleich<br />

bereits mythologisch überhöht und verbrämt.<br />

Was als Gebrauchslyrik und Anlassgeschichtsschreibung<br />

(Chronik für den<br />

Turmknopf der Pfarrkirche) entstanden<br />

ist, lässt heute – fast 200 Jahre später<br />

– interessante Einblicke in die Lokalund<br />

Regionalgeschichte zu, und wirft<br />

ein Schlaglicht auf die europäische<br />

Gerade dieser abschließende Teil soll –<br />

neben den Anmerkungen zur Chronik –<br />

dazu beitragen, die diversen geschichtlichen<br />

Anspielungen des Quellentextes<br />

besser zu verstehen bzw. diesen Quellentext<br />

zu vertiefen und zu ergänzen.<br />

Dabei kann und will gerade dieser Teil<br />

der Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erheben. Die Reimchronik<br />

wurde im Tiroler Gedenkjahr 2009 als<br />

kommentierte Textedition veröffentlicht<br />

und ist beim Südtiroler Volksmusikkreis<br />

erhältlich.<br />

Veranstaltungshinweis:<br />

„Bley und Pulver“<br />

am Dienstag, 13.09.<strong>2016</strong>,<br />

um 20:00 Uhr im Rathaus Glurns<br />

Musikalisch-literarische Streiflichter<br />

aus kriegerischer Zeit 1797-1816 mit<br />

Marian Polin, Cembalo und Gernot<br />

Niederfriniger, Hackbrett (Musik im<br />

Umfeld der Franzosenkriege) und<br />

Christof Anstein (Die Reimchronik des<br />

Christian Renner, Glurns 1816).<br />

Freiwillige Spende<br />

30<br />

G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 41. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER <strong>2016</strong>

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