WIRTSCHAFT+MARKT 3/2017
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TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN | 13<br />
MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
BELIEBTESTES URLAUBSZIEL<br />
Aus der neuesten Reiseanalyse <strong>2017</strong><br />
der renommierten Forschungsgemeinschaft<br />
Urlaub und Reisen (FUR) geht<br />
hervor, dass Mecklenburg-Vorpommern<br />
im Jahr 2016 an allen angetretenen Urlaubsreisen<br />
der Deutschen (Dauer ab<br />
fünf Tage) einen Marktanteil von 5,6<br />
Prozent erobert hat. Damit liegt der<br />
Nordosten 0,1 Prozent vor dem Bundesland<br />
Bayern. Im Vergleich mit den internationalen<br />
Reisezielen der Deutschen<br />
schaffte es MV nach den Spitzenreitern<br />
Spanien (14,8 Prozent) und Italien (8,2<br />
Prozent) auf den dritten Platz.<br />
frage von 2010 zugelegt“, hebt Fischer einen<br />
wesentlichen Aspekt hervor. Doch<br />
das Monitoring brachte auch eine Reihe<br />
von Schwachstellen im Urlaubsland zutage.<br />
So bewerteten die Urlauber und Touristen<br />
das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
und die Erreichbarkeit und Barrierefreiheit<br />
ebenso schlechter im Vergleich zu<br />
2010 wie die Möglichkeiten zum Einkauf<br />
sowie die Veranstaltungs- und Kulturangebote.<br />
In diesen Bereichen wird besonders<br />
deutlich, „dass die Ansprüche der Gäste an<br />
Service und Qualität zuletzt stark gestiegen<br />
sind“, erklärt Tobias Woitendorf, stellvertretender<br />
Geschäftsführer des Landestourismusverbandes.<br />
Diese seien vielfach durch<br />
subjektive Erfahrungen in den Herkunftsländern<br />
und anderen Urlaubsregionen geprägt.<br />
„Gäste aus der Schweiz etwa hinterfragen<br />
den öffentlichen Nahverkehr sehr<br />
kritisch, weil sie in ihrer Heimat ein beispielhaftes<br />
Angebot gewohnt sind.“ Ebenso fällt<br />
die Resonanz bei Urlaubern aus, die eine<br />
anspruchsvolle Küche erwarten und rund<br />
um die Uhr einkaufen möchten.<br />
Gefälle zwischen Sommer und Winter<br />
Bei dem erkannten Verbesserungsbedarf<br />
verweist Bernd Fischer jedoch auch auf<br />
die sehr speziellen Voraussetzungen im<br />
Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Über das Jahr würden sich durchschnittlich<br />
pro Tag 150.000 Übernachtungsgäste im<br />
Land aufhalten. „Das differiert zwischen<br />
den Winter- und Sommermonaten erheblich<br />
und erschwert es, bestimmte Dienstleistungs-<br />
und Serviceangebote ganzjährig<br />
vorzuhalten.“ Den öffentlichen Nahverkehr<br />
in MV beispielsweise nur auf die circa 1,6<br />
Millionen Einwohner abzustellen, kann bei<br />
jährlich 11,2 Millionen gewerblichen und<br />
privaten Übernachtungsgästen nicht funktionieren.<br />
Laut Fischer bestehe auf diesem<br />
Feld dringender Handlungsbedarf. Eine<br />
„entscheidende Reserve“ liege in einer<br />
engeren Abstimmung zwischen Bus- und<br />
Bahnverkehren. Da es aber verschiedene<br />
Zuständigkeiten zwischen den Landkreisen,<br />
dem Land und den Anbietern gebe,<br />
bedeutet es „ein dickes Brett zu bohren“,<br />
um Verbesserungen zu erreichen.<br />
Um sich künftig in der Spitzengruppe der<br />
beliebtesten Urlaubsregionen behaupten<br />
und von der Konkurrenz abheben zu können,<br />
fokussiert sich die Tourismusbranche<br />
im Nordosten auf die Stärken von Mecklenburg-Vorpommern.<br />
„Wir sind eindeutig ein<br />
Familien-Reiseland“, unterstreicht Woitendorf.<br />
Diese Zielgruppe der Urlauber wächst<br />
mit am stärksten. Eltern und ihre Kinder finden<br />
in MV neben Strand und Meer heute<br />
viele attraktive Freizeitmöglichkeiten, darunter<br />
Spaßbäder, Erlebnisparks, spannende<br />
Museen, um auch außerhalb der Saison<br />
an die Küste zu fahren. Investitionen in<br />
den Familienurlaub sind zudem geeignet,<br />
„bei jungen Gästen Sehnsüchte für die Zukunft“<br />
zu wecken, umschreibt Fischer die<br />
nachhaltige Wirkung. Unter diesem Aspekt<br />
setzt der Branchenverband, der seit 2016<br />
im neuen „Internationalen Haus des Tourismus“<br />
in Rostock residiert, verstärkt auf<br />
die Karte „Reisen für alle“. Eine barrierefreie<br />
und altersgerechte Infrastruktur anzubieten,<br />
ist in Zeiten des demografischen Wandels<br />
ein nachfrageförderndes Qualitätsmerkmal.<br />
Hier wolle MV „eine Pionierfunktion“ einnehmen,<br />
betont Woitendorf. W+M<br />
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