WIRTSCHAFT+MARKT 3/2017
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CHINA | 39<br />
Zeit, Geduld und<br />
Respekt vor dem Alter<br />
Verhaltensregeln für erfolgreiche Verhandlungen in China<br />
Foto: Regormark/Fotolia.com (Mitte)<br />
Die imposante Skyline von Shanghai.<br />
Stark nachgefragt sind deutsche Architekturdienstleistungen<br />
in Nischenbereichen,<br />
wie nachhaltiger Stadtentwicklung, dem<br />
Bau von Alters- und Pflegeheimen, Bauten<br />
europäischer Anmutung sowie dem Umbau<br />
denkmalgeschützter Gebäude.<br />
Niedrige Hürden bei E-Commerce<br />
In China wird zunehmend online gekauft.<br />
Der grenzüberschreitende E-Commerce<br />
bietet deutschen Marken einen Absatzkanal<br />
mit relativ niedrigen Hürden. Bereits<br />
2016 gehörten Waren „made in Germany"<br />
online zu den gefragtesten im chinesischen<br />
Internet. Während große Firmen<br />
eigene Webshops in China aufbauen, tun<br />
sich kleine und mittlere Unternehmen<br />
noch schwer.<br />
Risiken durch Protektionismus<br />
Die GTAI und andere Marktbeobachter<br />
rechnen damit, dass sich chinesische Firmen<br />
in den nächsten fünf Jahren immer<br />
stärker zu Innovationsführern entwickeln.<br />
Dieser Trend wird durch die Bevorzugung<br />
der heimischen Industrie im Rahmen einer<br />
Protektionismusoffensive der Regierung<br />
noch weiter befeuert. Das dürfte den<br />
Spielraum für deutsche Unternehmen auf<br />
dem chinesischen Markt erheblich einschränken.<br />
W+M<br />
In den letzten Jahren hat sich China<br />
rasant entwickelt und der westlichen<br />
Lebensart vielfach angenähert.<br />
Geschäftsreisende, die nach<br />
Shanghai oder Peking fahren,<br />
erleben keinen Kulturschock<br />
mehr. Trotzdem<br />
gibt es immer<br />
noch enorme Unterschiede,<br />
die insbesondere<br />
in Verhandlungssituationen<br />
zum Tragen<br />
kommen.<br />
Aus der konfuzianischen<br />
Philosophie entstammt<br />
das stark ausgeprägte<br />
Hierarchie- und Klassenbewusstsein<br />
der Gesellschaft. Hierzu gehört<br />
Respekt vor dem Alter. Alter wird<br />
gleichgesetzt mit Erfahrung und Entscheidungsbefugnis.<br />
Es ist insofern<br />
ratsam, keinen zu jungen Mitarbeiter<br />
als Leiter einer Verhandlungsdelegation<br />
zu bestimmen.<br />
Bei Geschenken erhöht eine aufwendige<br />
Verpackung dessen Wert. Weiß ist<br />
in China die Farbe der Trauer und deshalb<br />
für Geschenke, Verpackungen und<br />
Blumenbuketts nicht geeignet.<br />
Chinesen sind sehr harte Verhandlungspartner,<br />
die sich normalerweise<br />
ausgezeichnet vorbereiten und bei<br />
Sitzungen regelmäßig Protokoll führen.<br />
Zeit scheint für sie kaum eine Rolle zu<br />
spielen. Verhandlungen können sich<br />
über Tage hinziehen und auch für einen<br />
gewissen Zeitraum unterbrochen<br />
werden. Manch ausländischer Manager<br />
hat darüber schon zu seinen Ungunsten<br />
die Geduld verloren.<br />
Für die Verhandlungen gibt es eine Art<br />
Spezialcode: „Dies ist sehr schwierig“<br />
ist gleichbedeutend mit einem „Nein“.<br />
Die Kenntnis der verschiedenen Formen<br />
des „Ja“ (was Dolmetscher oft<br />
nicht eindeutig übersetzen)<br />
ist ebenfalls höchst bedeutsam.<br />
Ein „Hao“<br />
(ja, gut) oder „Keyi“<br />
(ja, möglicherweise)<br />
bedeuten zunächst<br />
nur, dass<br />
die chinesische<br />
Seite die Äußerungen<br />
der Gegenseite<br />
zur Kenntnis genommen<br />
hat. Mit wirklicher<br />
Zustimmung („tongyi“) haben<br />
diese Begriffe nichts zu tun. Hellhörig<br />
sollte man werden, wenn es von<br />
chinesischer Seite heißt: „Mei you wenti“<br />
– Kein Problem! Denn in der Regel<br />
fangen dann die Schwierigkeiten erst an.<br />
Wer nach China fährt, sollte ausreichend<br />
Visitenkarten mitbringen. Diese sollten<br />
möglichst auf einer Seite auf Chinesisch<br />
sein. Als nächstes sollte man sich ein<br />
paar Wörter auf Chinesisch aneignen,<br />
schon ein einfaches „Ni hao“ (Guten<br />
Tag) wird entsprechend gewürdigt.<br />
Wer ein guter Esser und Trinker ist sowie<br />
über Sitzfleisch verfügt, bringt die<br />
besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen<br />
Geschäftsabschluss mit. Da<br />
die Tischsitten in China vergleichsweise<br />
locker sind, drohen hier kaum Stolperfallen.<br />
Nur lautes Schnäuzen gilt als unfein.<br />
Tabu sind heikle Themen wie die chinesische<br />
Tibetpolitik oder Menschenrechte.<br />
Auch Anzügliches ist nicht angebracht.<br />
W+M<br />
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