WIRTSCHAFT+MARKT 3/2017
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38 | W+M TITEL<br />
Wer moderne Technologien<br />
mitbringt, ist in China gern<br />
gesehen<br />
Mehr als 8.000 deutsche Unternehmen engagieren sich derzeit<br />
auf dem chinesischen Markt. Insgesamt investierten sie rund 60<br />
Milliarden Euro. Die Chancen auf die Ausweitung der Geschäfte im<br />
Reich der Mitte sind in etlichen Branchen vielversprechend. Dadurch<br />
fühlen sich zunehmend auch mittelständische Unternehmen aus den<br />
neuen Ländern ermutigt, den Schritt nach China zu wagen.<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
Bevor sich deutsche Unternehmen<br />
allerdings auf den Weg gen Osten<br />
machen, sind intensive Markt- und<br />
Branchenrecherchen empfehlenswert.<br />
Eine gute Orientierung liefert hier die Germany<br />
Trade & Invest GmbH (GTAI), die ans<br />
Bundeswirtschaftsministerium angebundene<br />
Außenwirtschaftsagentur der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Sie analysiert<br />
die Wirtschaftpolitik Chinas und aktuelle<br />
Marktentwicklungen.<br />
Die chinesische Regierung hat strategische<br />
Branchen identifiziert, in denen man<br />
mittelfristig die Technologieführerschaft<br />
anstrebt: die Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Robotik, CNC-Maschinen,<br />
Luft- und Raumfahrt, Meerestechnik,<br />
Schienenfahrzeuge, Schiffsbau, Autos mit<br />
alternativem Antrieb, autonomes Fahren,<br />
Ausrüstungen zur Stromerzeugung, moderne<br />
Agrartechnologie, neue Materialien,<br />
Biopharmazeutika sowie Medizintechnik.<br />
In diesen Bereichen sind nach Einschätzung<br />
der GTAI ausländische Investoren<br />
und Technologie- und Forschungskooperationen<br />
willkommen. Inwieweit jedoch<br />
ausländische Firmen auch ohne chinesische<br />
Partner vor Ort an dem für diese Industrien<br />
verfügbaren Förderinstrumentarium<br />
partizipieren können, ist derzeit noch<br />
unklar.<br />
Kaufkräftige Mittelschicht wächst<br />
Offenkundig ist, dass die in den letzten<br />
Jahren spürbar gewachsene Mittelschicht<br />
sowie die Oberschicht ein großes Interesse<br />
an Konsumgütern (unter anderem Kosmetik,<br />
Lebensmittel, Mode und Pharma)<br />
aus dem Ausland haben. Die steigende Urbanisierungsrate<br />
wird diesen Trend noch<br />
weiter vorantreiben.<br />
Gesundheitswirtschaft im Aufwind<br />
Auch die chinesische Gesundheitswirtschaft<br />
weist nach Einschätzung der GTAI<br />
Wachstumspotenzial auf, das Umfeld für<br />
ausländische Firmen bleibt dabei jedoch<br />
schwierig, da die Regierung vor allem<br />
auf günstige Produkte setzt. Insgesamt<br />
ist China nach den USA der zweitgrößte<br />
Pharmamarkt. Deutsche Firmen haben<br />
hier bereits einen guten Stand – sie liefern<br />
ein Viertel der Arzneimittelimporte Chinas.<br />
Mehr Produktivität im Maschinenbau<br />
Chinas Industrieprogramm 2025 ist angelehnt<br />
an das deutsche „Industrie 4.0“-Konzept.<br />
Daher ist Deutschland Wunschpartner<br />
im Bereich der intelligenten Produktion. In<br />
diesem Zusammenhang wächst besonders<br />
die Nachfrage nach Automatisierungstechnik<br />
in der Industrie. Die Regierung setzt auf<br />
mehr Produktivität, mehr Innovation und<br />
höhere Ressourceneffizienz, um den Makel<br />
eines Billigproduzenten abzuschütteln.<br />
Bauwirtschaft sucht Zulieferer<br />
Der aufstrebende Bausektor bietet Zulieferern<br />
von Spezialbaumaschinen und -ausrüstung,<br />
etwa Pumpen, Ventile, Aggregate,<br />
Messinstrumente, Fenster oder komplizierte<br />
Glaskonstruktionen, gute Chancen.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>