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WIRTSCHAFT+MARKT 3/2017

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32 | W+M TITEL CHINA<br />

General Manager von VIROAD: „Die Produkte<br />

der GILUPI stoßen im chinesischen<br />

Markt auf eine große Nachfrage. Die Bevölkerung<br />

in unserem Land wird immer älter<br />

und der Markt für die Diagnostik wächst<br />

dynamisch.“<br />

Auf Werbetour in Shanghai: Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig.<br />

Ostdeutsche Länder werben<br />

Die ostdeutschen Wirtschaftsförderer<br />

halten die Vorbehalte gegen einen zu starken<br />

Zugriff Chinas auf den ostdeutschen<br />

Mittelstand nicht davon ab, ihre Kontakte<br />

nach Fernost zu intensivieren. 2016 bereiste<br />

eine Delegation von sächsischen Vertretern<br />

aus Politik und Wirtschaft die Städte<br />

Wuhan, Shanghai und Suzhou. Mit an Bord:<br />

Firmen aus dem Maschinenbau sowie der<br />

Umwelt- und Medizintechnik.<br />

Auf Einkaufstour im Osten<br />

So breit gestreut ist das Portfolio chinesischer<br />

Investoren in den ostdeutschen<br />

Bundesländern. Eine Auswahl:<br />

Flugzeugtechnik<br />

Die Staatsholding AVIC International<br />

übernahm 2013 die insolvente Thielert<br />

AG im sächsischen St. Egidien, einem<br />

Anbieter von innovativen Kerosin-Kolbenflugmotoren.<br />

Automotive<br />

In Hainichen wechselte der größte Arbeitgeber<br />

der Stadt ebenfalls in chinesischen<br />

Besitz. Das ehemalige Werk des<br />

mexikanischen Metalsa-Konzerns, unter<br />

anderem Zulieferer für BMW und VW,<br />

heißt nun ISH-Innomotive Systems Hainichen<br />

und gehört zur staatlichen chinesischen<br />

SUMEC Group. Der digitale Kartendienst<br />

Here, einst als Berliner Startup<br />

an den Markt gegangen und mittlerweile<br />

im Besitz von BMW, Audi und<br />

Daimler, holte 2016 unter anderem den<br />

chinesischen Kartenanbieter Navinfo und<br />

den ebenfalls aus China stammenden Internetkonzern<br />

Tencent ins Boot. Ziel: die<br />

Entwicklung von hochauflösenden Karten<br />

für die Navigation von selbstfahrenden<br />

Fahrzeugen.<br />

Maschinenbau<br />

Bereits 2013 stieg die Wafangdian Bearing<br />

Group Corporation, der größte Hersteller<br />

von Kugellagern in China, bei<br />

der Kugel- und Rollenlagerwerk Leipzig<br />

GmbH ein. Im thüringischen Königssee-Rottenbach<br />

entwickelt und produziert<br />

die Werkö GmbH Präzisionswerkzeuge<br />

für die Metallbearbeitung als<br />

100-prozentige Tochter der Top Eastern<br />

Drills Co. Ltd. Der Zeitzer Maschinenbauer<br />

ZEMAG landete nach wechselvoller<br />

Geschichte als Zemag Clean Energy<br />

Technology GmbH unter dem Dach der<br />

Shanghai Zemag Mindac Machinery &<br />

Equipment Co., Ltd.<br />

Energietechnik<br />

Seit 1999 werden in Nordhausen Rotorblätter<br />

für Windkraftanlagen gefertigt.<br />

Die Sinoi GmbH ist mittlerweile Teil der<br />

CNBM-Holding. Auch hier griff der chinesische<br />

Investor bei laufender Insolvenz<br />

zu. Chinas größter Baustoffkonzern<br />

übernahm 2014 ebenso den Solarmodul-<br />

Hersteller AVANCIS in Torgau. Auch in<br />

Thüringen wanderte die Solarindustrie<br />

in chinesische Hand, etwa die auf automobile<br />

Solaranlagen spezialisierte Erfurter<br />

Firma Asola.<br />

„Die Volksrepublik China spielt im Rahmen<br />

der Akquisitionsaktivitäten der Wirtschaftsförderung<br />

Sachsen eine entscheidende<br />

Rolle“, erklärt Sachsens Wirtschaftsminister<br />

Martin Dulig gegenüber<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>. „Auch weil China<br />

seit der Jahrtausendwende eine ‚Going-out-Strategie‘<br />

verfolgt, die zu einem<br />

sprunghaften Anstieg der chinesischen Direktinvestitionen<br />

im Ausland geführt hat.“<br />

Gegenwärtig sprechen die Sachsen etwa<br />

im Bereich der Bahnindustrie gezielt Unternehmen<br />

an. Schließlich forscht der weltgrößte<br />

chinesische Schienenfahrzeughersteller<br />

CRRC bereits gemeinsam mit der<br />

Technischen Universität Dresden an Leichtbau-Zügen<br />

der Zukunft und übernahm 2016<br />

die Bautzener CIDEON Engineering GmbH<br />

& Co. KG, einen führenden Engineering-<br />

Dienstleister in der Schienenfahrzeugtechnik.<br />

Der Bahnriese CRRC drängt mit Macht<br />

auf den Weltmarkt vor, da kommt das sächsische<br />

Know-how gerade recht.<br />

Die gegenwärtige Debatte ereilt die Sachsen<br />

daher eher zur Unzeit. „Staatliche<br />

Maßnahmen, die auf einen einseitigen erweiterten<br />

Schutz vor ausländischen Investoren<br />

abzielen, unterstützt Sachsen nicht“,<br />

heißt es aus dem Dresdner Wirtschaftsministerium.<br />

„Deutschland sollte als Exportnation<br />

keine Signale aussenden, die<br />

als Abschottung der eigenen Märkte missverstanden<br />

werden könnten“, warnt Dulig.<br />

<br />

W+M<br />

Foto: SMWA/Rietschel<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>

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