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WIRTSCHAFT+MARKT 3/2017

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TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN | 15<br />

Bauernhof. Wie sieht heute ein idealer Urlaub<br />

bei der Familie Sellering aus?<br />

Erwin Sellering: Wie man Familienurlaub<br />

macht, hängt immer vom Alter der Kinder<br />

ab. Damals waren meine Töchter in einem<br />

Alter, da wollten sie unbedingt auf einen<br />

Pferdehof. Heute ist mein Sohn zweieinhalb<br />

Jahre alt, und da werden wir im Sommer<br />

ans Meer fahren, im Sand spielen, ins<br />

seichte Wasser laufen – das passt jetzt<br />

ganz stark.<br />

W+M: Verraten Sie uns Ihren touristischen<br />

Geheimtipp für Mecklenburg-Vorpommern?<br />

der partnerschaftlich mit<br />

Russland zusammenarbeiten<br />

und ich bin zuversichtlich,<br />

dass wir schon<br />

bald zu diesem Stil zurückkehren.<br />

W+M: Wird es in diesem<br />

Jahr wieder einen Russlandtag<br />

geben, der auf<br />

die Intensivierung der<br />

Kontakte zwischen Mecklenburg-Vorpommern<br />

und<br />

der russischen Partnerregion,<br />

dem Leningrader<br />

Gebiet, abzielt?<br />

In der Schweriner Staatskanzlei: Ministerpräsident Erwin<br />

Sellering mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (l.) und W+M-<br />

Chefredakteur Karsten Hintzmann (r.).<br />

Foto: W+M<br />

Erwin Sellering: Da müsste ich so viele<br />

Orte aufzählen, dazu reicht der Platz<br />

sicher nicht. Wer ans Meer will, hat die<br />

Auswahl zwischen vielen hervorragenden<br />

Adressen – egal ob Usedom, Rügen,<br />

Darß oder anderenorts. Im Binnenland haben<br />

wir für Naturliebhaber fast unberührte<br />

Ecken zu bieten. Von Schwerin aus fahre<br />

ich häufig ins Warnow-Durchbruchstal,<br />

wo es für unsere Verhältnisse etwas hügelig<br />

ist – eine wunderschöne Gegend.<br />

Ich kann allen nur sagen: Kommen Sie zu<br />

uns. Wenn Sie aufs Land wollen, suchen<br />

Sie sich eines unserer 2.000 Herrenhäuser<br />

und Schlösser aus. Wer einen Stadturlaub<br />

machen will, ist in Schwerin, mit<br />

dem Ensemble rund um das Schloss, das<br />

wir jetzt für das Weltkulturerbe anmelden,<br />

bestens aufgehoben.<br />

W+M: Lassen Sie uns den Blick über die<br />

Landesgrenze hinaus werfen. Sie haben<br />

sich in den letzten Jahren wie kaum ein<br />

anderer deutscher Spitzenpolitiker für die<br />

Beendigung der Wirtschaftssanktionen<br />

gegen Russland eingesetzt. Wie stehen<br />

Sie heute dazu?<br />

Erwin Sellering: Ich hoffe sehr, dass wir<br />

zu einem vernünftigen Dialog zurückkehren<br />

und die Probleme, die natürlich bestehen,<br />

auf Augenhöhe lösen. Die Sanktionen<br />

haben beiden Seiten geschadet und<br />

eigentlich nichts gebracht. Daher glaube<br />

ich schon, dass die Einsicht steigt, dass<br />

wir wegkommen müssen von der Eskalationsschraube<br />

und dem Gerede über<br />

den „Kalten Krieg“. Wir müssen wie-<br />

Erwin Sellering: In diesem Jahr wird es<br />

in St. Petersburg ein großes deutsch-russisches<br />

Wirtschaftstreffen geben, das<br />

von unserer Partnerregion organisiert<br />

wird. Es hat sich gut eingespielt, dass<br />

wir im Wechsel solche Treffen ausrichten.<br />

Und ich habe den Eindruck: Jetzt<br />

gibt es auch keine Aufregung und negativen<br />

Schlagzeilen mehr, wenn wir das<br />

machen. Wir konzentrieren uns auf die<br />

wirtschaftlichen Bereiche, die von den<br />

Sanktionen ausgenommen sind. Darüber<br />

hinaus arbeiten wir an einer guten Ausgangsbasis<br />

für die Zeit, wenn die Sanktionen<br />

fallen.<br />

W+M: Sie haben im Herbst 2016 den neuen<br />

Länderfinanzausgleich für die Zeit nach<br />

2019 maßgeblich mit dem Bund ausgehandelt.<br />

Warum ist es aus Ihrer Sicht ein fairer<br />

Kompromiss auch für die neuen Länder<br />

geworden?<br />

ZUR PERSON<br />

Erwin Sellering wurde am 18. Oktober<br />

1949 in Sprockhövel geboren. Er studierte<br />

Rechtswissenschaften in Heidelberg,<br />

Bochum und Münster. 1981 wurde<br />

er Richter am Verwaltungsgericht<br />

Gelsenkirchen. 1994 wechselte Sellering<br />

nach Ostdeutschland. Zunächst<br />

arbeitete er als Vorsitzender Richter in<br />

Greifswald. Seit dem Jahr 2000 gehört<br />

er der Landesregierung an, seit 2008 ist<br />

er Ministerpräsident in Mecklenburg-<br />

Vorpommern.<br />

Erwin Sellering: Bei so vielen widerstreitenden<br />

Interessen war es klar, dass am<br />

Ende nur ein Kompromiss herauskommen<br />

konnte. Die Geberländer wollten entlastet<br />

werden. Dem Osten liegt viel daran, dass<br />

der Aufholprozess nicht gestoppt wird.<br />

Und die Länder in der Mitte wollten auch<br />

nicht benachteiligt werden. Eigentlich war<br />

das eine Ausgangsbasis, wo man sagte,<br />

das kann doch gar nicht gelingen. Deshalb<br />

bin ich ganz stolz, dass wir das geschafft<br />

haben. Es ist ein gutes Zeichen für den Föderalismus,<br />

dass wir uns einigen konnten.<br />

W+M: Wie profitiert Ihr Land konkret von<br />

der künftigen Regelung?<br />

Erwin Sellering: Im Prozess der Kompromissfindung<br />

gab es eine Phase, wo die<br />

Ostländer gesagt haben, hier können wir<br />

nicht mitmachen. Dann ist es durch ein<br />

gutes gemeinschaftliches Auftreten gelungen,<br />

ein Ergebnis zu erzielen, das den<br />

neuen Ländern eine Fortsetzung des Aufholprozesses<br />

ermöglicht. Und nur darum<br />

ging es uns – nicht um spezielle Vorteile<br />

für ein einzelnes Land.<br />

Wir sind ein sparsam wirtschaftendes Land.<br />

Mit dem gefundenen Kompromiss können<br />

wir unsere klaren politischen Schwerpunkte<br />

weiter verwirklichen: Mit der Wirtschaft<br />

soll es weiter aufwärts gehen, damit neue<br />

Arbeitsplätze entstehen. Wir werden auch<br />

weiter in Kitas und Schulen investieren,<br />

also in gute Chancen von Anfang an.<br />

Interview: Karsten Hintzmann und<br />

Frank Nehring<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>

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