Landkreis Marburg Biedenkopf - ganz persönlich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
gut eingerichtet und wollten nicht wirklich an das Leben<br />
da draußen denken. Seine Anweisungen waren klar. Wir<br />
sollten nicht direkt an Berufe denken, nicht an Dinge, die<br />
wir besonders gut können. Nur daran, was wir wirklich<br />
wollten.<br />
Ich wollte ins Ausland, schreiben, Abenteuer erleben und etwas<br />
Sinnvolles tun. „Das klingt nach Entwicklungshilfe“,<br />
meinte mein Lehrer – aber Entwicklungshilfeorganisationen<br />
konnten sich nicht vorstellen, dass ich als Blinde für sie<br />
arbeite. Also musste ich einen eigenen Weg finden. Eine<br />
Riesenchance. Ist es denn nicht viel spannender, nicht ausgetretene<br />
Wege zu gehen? Und Tibet schien als Abenteuer<br />
genau richtig.<br />
Mein Wunsch Tibetologie zu studieren, um in Tibet ein<br />
soziales Projekt auf die Beine zu stellen, wurde von Lehrern<br />
unterstützt. Um die tibetische Schrift erlernen zu können,<br />
bekam ich sogar Spezialunterricht im Optacon-Lesen. Das<br />
„Ich habe nun keinen Koffer mehr in <strong>Marburg</strong>, aber ich<br />
werde dieser Stadt und besonders meiner Schule für<br />
den Start in mein Leben immer dankbar sein.“<br />
Optacon besteht aus einer Kamera, die gedruckte Schrift<br />
durch kleine hoch und runter schnellende Nadeln auf den<br />
Zeigefinger der linken Hand projiziert. Dieses Gerät ermöglichte<br />
später das Studium der Zentralasien-Wissenschaft mit<br />
Schwerpunkt Tibetologie.<br />
Ich habe nun keinen Koffer mehr in <strong>Marburg</strong>, aber ich werde<br />
dieser Stadt und besonders meiner Schule für den Start in<br />
mein Leben immer dankbar sein. So dankbar, dass ich in<br />
meinem jüngsten Buch „Die Traumwerkstatt von Kerala –<br />
die Welt verändern, das kann man lernen“ <strong>Marburg</strong> ein<br />
<strong>ganz</strong>es Kapitel gewidmet habe.<br />
98 · 99<br />
Sabriye Tenberken mit einigen ihrer Schüler in Lhasa beim Training