Landkreis Marburg Biedenkopf - ganz persönlich
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zum Integrationskurs-Anbieter. Und es gibt auch die alltäglichen<br />
Fragen: Wie kann ich mich von der Rundfunkgebühr<br />
befreien lassen? Oder wo stelle ich einen Rentenantrag? Ich<br />
bin also die Lotsin durch den Behördendschungel.<br />
Doch das ist nur ein Teil. Denn die Menschen können hier<br />
auch ihr Herz ausschütten, wenn sie <strong>persönlich</strong>e Probleme<br />
haben – bei Arbeitslosigkeit, Verlusten oder Gewalt in der<br />
Familie. Und auch bei <strong>ganz</strong> alltäglichen Problemen ist unser<br />
Team da. Dabei ist jeder Tag spannend, denn ich weiß nie,<br />
wer durch meine Tür kommt: aus welchem Land, mit welcher<br />
Sprache und mit welcher Kultur. Das stellt uns aber<br />
auch immer wieder vor neue Herausforderungen. So kann<br />
man mit europäischen Migranten Probleme <strong>ganz</strong> anders lösen<br />
als mit syrischen Flüchtlingen: Kultur und Mentalität<br />
sind völlig unterschiedlich. Aber mit meiner Geschichte<br />
kann ich allen glaubhaft versichern: Ihr könnt es schaffen!<br />
Das gibt den Menschen Kraft und Mut. Denn sie merken,<br />
dass meine Erfahrungen authentisch sind und sie mir vertrauen<br />
können.<br />
Ich werde während meiner Arbeit auch immer mit echten<br />
Schicksalen konfrontiert – gerade, wenn es um häusliche<br />
Gewalt gegen Frauen geht, bewegt mich das sehr. Gerade<br />
Frauen von Migranten wissen nicht, was danach kommt. Sie<br />
haben keine Ahnung, dass es staatliche oder polizeiliche Hilfe<br />
gibt. Manche denken gar, dass sie in ihr Heimatland abgeschoben<br />
werden. Dagegen können wir mit unserer Beratung<br />
vorgehen.<br />
Manchmal kann es dann vonseiten der Männer auch Probleme<br />
für mich geben. Einmal hat mich ein Mann verfolgt, da<br />
hatte ich schon Angst. Er hat mir zum Glück nichts getan,<br />
wollte aber unbedingt wissen, wo seine Frau ist. Doch ich<br />
verrate nichts – Vertrauen ist die Basis meiner Arbeit.<br />
Ich habe eigentlich gelernt, meine Probleme im Büro zu lassen.<br />
Doch das Erlebte lässt sich an der Haustür nicht einfach<br />
abschalten. Manchmal erzähle ich zuhause, was ich am Tag<br />
erlebt habe – natürlich, ohne Namen zu nennen. Und zur<br />
Entspannung gehe ich raus in die Natur. Denn unser <strong>Landkreis</strong><br />
hat eine herrliche Landschaft – beim Nordic Walking<br />
kann ich beispielsweise das Erlebte verarbeiten. Die Waldluft,<br />
die Natur und die vielen Eindrücke tun mir seelisch<br />
und physisch gut. Dann komme ich als anderer Mensch nach<br />
Hause.<br />
Und natürlich bekommen wir auch Supervision. So können<br />
wir Probleme im Team besprechen, man wird nicht alleine<br />
gelassen. Das ist eine wichtige Unterstützung, damit auch<br />
wir Helfer mit unseren Problemen nicht alleine dastehen.<br />
Ich bin froh, in unserem <strong>Landkreis</strong> zu leben, der für viele<br />
Kulturen Platz hat und niemanden ausschließt. Hier gibt es<br />
eine echte Willkommenskultur. Dazu möchte ich weiterhin<br />
meinen Teil beitragen – damit die Menschen, die zu uns<br />
kommen, hier ihre neue Heimat finden und in die Gesellschaft<br />
integriert werden.<br />
Schloss Schweinsberg bei Stadtallendorf<br />
„Bei meiner Arbeit<br />
profitiereichvonden<br />
Erfahrungen, die ich<br />
selbst als Migrantin<br />
gesammelt habe.<br />
Ich kann mich in die<br />
Menschen hineinversetzen.“