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Germany Yearbook - 2004_ocr

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23 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen<br />

23.0 Methodische Erläuterungen<br />

Das Bruttoinlandsprodukt, das die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland<br />

nach Abzug der Vorleistungen misst, ist demnach ein Produktionsindikator. Das<br />

Bruttonationaleinkommen (früher: Bruttosozialprodukt) ergibt sich, indem man vom<br />

Bruttoinlandsprodukt die Primäreinkommen abzieht, die an die übrige Welt geflossen<br />

sind, und umgekehrt die Primäreinkommen hinzufügt, die von inländischen Wirtschaftseinheiten<br />

aus der übrigen Welt bezogen worden sind. Es ist in erster Linie ein Einkommen<br />

sin dikator. Das Konzept des Nationaleinkommens hängt eng mit dem des Volkseinkommens<br />

- einer häufig verwendeten Größe der Verteilungsrechnung - zusammen. Das<br />

Inlandsprodukt und das Nationaleinkommen werden im Allgemeinen sowohl »brutto«<br />

als auch »netto« (d.h. nach Abzug der Abschreibungen) berechnet und dargestellt.<br />

Diese vier Größen werden zu Marktpreisen und das Nettonationaleinkommen zusätzlich<br />

zu Faktorkosten bewertet. Die Bewertung zu Marktpreisen bedeutet, dass »Produktionsund<br />

Importabgaben abzüglich Subventionen« enthalten sind, während das Nettonationaleinkommen<br />

zu Faktorkosten (Volkseinkommen) ohne »Produktions- und Importabgaben<br />

abzüglich Subventionen« berechnet wird.<br />

Von seiner Entstehung her gesehen ergibt sich das Bruttoinlandsprodukt aus der um<br />

die unterstellte Bankgebühr verminderten Summe der Bruttowertschöpfung der einzelnen<br />

Wirtschaftsbereiche zuzüglich der Gütersteuem und abzüglich der Gütersubventionen.<br />

Die Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche wird in der Regel durch Abzug<br />

derVorleistungen von den Produktionswerten ermittelt.<br />

Die Produktionswerte der Unternehmen stellen den Wert der Verkäufe von Waren und<br />

Dienstleistungen aus eigener Produktion an andere (in- und ausländische) Wirtschaftseinheiten<br />

dar, vermehrt um den Wert der Bestandsveränderung an Halb- und Fertigwaren<br />

aus eigener Produktion und um den Wert der selbsterstellten Anlagen. Zu den<br />

Verkäufen rechnen in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen auch die Einnahmen<br />

aus der Vermietung von Wohnungen (einschl. unterstellter Mieten für eigengenutzte<br />

Wohnungen) und von gewerblichen Anlagen sowie der Eigenkonsum der Unternehmer<br />

(im eigenen Unternehmen produzierte und im privaten Haushalt des Unternehmers<br />

konsumierte Erzeugnisse). Der Wert der Verkäufe schließt die in Rechnung gestellte<br />

Umsatzsteuer nicht ein. Der Produktionswert der so genannten »Nichtmarktproduzenten«<br />

aus den Sektoren Staat und Private Organisationen ohne Erwerbszweck,<br />

deren Leistungen der Allgemeinheit überwiegend ohne spezielles Entgelt zur Verfügung<br />

gestellt werden, werden durch Addition der Aufwandsposten dieser Institutionen ermittelt.<br />

Unter Vorleistungen ist der Wert der Güter (Waren und Dienstleistungen) zu verstehen,<br />

die inländische Wirtschaftseinheiten von anderen (in- und ausländischen) Wirtschaftseinheiten<br />

bezogen und im Berichtszeitraum im Zuge der Produktion verbraucht haben.<br />

Die Vorleistungen umfassen außer Rohstoffen, sonstigen Vorprodukten, Hilfs- und Betriebsstoffen,<br />

Brenn- und Treibstoffen und anderen Materialien auch Bau- und sonstige<br />

Leistungen für laufende Reparaturen, Transportkosten, Postgebühren, Anwaltskosten,<br />

gewerbliche Mieten, Benutzungsgebühren für öffentliche Einrichtungen usw. In der Regel<br />

schließen die Vorleistungen nicht die eingesetzte Handelsware ein, da auch der Produktionswert<br />

von Handelsaktivitäten nur in Höhe des Dienstleistungsentgelts gebucht<br />

wird.<br />

Zu den Gütersteuern zählen alle Steuern und ähnlichen Abgaben, die pro Einheit einer<br />

gehandelten Ware oder Dienstleistung zu entrichten sind. Sie umfassen die nichtabziehbare<br />

Umsatzsteuer, Importabgaben (u.a. Zölle, Verbrauchsteuem und Abschöpfungsbeträge<br />

auf eingeführte Güter) und sonstige Gütersteuem (Verbrauchsabgaben,<br />

Vergnügungsteuem, Versicherungsteuer usw.).<br />

Gütersubventionen sind Subventionen, die pro Einheit einer produzierten oder eingeführten<br />

Ware oder Dienstleistung geleistet werden. Unter Subventionen versteht man in<br />

den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen laufende Zahlungen ohne Gegenleistung,<br />

die der Staat oder Institutionen der Europäischen Union an gebietsansässige Produzenten<br />

leisten, um den Umfang der Produktion dieser Einheiten, ihre Verkaufspreise oder<br />

die Entlohnung der Produktionsfaktoren zu beeinflussen.<br />

Abschreibungen messen die Wertminderung des reproduzierbaren Anlagevermögens im<br />

Lauf der Periode durch Verschleiß und wirtschaftliches Veralten. Vorzeitiges Ausscheiden<br />

von Anlagen durch Schadensfälle ist im Wert der Abschreibungen berücksichtigt.<br />

Straßen, Brücken, Wasserwege und ähnliche Güter des Staates mit schwer bestimmbarer<br />

Nutzungsdauer werden ebenfalls abgeschrieben. Die Abschreibungen in den Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnungen sind zu Wiederbeschaffungspreisen bewertet.<br />

Die Nettowertschöpfung (Nettoinlandsprodukt) enthält das in den Wirtschaftsbereichen<br />

oder Sektoren entstandene Arbeitnehmerentgelt und den Betriebsüberschuss bzw. die<br />

Selbstständigeneinkommen. Das von den Arbeitgebern geleistete Arbeitnehmerentgelt<br />

umfasst die Bruttolöhne und -gehälter, die tatsächlichen Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung,<br />

an Lebensversicherungsuntemehmen und an Pensionskassen, ferner unterstellte<br />

Sozialbeiträge, die den Gegenwert der sozialen Leistungen darstellen, die von<br />

Arbeitgebern an gegenwärtig oder früher beschäftigte Arbeitnehmer gezahlt oder als un-<br />

verfallbare Forderung gutgeschrieben werden. Der Betriebsüberschuss/Selbstständi-<br />

geneinkommen ergibt sich nach Abzug des Arbeitnehmerentgelts von der Nettowertschöpfung<br />

des Wirtschaftsbereichs bzw. Sektors. Dabei ist ein kalkulatorischer<br />

Untemehmerlohn sowie das Entgelt für das eingesetzte eigene und fremde Sach- und<br />

Geldkapital der jeweiligen Wirtschaftseinheit und für die unternehmerische Leistung<br />

eingeschlossen.<br />

Das Volkseinkommen (Nettonationaleinkommen zu Faktorkosten) als häufig genutzte<br />

Größe der Verteilungsrechnung ist die Summe aller Erwerbs- und Vermögenseinkommen,<br />

die Inländern letztlich zugeflossen sind. Es umfasst das von Inländern empfangene<br />

Arbeitnehmerentgelt sowie die Unternehmens- und Vermögenseinkommen.<br />

Erhöht man das Volkseinkommen um die Produktions- und Importabgaben abzüglich<br />

Subventionen sowie die empfangenen laufenden Transfers aus der übrigen Welt und<br />

zieht die geleisteten laufenden Transfers an die übrige Welt ab, so ergibt sich das verfügbare<br />

Einkommen der Gesamtwirtschaft.<br />

Auf der Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts werden die Konsumausgaben der<br />

privaten Haushalte, der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck und des Staates,<br />

die Bruttoanlageinvestitionen, die Vorratsveränderungen und Nettozugang an Wertsachen<br />

sowie der Außenbeitrag unterschieden.<br />

Als Konsumausgaben privater Haushalte werden die Waren- und Dienstleistungskäufe<br />

der inländischen privaten Haushalte für Konsumzwecke bezeichnet. Neben den tatsächlichen<br />

Käufen, zu denen u.a. Entgelte für häusliche Dienste gehören, sind auch bestimmte<br />

unterstellte Käufe einbegriffen, wie z.B. der Eigenkonsum der Unternehmer, der<br />

Wert der Nutzung von Eigentümerwohnungen sowie so genannte Naturalentgelte für Arbeitnehmer<br />

(z.B. Deputate). Der Konsum auf Geschäftskosten wird nicht zu den Konsumausgaben<br />

privater Haushalte gerechnet, sondern zu den Vorleistungen. Nicht enthalten<br />

sind ferner Käufe von Grundstücken und Gebäuden, die zu den Bruttoanlageinvestitionen<br />

zählen.<br />

Die Konsumausgaben der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck bestehen aus<br />

dem Eigenverbrauch der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck, d.h. aus dem<br />

Wert der von diesen Organisationen produzierten Güter abzüglich selbsterstellter Anlagen<br />

und Verkäufe sowie den Ausgaben für Güter, die als soziale Sachtransfers den privaten<br />

Haushalten für ihren Konsum zur Verfügung gestellt werden.<br />

Die Konsumausgaben des Staates entsprechen dem Wert der Güter, die vom Staat<br />

selbst produziert werden, jedoch ohne selbsterstellte Anlagen und Verkäufe sowie den<br />

Ausgaben für Güter, die als soziale Sachtransfers den privaten Haushalten für ihren<br />

Konsum zur Verfügung gestellt werden.<br />

Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch <strong>2004</strong> 721

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