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Germany Yearbook - 1876 - Prussia_ocr

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der Lahn zn leiden, welche in der Production sogar bis auf den niedrigeu Stand<br />

früherer Jahre (1867 und 1868) zurückgingen. Noch ungünstiger gestaltete sich das<br />

Gesammtergebniss des Eisenstein-Bergbaues in Bezug auf den A b satz, indem ein<br />

grosser Theil der vorjährigen Förderung keine Abnehmer fand und noch auf den<br />

Halden lagert. Eine Ausnahme hiervon machten nur einzelne Werke mit bester<br />

Productenqualität im Siegen’schen und in der Umgegend von Kamsdorf u. a. a. O. Infolge<br />

günstiger Ergebnisse der Kamsdorfer Gruben weist der Oberbergamts-Bezirk Halle<br />

sogar eine Steigerung in der Eisenerz-Gewinnung auf, welche das Vorjahr um 18.74 pCt<br />

der Menge nach übertrifft<br />

Entsprechend dem oben angegebenen ganzen Ausfall in Preussen stellte sich ein<br />

Gesammt-Minderwerth gegen das Vorjahr von 5.174893 Thlr. und ein Niedergang der<br />

beim Eisenstein-Bergbau beschäftigten Arbeiterzahl von 10 747 Mann heraus. Die Eisenstein-Preise<br />

sanken im laufenden Jahre, selbst bei guten und besten Sorten, noch<br />

weiter, so dass zur Zeit vielfach unter den Selbstkosten verkauft werden muss.<br />

Obwohl der S tein k o h len -B erg b au seinen grössten Abnehmer an der Eisenindustrie<br />

hat und z. B. 30 pCt. des Absatzes der Saarbrücker Steinkohlen-Gruben diesem<br />

Industriezweige zugeführt werden, so haben sich doch die Verhältnisse für den Steinkohlen-Bergbau<br />

bei Weitem nicht so ungünstig gestaltet, wie vielfach befürchtet wurde.<br />

Der Grund hierfür ist insbesondere darin zu suchen, dass dem Kohlengeschäfte in der<br />

ersten Hälfte des Jahres noch die vortheilhaften Vertragsabschlüsse des Voijahres<br />

zu statten kamen, und dass, abgesehen von dem weniger ins Gewicht fallenden Absatz<br />

zu Wasser, auch später keine erheblichen Absatzstockungen eintraten, nachdem man<br />

sich freilich zu allmählichen erheblichen Preissermässigungen hatte verstehen müssen,<br />

welche 30 und 50 pCt. und mehr ausmachten. Eine grosse Anzahl neuer Bergwerks-<br />

Anlagen stand wie im Voijahre, namentlich im westlichen Theile des Staates, im<br />

Abteufen; bo allein in Westfalen 30 und imSaarbrücken'schen 19 derartige Schachtanlagen.<br />

Die im Jahre 1874 insgesammt gewonnene Steinkohlen-Menge beziffert sich auf<br />

rund 639 Millionen Ctr. gegen 647 Millionen im Voijahre, und während sich der Ausfall<br />

der M enge nach nur auf 8.184 510 Ctr. stellt, beträgt derselbe von 1873 auf 1874<br />

dem W erth e nach 5.586 911 Thaler. Die bei dieser Gewinnung beschäftigte Gesammt-<br />

Arbeiterzahl stieg hingegen um 5130 Mann.<br />

Im Oberbergamts-Bezirk B re sla u erfuhr die Steinkohlen-Gewinnung im Jahre<br />

1874 einen nicht unbedeutenden Zuwachs und zwar in Oberschlesien um 6.4 pCt., in<br />

Niederschlesien um 2.4 pCt oder im Durchschnitt für Schlesien nm 5.s pCt. Der Absatz<br />

nach Oesterreich, welcher in den Voijahren den Stoss zu einem Aufschwünge<br />

der 8ämmtlichen Steinkohlen-Werke Schlesiens und selbst zur Geldbetheiligung österreichischerseits<br />

behufs Aufnahme neuer und Erweiterung alter Gruben gegeben hatte,<br />

wurde im Jahre 1874 ganz flau; der Absatz nach Russland vermochte sich nicht zu<br />

kräftigen, da die an der polnischen Grenze betriebenen Steinkohlen-Werke immer mehr<br />

erstarken und der Zoll auf schlesische Kohlen nach wie vor hindernd in den Weg tritt;<br />

auch die im Voijahre gewonnenen Absatzquellen im Westen von Deutschland (Magdeburg,<br />

Hannover u. m. a.) gingen durch die ausserordentlichen Preissermässigungen und<br />

sonstigen Anstrengungen Westfalens nach und nach verloren. Einen befriedigenden<br />

Ersatz lieferte dagegen der Absatz, welcher in Concurrenz gegen die englischen Kohlen<br />

in Berlin behauptet und in Stettin neu befestigt wurde.<br />

Den Steinkohlen-Absatz im Oberbergamts-Bezirk D ortm und erschwerten trotz<br />

der eifrigen Bestrebungen der Industriellen, anderweitige Verbrauchsausfälle zu decken,<br />

zwei Umstände: einerseits der ungewöhnlich niedrige Wasserstand des Rheines und<br />

der Ruhr während eines grossen Theiles des Jahres 1874, welcher die Schiffahrt<br />

namentlich nach dem Oberrheine fast ganz zum Erliegen brachte, andererseits die mit<br />

dem 1. August eingeführte Erhöhung der Eisenbahn-Frachttarife. Bei dieser ungünstigen<br />

Lage stellte sich dennoch der Rückgang in der Production gegen das Voijahr,<br />

welches eine Productionssteigerung von nahezu 40 Millionen Ctr. Steinkohlen gegenüber<br />

1872 aufzuweisen hatte, nur auf 17% Millionen Ctr. oder auf etwas über 5 pCt<br />

der vorjährigen Gesammtmenge. Den bedeutendsten Aufschwung im westfälischen<br />

Bezirke zeigte das Revier Gelsenkirchen, dessen Werke sich in westlicher Richtung<br />

und auch nach Frankreich einen dauernden starken Absatz unter günstigen Verhältnissen<br />

zu sichern wussten. Die G as kohlen fördernden Gruben vermögen fortgesetzt<br />

die Nachfrage kaum zu befriedigen.<br />

Die Verhältnisse deB Steinkohlen-Bergbaues im Oberbergamts-Bezirk Bonn waren<br />

im Allgemeinen normale, und wesentlich nur an dem Rückgänge der Preise machte<br />

es sich bemerklich, dass die allgemeine Geschäftslage sich verschlechtert hatte. Beim<br />

fiscalischen Betriebe nm Saarbrücken gingen am 1. Mai die laufenden Kohlen-Verkaufspreise<br />

— zum ersten Male seit 4 Jahren — unter die Vertragspreise zurück und<br />

erfuhren noch wiederholte Herabsetzungen, so dass sie im Laufe des Jahres ungefähr<br />

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