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Germany Yearbook - 1876 - Prussia_ocr

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317<br />

P. Polygraphische Gewerbe.<br />

Unter den Industriezweigen dieser Gruppe nehmen der Buchdruck und der<br />

Buchhandel die erste Stelle ein. Sie haben in Deutschland eine alte und berühmte<br />

Geschichte. In neuerer Zeit concentriren sie sich mehr und mehr auf einige grössere<br />

Verkehrsplätze. Während früher Frankfurt und Leipzig die Centren des Gewerbes<br />

waren, wo auf den grossen Jahresmessen die Geschäfte für ganz Deutschland abgewickelt<br />

wurden, ist neuerdings Frankfurt ganz zurückgetreten. Seit Anfang dieses<br />

Jahrhunderts beherrscht Leipzig den ganzen Buchhandel. Nächst ihm zeichnen sich<br />

Berlin und Stuttgart durch die bedeutendste buchhändlerische Production ans. Von<br />

1851 bis Ende 1872 hat der Buchhandel Deutschlands etwa 200 000 Novitäten auf den<br />

Markt gebracht, in mässiger Steigerung etwa 10 000 jährlich. Die Production des<br />

Jahres 1872 stellt sich auf 11127 Novitäten.<br />

Anch für die Begründung und Ausbildung der Kartographie fällt der Hauptantheil<br />

den Deutschen zu. Die ältesten Karten lieferten in Holzschnitten die ältesten<br />

Ausgaben des lateinischen Ptolomäus, von denen die ersten 6 Deutschland und dem<br />

15. Jahrhundert angehörten. Bildliche Darstellungen der Länder nach neueren Projectionen<br />

im Druck begannen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, indess nur<br />

sparsam. Erst um die Mitte des Jahrhunderts gab es Drucke von Länderbildern und<br />

Weltkarten in grösserer Anzahl. Nürnberg, Augsburg, Köln waren die Prägestätten;<br />

die berühmten Kartographen Mercator aus Duisburg, Oertel (Ortelius), seiner Familie<br />

nach aus Augsburg, waren Deutsche. Henneberg gab seine so oft wieder gedruckten<br />

Landtafeln von Ostpreussen 1576 heraus. In Köln, in Augsburg erschienen Prachtwerke<br />

mit Darstellungen der berühmten Städte in Bild und Grundriss seit 1576.<br />

Die grosse Entwickelung der geographischen Wissenschaften in Deutschland<br />

hat auch seiner Kartographie einen besonderen Aufschwung gegeben. Sie ragt gegenwärtig<br />

nicht nur durch die Masse, sondern auch durch den Werth ihrer Erzeugnisse<br />

hervor, concentrirt sich aber auf verhältnissmässig wenige Orte.<br />

Die Photographie wurde unmittelbar nach Publication von Daguerre’s Entdeckung<br />

im Jahre 1839 in Deutschland ausgeübt und in ihrer ersten Gestalt als<br />

D&guerrotypie fast nur zum Porträtiren verwendet. Im Jahre 1852 kam nach<br />

Archer's Vorgang der Collodiumprocess in Aufnahme und mit ihm in Verbindung die<br />

Papierphotographie. Dadurch trat die Photographie ein in die Reihe der vervielfältigenden<br />

Künste und fand nunmehr Anwendung in denjenigen Zweigen der Kunst,<br />

Wissenschaft nnd Industrie, wo bildliche Darstellungen eine Nothwendigkeit sind.<br />

An Stelle des Einzelbildes der Daguerrotypie trat die Massenproduction; es entstand<br />

die photographische Visitenkarte, mit ihr das photographische Album, jetzt ein<br />

wichtiger Industrie-Artikel. Gleichzeitig wurde die Photographie Object des Kunsthandels,<br />

zuerst in Gopien nach Stichen und Lithographien, dann in Porträts von<br />

Tagesberühmtheiten, in Stereoskop- und Landschaftsbildern, endlich in grossem Maassstabe<br />

in photographischen Copien nach Handzeichnungen und Oelgemälden, deren Reproduction<br />

man früher für unmöglich hielt. Gleichzeitig fand die Photographie in der<br />

Industrie nnd Wissenschaft als Hilfsmittel zum Copiren von technischen Zeichnungen<br />

(Licht-Pausproces8), zur Aufnahme von Maschinen und Gebäuden, Objecten der Naturbeschreibung<br />

(Astrophothographie, Mikrophotographie), ferner in Verbindung mit<br />

Lithographie und Kupferdruck zur Herstellung der geographischen Karten u. dgl. Anwendung.<br />

Einer weiteren Entwickelung geht diese Anwendung der Photographie noch<br />

entgegen durch Einführung des „Lichtdrucks“ und „Reliefdrucks“. Beiläufig gedenken wir<br />

der Anwendung der Photograghie im Potteriefach (eingebrannte Photographien) und in<br />

der Feldmess-Knnde. Centralpunkte für die photographische Knnstreproduction sind in<br />

Deutschland Berlin und München, in zweiter Linie Düsseldorf und Dresden.<br />

Mit der Photographie entwickelte sich die Fabrikation photographischer Bedarfsartikel.<br />

Deutschland liefert etwa die Hälfte des für die gesammte Photographie<br />

nöthigen Papierquantums. Es existirt eine Fabrik für Rohpapiere, eine grössere Zahl<br />

von Albumin-Papierfabriken (Hauptsitz : Dresden). In Bezug auf photographische Reproduction<br />

von Kunstwerken hat Deutbchland jetzt Frankreich nnd England überflügelt.<br />

Haupt-Exportmaterial sind Kunstblätter, Albuminpapier, Rahmen, Albums, Cartons,<br />

Chemikalien, Glaswaaren, Linsen.<br />

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