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Germany Yearbook - 1876 - Prussia_ocr

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f&bricirt werden, wo die Gebrauchspeitschen entstehen. In Deutschland werden jährlich<br />

etwa 2 Hill. Spazier- und Schirmstöcke fabricirt, die zumeist exportirt werden.<br />

In diese Zahl theilen sich namentlich Hamburg, Erfurt, Nürnberg und Fürth. Stuttgart<br />

(ca. 100 000 Stück), Leipzig und einige Städte des sächsischen Erzgebirges, endlich<br />

Thüringen und die Ortschaften an der Bhön. In den zuletzt genannten Städten<br />

und Gegenden ist auch die Peitschenfabrikation heimisch. Für feine Peitschen haben<br />

Hamburg, Frankfurt a. H. und Mainz Ruf.<br />

Ton den mannigfachen anderen Kurzwaaren seien nur noch drei Arten mit ihren<br />

Hauptsitzen erwähnt Die B ein- und E l fen bei n -Arbeiten in Geislingen (Württemberg),<br />

die fast den ganzen Harkt beherrschen, und als „Geislinger Waaren“ Weltruf haben;<br />

die S c h ild p a tt- und H ornschm uck-Fabrikation in Nürnberg, welche der pariser<br />

selbst im Geschmack Concurrenz macht und die Fabrikation k lein er Spiegel in<br />

Förth, deren Production jährlich 60 Tausend Dutzend übersteigt<br />

0. N a h ra n g s- u n d G e n n ssm itte l.<br />

1. M ü llereiproducte. Die rationellere, techniBch-mercantile Auffassung des<br />

deutschen Hüllergewerbes datirt aus dem Anfänge der 20er Jahre, zu welcher Zeit<br />

man anfing, den entschieden (an Quantität und Qualität) höheren Leistungen der verbesserten<br />

amerikanisch - englischen Getreidemühlen gebührende Aufmerksamkeit zu<br />

schenken. Mahlzwang, Bannrechte und Vorurtheile vermochten zwar die allgemeinere<br />

Einführung der vollkommneren Oonstructionen und Mahlmethoden der Amerikaner und<br />

Engländer zu verzögern, allein keineswegs zu verhindern, vielmehr blieb schliesslich<br />

die intellectuelle Industrie Sieger im Kampfe mit der alten Zunft des Hüller-Handwerks,<br />

das blosse Hehlmachen gestaltete Bich zur fabrikmässigen Production.<br />

In Nord-Deutschland hat Preussen das Verdienst, die ersten verbesserten Mühlen<br />

(auch Dampfmühlen) von 1825 an in Gang gebracht zu haben, dem im Anfänge der<br />

30er Jahre Württemberg und Bayern, sowie nachher auch Sachsen und andere deutsche<br />

Staaten folgten.<br />

Han kann diesen Zeitabschnitt als die erste Periode der neueren deutschen<br />

Getreidemüllerei bezeichnen und ihn bis zur Mitte der 30er Jahre reichen lassen. Die<br />

zweite Periode beginnt mit dem Auftreten der Frauenfelder (Schweizer) Walzenmühlen<br />

(1835) und mit der Verwendung der Fourneyron’schen und Henschel'schen Turbinen<br />

zum Betriebe der Mühlen. Dieser Zeitraum reicht bis in die 60er Jahre hinein, wo<br />

man erkannte, dass das Walzenmühl-System an zwei grossen Uebeln litt, nämlich daran,<br />

dass es nicht zum Ausmahlen dienen konnte und ausserdem fast unüberwindliche Reparaturen<br />

mit sich führte. A1b selbständiges Mahlsystem musste es verlassen werden.<br />

Die dritte Periode charakterisirt sich zunächst durch den Kampf zwischen<br />

Flach- und Hoch- (Gries-) Müllerei, dann durch die Bemühungen, völlig zufriedenstellende<br />

Getreide-Schälmaschinen zu construiren, den Oberstein ruhen und nur den<br />

Unterstein laufen zu lassen, die Walzenarbeit zum Quetschen beim Griesmachen zu<br />

verwenden, die Carr’sche Schleudermühle (Desintegrator) zum Schroten zu benutzen etc.<br />

— Die hierbei auftretenden Streite haben (nach allen Richtungen hin) zur Zeit noch<br />

zu keinem entscheidenden Ende geführt, indess hat man doch in Bezug auf die Mahlmethode<br />

so viel erkannt, dass die Griesmüllerei mehr für Süd-Deutschland, mehr für<br />

die Kipfel-, Knödel- (überhaupt Mehlspeisen-) Esser, als für die an gröbere Kost gewöhnten<br />

Norddeutschen, und ferner dahin passt, wo man weiss, was man bei der geringen<br />

Menge edleren Mehles (Kaisermehl) mit der grossen Masse ordinärerer Mehlsorten<br />

anfangen kann.<br />

Die grösste zur Zeit in Deutschland existirende (für den Export arbeitende)<br />

Getreidemühle (für Flachmüllerei) ist die der Gebrüder Lange in Neumühlen bei Kiel,<br />

mit nicht weniger als 64 Gängen in einem einzigen Etablissement. Dann dürfte<br />

Krietsch in Wurzen (Königreich Sachsen) folgen, weiter die bromberger Seehandlungs-<br />

Mtihle, ferner die Stettiner Actienmühle etc. Die grössten Getreidemühlen Süd-<br />

Deutschlauds sind die von Corell in Neustadt a. d. Hardt und die von May & Go. in<br />

Hansen bei Frankfurt a. M., dann die münchener Ludwigsmühle (ehemals Walzenmühle)<br />

etc. Jede der beiden erstgenannten Mühlen hat dennoch nicht mehr als<br />

12 Gänge.<br />

Die Gesammtzahl der deutschen Mühlen giebt die amtliche Statistik des Zollvereins<br />

für 1861 auf 59118 an, die Zahl der Gänge zu 104 405.<br />

Neben der deutschen Getreidemüllerei spielt die Fabrikation der Graupen (jetzt<br />

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