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Germany Yearbook - 1876 - Prussia_ocr

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359<br />

C. Maschinen*, Werkzeug- und Transportmittel-Industrie.<br />

1. Motoren und Maschinenbau im Allgemeinen. In den preussischenEheinlanden<br />

entstand um 1820 herum die Fabrikation von Dampfmaschinen. Diese waren<br />

anfänglich zum grössten Theil auf die Zwecke des Berg- und Hüttenwesens beschränkt.<br />

Im grossen Ganzen hat der rheinisch-westfälische Dampfmaschinen-Bau bis heute seine<br />

Hauptstärke in dieser selben Richtung behalten. In der neuesten Zeit hat sich dem<br />

Bau der Dampfmaschinen daselbst noch derjenige der Gas-Kraftmaschinen angeschlossen.<br />

Er ist auf das Bedürfniss hin entstanden, dass dem Kleingewerbe, um es lebensfähig<br />

zu erhalten und neben der Grossindustrie zu entwickeln, vor allen Dingen Elementarkraft<br />

zugeführt werden müsse. Zu diesen Betriebsmaschinen haben sich im niederrheinischen<br />

Gebiete nach und nach mancherlei Arbeitsmaschinen gesellt; die bedeutendste Rolle<br />

unter denselben spielen die im grossartigen Maassstab erzeugten berg- und hüttenmännischen<br />

Arbeitsmaschinen.<br />

In den oberrheinischen Gebieten und in Südwest-Deutschland überhaupt entfaltete<br />

sich wegen der vorhandenen zahlreichen Wassergefälle der Bau der Wasserräder<br />

und namentlich der Turbinen; ein Gleiches geschah im Eisass. Die Eigenthümlichkeit<br />

der Turbine, an das Gefälle jedesmal besonders angepasst werden zu müssen, hat ihre<br />

Erzeugung als verkäufliche, nach demselben Modell oftmals wiederholbare Waare<br />

beschränkt, mehr vielleicht, als gerade erforderlich gewesen wäre. In dem betriebsamen<br />

Elsass bildete sich in Folge der Entwickelung der Textil-Industrie die Herstellung<br />

der Maschinen für Baumwoll-Spinnerei, -Weberei und -Appretur, mit den Hauptsitzen<br />

Mühlhausen und Thann, wesentlich aus. Ebendaselbst und in Graffenstaden blüht<br />

ausserdem die Fabrikation der Maschinen zur Bearbeitung der Metalle und des Holzes.<br />

Im Königreich Sachsen entwickelte sich früh im Anschluss an die vorhandene<br />

lebhafte Textilindustrie der Bau der zugehörigen Maschinen, und zwar sowohl für<br />

Baumwolle als auch für Wolle, weniger für Leinen. Die Londoner Ausstellung 1851<br />

gab den sächsischen Fabrikanten den Anstoss, sich der Werkzeug-Fabrikation zuzuwenden,<br />

die heute eine der grossartigst betriebenen daselbst ist und Maschinen zur<br />

Metall- und Holzbearbeitung in verzüglicher Güte liefert.<br />

Die preussische Provinz Sachsen und die angrenzenden Bezirke haben neben<br />

dem allgemeinen Maschinenbau zunächst die Specialität der Maschinen für Zuckerfabrikation<br />

ausgebildet. Daneben ist dort die Fabrikation von Manometern und anderen<br />

Dampfkessel-Ausrüstungsapparaten in lebhaftem Betriebe, in grossartigem Maassstab<br />

namentlich in der Fabrik von Schäffer & Budenberg in Buckau bei Magdeburg. Die<br />

Federmanometer dieser Fabrik sind in der ganzen Welt verbreitet. Zugleich hat sich<br />

in dieser und in verwandten Anstalten in den letzten Jahren der Ansatz zur Fabrikation<br />

von Maschinen-Bestandtheilen oder baulichen Elementen der Maschinen gebildet,<br />

welcher in raschem Wachsthum begriffen ist und verspricht, diesen bei uns bisher<br />

nicht genügend cultivirten Fabrikationszweig zur Blüthe zu bringen. Einstweilen ist<br />

die Hauptmasse der dort gefertigten Maschinentheile dem Gebiete der Gefäss-Constructionstbeile,<br />

Ventile, Hähne u. s. w. angehörig; die Ausdehnung auf andere Gebiete<br />

hat aber bereits begonnen. Die Fabrikation derjenigen Maschinenelemente, welche zu<br />

den Triebwerken gehören, als Lager, Kupplungen, Räder, Riemscheiben etc., ist noch<br />

nicht centr&lisirt, wird vielmehr durchgehende noch immer für den einzelnen Fall, die<br />

einzelne zu erbauende Fabrik, ohne feste Wahl von Constructionstypen ausgeführt.<br />

In Berlin schloss sich die Maschinenindustrie nicht wie in den angeführten<br />

Bezirken an bereits heimische andere Industrien an; sie hat sich hier vielmehr aus<br />

den Eisengiessereien heraus entwickelt. Diese Vermittlerinnen des Verbrauchs von<br />

Gusseisen für die baulichen und häuslichen Zwecke einer grossen Stadt bildeten sich<br />

nach und nach zu Maschinenfabriken aus und um, die zuerst eine ziemlich allseitige<br />

Productionsrichtung annahmen, sich aber allmählich mehr und mehr für besondere<br />

Bichtnngen entschieden. Unter diesen steht obenan die Locomotivfabrikation, von<br />

welcher weiter unten berichtet werden wird. Daneben haben die Appreturmaschinen,<br />

die Werkzeug-Maschinen, die Dampfmaschinen (neuerdings die Heissluft-Maschinen),<br />

die Maschinen für Buchdruckerei, die für Brennerei, Brauerei, Zuckerfabrikation, Landwirtschaft<br />

u. s. w., denen sich in den letzten Jahren eine grossartige Nähmaschinen-<br />

Industrie angeschlossen hat, immer im Zusammenhang mit den zugehörigen Triebwerken<br />

der Mannfactnren, hervorragende Productionsstätten m Berlin, so dass diese Stadt sich<br />

za einem der bedeutendsten Centren deutscher Maschinenindustrie ausgebildet hat.<br />

Heber ganz Deutschland sind im Uebrigen Maschinenbau-Anstalten verbreitet,<br />

in abnehmendem Verhältniss nach der Nord- und Ostsee-Küste zu, aber auch hier, wie<br />

überall, in lebhafter Entwicklung begriffen, ln Folge dieser sich über das ganze Reich

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