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Germany Yearbook - 1876 - Prussia_ocr

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Bind: München, Dresden, Worms, Mainz, Hamburg. Kan sei, Baden. Es werden in<br />

Deutschland gegenwärtig wohl 2’A Millionen Kalbfelle auf Kalbkid verarbeitet;<br />

mehr als 2/3 dieser Production werden exportirt; kein anderes Land liefert durch<br />

Schönheit, Weiche und Geschmeidigkeit hervorragenderes Fabrikat — Im ganzen<br />

Deutschen Reiche dürften reichlich 5‘/2 Millionen Kalbfelle pr. Jahr zu Leder für<br />

Fussbekleidung (braunes und gewichstes Kalbleder, Lackleder, Kalbkid) verarbeitet<br />

werden. (Hiervon kommen auf Worms 2.300 000, Mainz 450 000, andere hessische<br />

Orte zusammen 200 000, München 600 000, Dresden 800000 Stück.)<br />

7. R o ssled er ist eine Specialität der deutschen Lederfabrikation. In En<br />

land, Frankreich und Oesterreich wird kein oder nur wenig Rossleder gearbeitet<br />

Vor etwa 60 Jahren machte Gerbermeister Berger in Altona Versnche über die<br />

Bearbeitung von Rossleder, welche nicht ohne Erfolg waren und anch zu weiteren<br />

Versuchen durch Andere Anlass gaben. Die Fabrikation verbreitete sich von Altona<br />

aus zunächst in den Herzogtümern Holstein und Schleswig, dann in anderen Theilen<br />

Deutschlands. Im Anfang war Rossleder noch ein sehr untergeordnetes Product<br />

welches teilw eise für Sattlerarbeiten und für Einlegesohlen verwendet wurde;<br />

seitdem aber der Gonsum von Kalbfellen so enorm gestiegen ist und dieselben dadurch<br />

immer te u re r geworden sind, hat man in dem Rossleder, und mit Erfolg, theilweisen<br />

Ersatz für Kalbleder in der Verwendung für Vorder- und Hinterschäfte etc. gefunden.<br />

Auch wird Rossleder zu lackirten Kutschenverdecken gearbeitet. Die Hauptorte der<br />

Fabrikation befinden sich in Nord-Deutschland, Provinz Hannover. Harburg, Hamburg,<br />

Schleswig, Holstein, Wölpe bei Nienburg an der Weser, Brandenburg, Berlin,<br />

Merseburg, Perleberg, Plauen im Voigtlande etc. Auch in Süd-Deutschland tritt dieser<br />

Industriezweig in jüngster Zeit mehr und mehr auf. — In den letzten Jahren hat<br />

die Fabrikation von Rossleder und der Export desselben um mehr als V3 zugenommen.<br />

Das deutsche Fabrikat besitzt alle Hauptanforderungen, als Haltbarkeit, Wasserdichtigkeit,<br />

Eleganz, und wird von keinem fremdländischen Fabrikat dieser Art<br />

übertroffen.<br />

8. G efärbte L eder. Die Bereitung von gefärbten, nicht angestrichenen nn<br />

nicht mit Firniss überzogenen Ledern stammt aus dem Orient und wurde von da<br />

über Nord-Afrika und Spanien über andere europäische Länder verbreitet; daher die<br />

Namen: Türkisches Leder, Maroquin, Saffian, Corduan. Gegenwärtig steht die Be*<br />

reitung gefärbter Leder im Orient nnd in Marocco hinsichtlich schöner Färbung,<br />

Appretur und Ausfertigung weit zurück gegen die deutsche, französische, englische<br />

und österreichische. Der Orient liefert nur 2 Farben dauerhaft und schön, roth und<br />

gelb, kann aber auch hierin nicht mehr mit dem Westen von Europa concnrriren und<br />

versieht deshalb denselben mehr mit gegerbten Fellen, welche dann in Frankreich<br />

und Deutschland weiter verarbeitet werden. — Der Verbrauch von farbigen Ledern,<br />

als gefärbten Kalb-, Ziegen- und Schaffellen, für Buchbinder, Portefeuille- und Leder-<br />

Galanterie waaren, Schuhmacher- und Sattlerarbeiten, für Wagenausfütterungen, für<br />

Möbel und Tapeten etc. etc. hat während der letzten Jahrzehnte ausserordentlich<br />

zugenommen, und damit ist auch die Fabrikation bedeutend erweitert worden.<br />

Wesentliche Verbesserung hat diese Fabrikation durch sorgfältige Auswahl der Felle,<br />

Schönheit der Farben durch Verwendung der Anilinfarben, vollkommenere Appretur<br />

etc. erfahren. — Die echten Saffi&ne werden aus Ziegenfellen, die unechten Saffiane,<br />

Maroquins, aus Schaffellen dargestellt. Gespaltene Schaffelle und dünn ausgearbeitete<br />

Kalbleder werden für Buchbinder- und Portefeuille-Arbeiten verwendet. — Alle diese<br />

Leder werden mit Sumak gegerbt; Ausnahme hiervon machen theilweise die Fabriken<br />

in Mülheim a. Rh., welche auch in Fichten- und Weidenlohe gerben und das sogenannte<br />

naturellfarbene Leder darstellen, welches zum grössten Theil exportirt wird.<br />

Die rohen Kalb- und Ziegenfelle werden grösstentheils aus dem Inlande bezogen;<br />

von vorzüglicher Qualität sind die sächsischen Ziegenfelle. Schaffelle werden in<br />

grossen Quantitäten auch aus dem Auslande, theilweise schon gegerbt über Marseiile<br />

oder Aix en Provence bezogen. — Hauptsitze der Fabrikation sind: Mainz, Frankfurt<br />

a. M, Berlin, Homburg v. d. H., Bonames, Mülhausen a. Rh., Strassbarg, Lahr<br />

im Breisgau, Königsberg, Brandenburg. Die Production ist seit den letzten 6 Jahren<br />

bedeutend gestiegen; es werden über 7 Millionen Ziegen- und Schaffelle jährlich verarbeitet,<br />

wovon auf Mainz allein 916 000 Stück kommen. Auch der Export ist sehr<br />

gewachsen; derselbe beträgt bei den einzelnen Etablissements V3 bis 2h der gesammten<br />

Production. Das deutsche Fabrikat wird von keinem fremdländischen übertroffen; es<br />

hat Specialitäten, in welchen es unerreicht ist. Der englische und amerikanische<br />

Bedarf an Saffian (Ziegenleder) wird zum grossen Theil aus Deutschland gedeckt;<br />

anch Oesterreich bezieht viel Saffian aus Deutschland. — B ockleder. Eine Specia-<br />

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