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Germany Yearbook - 1876 - Prussia_ocr

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6. Arbeiterverhältnisse.<br />

1. L öhne, G esu n d h eitszu stän d e, Wohlfahrts-Einrichtungen. Das G<br />

sammtbild, welches die Verhältnisse der beim Bergwerks-Betriebe beschäftigten Arbeiter<br />

im Jahre 1874 zeigen, macht keineswegs einen so unbefriedigenden Eindruck, wie<br />

man mit Bezug auf die rückgängige Bewegung der Geschäfte und des Verkehrs anzunehmen<br />

geneigt sein möchte. Im Grossen und Ganzen blieb die Lage der Arbeiter<br />

eine günstige, wenn auch der Einfluss, welchen in dieser Beziehung die Störungen in<br />

der Industrie allmählich ausüben mussten, im Einzelnen je nach besonderen örtlichen<br />

Umständen früher oder später, stärker oder schwächer bemerkbar wurden. Nirgends<br />

traten jedoch infolge mangelnden Verdienstes Nothstände ein; es gehörte zu den Ausnahmen,<br />

dass Arbeiter, welche wegen Beschränkung oder gänzlicher Einstellung des<br />

Betriebes die seitherige Arbeit verloren, nicht eine anderweitige lohnende Beschäftigung,<br />

sei es bei sonstigen Bergwerks-Betrieben oder bei der Landwirthschaft, bei<br />

Eisenbahn-Bauten u. dgl. gefunden hätten, ln manchen He vieren hatten die Bergleute<br />

nach wie vor volle Beschäftigung bei gutem Verdienst.<br />

Ein allmählicher Niedergang der Löhne machte sich vorwiegend nur beim Erz-<br />

Bergbau geltend, während sich die Löhne beim Steinkohlen-Bergbau mit Ausnahme von<br />

Westfalen auf der früheren Höhe behaupteten und stellenweise in den Oberbergamts-<br />

Bezirken Bonn, Halle und Breslau sogar noch etwas gegen das Voijahr stiegen. Auch<br />

kam den Arbeitern der günstige Ausfall der Ernte und der theilweise Rückgang der<br />

Lebensmittel-Preise zu statten.<br />

Im Oberbergamts-Bezirk Dortmund standen gleichwohl im 4. Quartal des Jahres<br />

1874 die durchschnittlichen Häuerlöhne in den mittleren und nördlichen Revieren<br />

noch auf l ‘/3 Thlr. für die Schicht (gegen Thlr. im Jahre 1873), der durchschnittliche<br />

Verdienst aller Arbeiter auf 1 Thlr. Nur in den südlichen Revieren Werden,<br />

Sprockhövel und einem TheU der Reviere Witten und Hamm, sowie im Regier Osnabrück<br />

gingen die durchschnittlichen Schichtlöhne auf einzelnen Werken unter den<br />

Betrag von 1 Thlr. hinab.<br />

Beim Saarbrücker Steinkohlen-Bergbau haben die günstigen Lohnverhältnisse<br />

sich während des vorigen Jahres unverändert erhalten; die Löhne sind sogar noch um<br />

2.8 pCt. gegen das Voijahr gestiegen. Der durchschnittliche Nettolohn stellte sich<br />

für den Gedinglöhner auf 1 Thlr. ö Sgr. 11 Pf. für die wirklich verfahrene Schicht<br />

gegen 1 Thlr. 6 Sgr. im Jahre 1873 und 26 Sgr. 6 P I im Jahre 1863.<br />

Bei dem<br />

Grubenausbau und den Nebenarbeiten betrug der durchschnittliche Nettolohn 29 Sgr.<br />

9 Pf. gegen 29 Sgr. 2 Pf. im Jahre 1873 und 22 Sgr. 5 Pf. im Jahre 1869. Hiernach<br />

ergab sich für den Arbeiter im Durchschnitt ein Nettoverdienst für das Jahr<br />

1874 von 318 Thlr. gegen 314 Thlr. im Jahre 1873 und 243 Thlr. in 1869. — Auch<br />

auf den Steinkohlen-Gruben des Reviers Aachen stiegen die Löhne im vorigen Jahre<br />

noch um etwa 7 pCt. — Bei dem Erz-Bergbau des Ober-Bergamtsbezirks Bonn hat der<br />

Procentsatz, um welchen die Löhne allmählich herabgegangen sind, je nach den Verhältnissen<br />

sehr geschwankt; man wird aber nicht fehlgreifen, wenn im grossen Durchschnitt<br />

eine Ermässigung von 8 bis 10 pCt. angenommen wird. Um mehr als 15 pCt.<br />

sind die Löhne wohl nirgends zurückgegangen.<br />

Ln Oberbergamts-Bezirk Breslau waren die Arbeiterlöhne im vorigen Jahre<br />

nicht wesentlich verschieden gegen 1873. Der Durchschnittslohn für die achtstündige<br />

Schicht betrug im ob er schlesischen Steinkohlen-Revier für Häuer 26.3 Sgr. gegen 26.» Sgr.<br />

im Jahre 1873 und für Förderleute 17 Sgr. wie im Jahre 1873; dagegen im niederschlesischen<br />

Steinkohlen-Revier für Häuer 30 Sgr. und für Förderleute 29.i Sgr. gegenüber<br />

29.i bezw. 19.» Sgr. im Voijahre. Auf der flscalischen Grube König in Oberschlesien<br />

ist der Arbeitslohn in den Jahren 1863 bis 1874 bei den Häuern um 121.84 pCt,<br />

bei den Förderleuten um 123.»3 pCt. gestiegen.<br />

Im Oberbergamts-Bezirk Halle betrug der Durchschnittslohn für jeden Arbeitstag<br />

im Sommer-Halbjahr 1874 beim Kupferschiefer-Bergbau des Reviers Eisleben 23 Sgr.<br />

2.8» Pf. gegen 25 Sgr. 0.4 Pf. im Winter-Halojahr 1873/74 und beim Braunkohlen-Bergbau<br />

des Reviers Magdeburg 26 Sgr. 6.n Pf. gegen 27 Sgr. IO.02 Pf. im Winter-Halbjahr<br />

1873/74. ln den Revieren der Provinz Brandenburg, mit Ausnahme des Reviers<br />

Fürstenwalde, gingen die Löhne gegen das Vorjahr hinauf. Bei den flscalischen<br />

Kalkstein-Brüchen zu Rüdersdorf stieg der tägliche Verdienst des Gedingarbeiters<br />

im Durchschnitt von 20 Sgr. 9 Pf. im Jahre 1869 auf 30 Sgr. im Jahre 1874, also<br />

nahezu um 50 pCt. und dem entsprechend der Jahresverdienst eines solchen im gleichen<br />

Zeiträume von 207 Thlr. 17 Sgr. 6 P f auf 297 Thlr.<br />

Der Gesundheitszustand der Bergarbeiter war im Allgemeinen ein sehr<br />

günstiger, und nur einzelne Gegenden, wie das Emscherthal und der Kreis Reuthen,<br />

wurden, ersteres durch Ruhrepidemien, letzterer durch vereinzelt und plötzlich auf-<br />

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