GesteinsPerspektiven 01/18
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ZUR SACHE<br />
Eine Daueraufgabe der Daseinsvorsorge<br />
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in<br />
einem stabilen und nachhaltigen Aufschwung.<br />
Das Bruttoinlandsprodukt wird<br />
2<strong>01</strong>7 voraussichtlich um rund<br />
2 % zulegen. Einzelne Prognosen gehen<br />
sogar von einem Zuwachs von 2,3 % aus.<br />
Impulse kommen vor allem vom privaten<br />
Konsum, der von der anhaltend guten Beschäftigungslage<br />
profitiert und vom Außenhandel,<br />
der trotz einiger weltweiter Unwägbarkeiten<br />
deutlich zugelegt hat.<br />
Eine weitere Wachstumsstütze stellen die<br />
Bauinvestitionen dar. Eine stetig steigende<br />
Nachfrage nach Wohnraum und ein enormer<br />
Investitionsstau in der öffentlichen Infrastruktur<br />
sorgen zwar einerseits für erfreuliche<br />
Zuwachsraten bei den Bauinvestitionen,<br />
werden andererseits jedoch die mineralische<br />
Rohstoffindustrie als wichtige Zulieferbranche<br />
vor enorme Herausforderungen<br />
stellen. Denn es gibt auch limitierende Faktoren.<br />
Neben Arbeitskräfteengpass und ausgelasteten<br />
Kapazitäten ist die Verfügbarkeit<br />
von mineralischen Rohstoffen – also die<br />
CHRISTIAN STRUNK, Präsident Verband der<br />
Bau- und Rohstoffindustrie, vero. Foto: vero<br />
Bedarfssicherung – durch gesetzgeberische<br />
und behördliche Restriktionen in den letzten<br />
Jahren immer mehr beschränkt worden, mit<br />
dem Ergebnis, dass wir bereits heute<br />
Schwierigkeiten haben, in unserem Verbandsgebiet<br />
die Asphalt- und Transportbetonanlagen<br />
zu beliefern. Im aktuellen Jahr<br />
erwarten wir eine Zuspitzung dieser Situation.<br />
Um künftige Herausforderungen zu meistern,<br />
sind wir jedoch auf eine verlässliche<br />
Bereitstellung von Rohstoffen angewiesen.<br />
Die Sicherung der heimischen mineralischen<br />
Rohstoffe ist als hoheitliche Daueraufgabe<br />
der Daseinsvorsorge unverzichtbar und<br />
muss langfristig betrieben werden. Wir setzen<br />
uns daher dafür ein, dass unsere Mitglieder<br />
wieder planen können. Im Rahmen<br />
des LEP soll die Ausweisung von Versorgungs-<br />
und Reservezeiträumen wieder auf<br />
25 Jahre verlängert werden. Auch darf das<br />
Thema „Wasserabgabe“ in NRW nicht länger<br />
als Sonderfall behandelt werden. Das<br />
Landeswassergesetz ist mit den Regelungen<br />
des Wasserhaushaltsgesetzes des Bundes<br />
zu synchronisieren. Und wo wir gerade<br />
beim Thema „Wasser“ sind: Natürlich muss<br />
in Zukunft eine Einzelfallprüfung in der<br />
Schutzzone III wieder zugelassen sein.<br />
Alles in allem hoffen wir, dass in unserem<br />
Verbandsgebiet – und hier insbesondere in<br />
Nordrhein-Westfalen – die in den letzten Jahren<br />
vorgenommenen gesetzlichen Verschärfungen,<br />
die teilweise auch im Widerspruch<br />
zum europäischen und Bundesrecht stehen,<br />
zurückgenommen werden, damit unsere Industrie<br />
der steigenden Nachfrage nach Rohstoffen<br />
tatsächlich gerecht werden kann.<br />
www.vero-baustoffe.de<br />
Schnellere Entscheidungsprozesse gefordert<br />
AXEL ROHR, Vorsitzender<br />
der Fachabteilung Kies<br />
und Sand des Industrieverbandes<br />
Steine und Erden<br />
Neustadt/Weinstraße,<br />
VSE. Foto: VSE<br />
Die Stimmung bei den Mitgliedsunternehmen<br />
ist derzeit aufgrund der allgemeinen Bausituation<br />
als gut zu bezeichnen. Allerdings hat<br />
sich die allgemeine Geschäftserwartung für<br />
die nächsten Monate nach einer Konjunkturabfrage<br />
vom Oktober 2<strong>01</strong>7 leicht eingetrübt.<br />
Die Genehmigungssituation kann verbandsgebietsbezogen<br />
nicht als generell gut<br />
oder schlecht beurteilt werden. Dies ist je<br />
nach Unternehmen unterschiedlich. Eindeutig<br />
erkennbar ist jedoch, dass aufgrund verschärfter<br />
Rahmenbedingungen – dazu gehören<br />
negativ eingestellte Bürgerinitiativen,<br />
nochmals verschärfter Wasser-, Natur- und<br />
Bodenschutz oder auch die Ablehnung von<br />
Veränderungen im Landschaftsbild – die Ausweisung<br />
von neuen Gewinnungsflächen wesentlich<br />
schwieriger werden wird.<br />
Unser Wunsch an die Landesregierung<br />
und die Behörden ist folgender: Wir brauchen<br />
schnellere Entscheidungsprozesse!<br />
Die Genehmigungen dauern viel zu lange,<br />
was auch damit zusammenhängt, dass die<br />
für uns zuständigen Behörden und Raumplaner<br />
(LGB, Bergverwaltung)<br />
personell sehr stark ausgedünnt<br />
wurden und weiterhin<br />
werden. Gleiches gilt für weitere<br />
in die Verfahren eingebundene<br />
Fachbehörden. Hier<br />
ist eine Kehrtwende in den<br />
nächsten Jahren unabdingbar.<br />
Hinzu kommt, dass Entscheidungen<br />
zur Rohstoffsicherung<br />
nicht an kurzfristigen<br />
Bedarfsabschätzungen ausgerichtet<br />
werden dürfen. Eine<br />
Sicherung bedeutet ja nicht<br />
gleichzeitig, dass unmittelbar ein Aufschluss<br />
stattfindet. Zwingend ist sie dennoch,<br />
weil Rohstoffgewinnung immer nur<br />
dort stattfinden kann, wo die entsprechenden<br />
Lagerstätten nachgewiesen sind.<br />
Wichtig ist, dass in der Bevölkerung das<br />
Bewusstsein dafür geweckt wird, dass wir<br />
unsere heimischen mineralischen Rohstoffe<br />
auch in der Zukunft in erheblichem Umfang<br />
brauchen werden. Sie<br />
lassen sich nämlich nicht 1:1<br />
durch Recyclingmaterial ersetzen,<br />
wie leider oftmals<br />
leichtfertig durch die Politik<br />
propagiert wird. Deshalb<br />
heißt es aufpassen. Wir haben<br />
zwar – eigentlich – genügend<br />
Rohstofflagerstätten nutzbarer<br />
Gesteinsrohstoffe; diese<br />
dürfen aber nicht anderweitig<br />
überplant werden und sind<br />
langfristig zu sichern. Hierbei<br />
ist ein Aspekt, der bei allen<br />
Diskussionen vor Ort eine<br />
entscheidende Rolle spielt, klar herauszustellen:<br />
Eine Raumordnungsplanung auf<br />
der Ebene der Regionalplanung hat noch<br />
gar nichts mit den später folgenden Genehmigungsverfahren<br />
zu tun. Beide Aspekte<br />
nicht miteinander zu vermengen, muss wieder<br />
neu gelernt werden.<br />
www.verband-steine-erden.de<br />
GESTEINS PERSPEKTIVEN 1/2<strong>01</strong>8