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GesteinsPerspektiven 01/18

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REIFEN & REIFENSCHUTZ<br />

53<br />

Vielfalt in allen Belangen<br />

Die Produkte für die Bereifung von Bau- und Gewinnungsfahrzeugen<br />

mit EM-/OTR-Reifen haben sich über die letzten Jahrzehnte zu<br />

einer mannigfaltigen Palette entwickelt. Es ist nicht leicht, in dieser<br />

Vielfalt den Überblick zu behalten und den optimalen Pneu für die<br />

individuellen Einsatzbedingungen und jeweiligen Maschinentypen<br />

zu finden. Die Unterschiede beginnen im Grundsätzlichen und reichen<br />

bis in feine Details.<br />

Der Preis<br />

Die Produkte der etablierten Marken<br />

werden vielfach als Premiumreifen den<br />

günstigen – vornehmlich aus Fernost<br />

zunehmend auf den europäischen Markt<br />

drängenden – Alternativen gegenübergestellt.<br />

Hier wird oft von „Budgetreifen“<br />

gesprochen. Doch bei dieser Aufteilung<br />

ist Vorsicht geboten, denn die Übergänge<br />

sind fließend, wie Henrik Schmudde,<br />

Marketingleiter bei Bohnenkamp erläutert:<br />

„Der Unterschied ist nicht an einem<br />

einzelnen Merkmal festzumachen. Alle<br />

Reifen unterscheiden sich in ihren Gummimischungen<br />

sowie im Karkassenaufbau.<br />

Entscheidend ist auch das produzierende<br />

Personal, da immer noch recht<br />

viel Handarbeit für die Fertigung eines<br />

EM-Reifens erforderlich ist. Unzureichende<br />

Arbeiten im Produktionsprozess können<br />

beim fertigen Produkt etwa zu Blasenbildungen<br />

zwischen den Lagen oder<br />

Bruchstellen führen, die Stabilität und<br />

Lebensdauer erheblich verringern. Die<br />

Summe der inneren Werte ist nicht immer<br />

auf den ersten Blick von außen sichtbar,<br />

auch nicht an den nominalen Kennwerten<br />

der Produkte. Ein Reifen muss sich bewähren,<br />

wenn er im harten Einsatz in den<br />

Grenzbereich gebracht wird. Auch der<br />

Preis ist nicht unbedingt ein zuverlässiges<br />

Kriterium. Irgendwann werden hier nach<br />

unten natürlich Dimensionen erreicht, die<br />

eine Premiumqualität faktisch ausschließen,<br />

aber selbst im hochklassigen Segment<br />

sind durchaus Preisunterschiede<br />

von 25 bis 30 % möglich.“<br />

Die Grundtypen<br />

Der Diagonalreifen wurde bereits <strong>18</strong>98<br />

eingeführt und stellte dann über fast ein<br />

halbes Jahrhundert den Standard dar.<br />

Die Karkassenlagen sind in Lauffläche<br />

und Seitenwand kreuzweise übereinandergelegt.<br />

Aufgrund dieser Bauart verfügt<br />

der Reifen über eine sehr stabile<br />

Seitenwand, lässt dafür aber nur wenig<br />

Dämpfungskomfort zu. Diese Reifen<br />

werden heute fast nur noch in Einsätzen<br />

benötigt, bei denen eine hohe Fahrstabilität<br />

gefordert ist. Geeignet ist er für<br />

Maschinen, denen hohe Lasten zugemutet<br />

werden. Diagonalreifen sind in der<br />

Regel schwerer, aber im Preis meist<br />

günstiger.<br />

Der Radialreifen wurde 1946 von Michelin<br />

entwickelt. Dieser Typ besitzt<br />

Stahl-Kord-Lagen, die lotrecht angebracht<br />

sind. Daher sind die Flanken von<br />

Radialreifen sehr geschmeidig. Der Ra-<br />

DER AUFBAU macht den Unterschied: Bei einem Radialreifen<br />

sind die Karkassen-Lagen lotrecht übereinandergelegt.<br />

Foto: Michelin<br />

dialreifen hat sich in den letzten Jahren<br />

mehr und mehr durchgesetzt und wird<br />

in den meisten Einsätzen bevorzugt.<br />

Seine Vorteile liegen im höheren Fahrkomfort<br />

durch den Reifen und in der<br />

besseren Wärmeableitung. Dadurch<br />

kann dieser Reifen auch für längere Umläufe<br />

der Maschine eingesetzt werden.<br />

Das Profil<br />

Für die Profiltiefe werden drei Klassifikationen<br />

unterschieden: Das Standardprofil<br />

trägt die Bezeichnung 2 oder 3, tiefes<br />

Profil hat 4 und extratiefes Profil 5. Die<br />

Tiefe des Profils ist bei einem tiefen Profil<br />

1,5-mal und bei einem extratiefen Profil<br />

2,5-mal dicker als bei einem normalen<br />

Profil. Letzteres gibt den Standard an,<br />

der mit 100 % gleichgesetzt wird. In Verbindung<br />

mit dem Einsatz des jeweiligen<br />

Fahrzeugs ergeben sich spezielle Kombinationen:<br />

Diagonalreifen<br />

Radialreifen<br />

Vorteile Nachteile Vorteile Nachteile<br />

Hohe Stabilität des Fahrzeugs<br />

Gute Selbstreinigungseigenschaften<br />

auf lehmigem<br />

Boden<br />

Guter Seitenwandschutz<br />

vor Beschädigungen<br />

Weniger walken<br />

Günstiger Preis<br />

Hoher Rollwiderstand, dadurch<br />

größere Wärmeentwicklung<br />

Nicht so komfortabel wegen<br />

größerer Reifenhärte<br />

Höherer Verschleiß<br />

Gute Haftung im Gelände<br />

Gutes Lenkverhalten und besserer<br />

Straßenkontakt<br />

Guter Fahrkomfort durch flexible<br />

Wangen<br />

Unempfindlicher gegen Beschädigungen<br />

der Lauffläche<br />

Geringe Wärmeentwicklung im Reifen<br />

bei hohen Geschwindigkeiten<br />

Hohe Verschleißfestigkeit<br />

Höheres Abrollgeräusch durch harte<br />

Laufflächen<br />

Weichere Seitenwände, anfälliger<br />

gegen Beschädigungen<br />

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