15.02.2018 Aufrufe

GesteinsPerspektiven 01/18

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

34<br />

MACH MAL WAS<br />

Gestein des Jahres 2<strong>01</strong>8 ist die Steinkohle<br />

Nach dem vulkanischen Diabas im Vorjahr verdient<br />

sich 2<strong>01</strong>8 wieder ein Sedimentgestein den Titel: „Gestein<br />

des Jahres“. Zu Ehren kommt diesmal die Steinkohle.<br />

Das Gestein des Jahres wird jeweils von einem<br />

Expertengremium unter Leitung des Berufsverbands<br />

Deutscher Geowissenschaftler (BDG) ausgewählt, mit<br />

dem Ziel, Gesteine, die aufgrund ihrer geologischen<br />

Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert<br />

sind, in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.<br />

Dass MIRO diese Aktion auch diesmal als Partner<br />

unterstützt, mag auf den ersten Blick merkwürdig<br />

anmuten, hat aber gute Gründe.<br />

Steinkohle war mehr als zwei Jahrhunderte<br />

lang Lebenselixier und Motor der<br />

Industrialisierung in ganz Mitteleuropa.<br />

Auch die Gesteinsindustrie profitierte<br />

vom Einsatz dieses Energie-Rohstoffs,<br />

der vor Zeiten die Arbeit in den Steinbrüchen<br />

und in der Aufbereitung im Zuge der<br />

Mechanisierung effektiver und sicherer<br />

werden ließ. Zudem war die Aufbereitung<br />

von sogenannten „Waschbergen“, also<br />

ausgehaldetem Nebengestein, durch Gesteinsbetriebe<br />

ein ressourceneffizienter<br />

Standard. Nun hat das „schwarze Gold“<br />

Mitteleuropas (vorerst?) ausgedient. Der<br />

einst begehrte Rohstoff ist zu einem der<br />

am meisten kritisierten Objekte der Umweltbewegung<br />

verkommen. Alternative<br />

Energiequellen und die Unrentabilität im<br />

Vergleich zu den Weltmarktpreisen ließen<br />

die Förderung von Steinkohle in Deutschland nunmehr unwirtschaftlich<br />

und entbehrlich werden, weshalb die letzte<br />

Zeche Ende 2<strong>01</strong>8 geschlossen wird – vor allem weil der Subventionsstrom<br />

zum nächsten Jahreswechsel abreißt. Das<br />

Jahr 2<strong>01</strong>8 hat somit für die Steinkohle in Deutschland noch<br />

eine ganz andere Bedeutung. Wenn nämlich in wenigen Monaten<br />

die letzten beiden deutschen Steinkohlezechen (in<br />

Bottrop und Ibbenbüren) stillgelegt werden, geht eine lange<br />

Ära zu Ende. Das lässt zwar erwarten, dass sich viele Medien<br />

in diesem Jahr dem Thema Steinkohle zuwenden, heißt<br />

aber auch, dass der Rohstoff Steinkohle aus der öffentlichen<br />

Wahrnehmung verschwinden und nur noch Gegenstand musealer<br />

Präsentationen sein wird.<br />

Ein Gestein? Aber sicher!<br />

VORLÄUFER<br />

Kohle ist ein organisches Sedimentgestein, das durch die<br />

Ablagerung von pflanzlichen Resten und den nachfolgenden<br />

unterirdischen Inkohlungsprozessen entsteht. Bekanntlich<br />

unterscheidet man die jüngere Braunkohle (mit geringerem<br />

Kohlenstoffgehalt und geringerem Brennwert) von der älteren<br />

Steinkohle. In der Regel stammt die Steinkohle aus dem<br />

Paläozoikum, dem Erdaltertum. Dessen zweitjüngste Periode<br />

heißt wegen der Steinkohlelager auch Karbon.<br />

Steinkohle kann vieles sein und wird sehr differenziert<br />

Bisher gekürte Gesteine<br />

des Jahres<br />

2<strong>01</strong>7: .............. Diabas<br />

2<strong>01</strong>6: .............. Sand<br />

2<strong>01</strong>5: .............. Gneis<br />

2<strong>01</strong>4: .............. Phonolith<br />

2<strong>01</strong>3: .............. Kaolin<br />

2<strong>01</strong>2: .............. Quarzit<br />

2<strong>01</strong>1: .............. Tuff<br />

2<strong>01</strong>0: .............. Kalkstein<br />

2009: .............. Basalt<br />

2008: .............. Sandstein<br />

2007: .............. Granit<br />

betrachtet: Klimaindikator der Vergangenheit<br />

oder schwarzes Gold<br />

der Wirtschaft – oder auch (vermeintlicher)<br />

Klimakiller der Gegenwart.<br />

Die Beurteilung verändert<br />

sich je nach fachlichem Blickwinkel,<br />

je nachdem, ob er naturwissenschaftlich,<br />

wirtschaftshistorisch<br />

oder vom aktuellen gesellschaftspolitischen<br />

Standpunkt geprägt ist.<br />

Für Geowissenschaftler war und<br />

bleibt die Steinkohle eine wichtige<br />

Quelle von Informationen über die Entwicklungsgeschichte<br />

der betreffenden Regionen der Erdkruste. Insbesondere für<br />

die Klimageschichte und die Entwicklung von Flora und<br />

Fauna ist die heute in Form von Kohlen vorliegende ursprüngliche<br />

Moorvegetation ein markanter Indikator. Nicht umsonst<br />

hat dieser Abschnitt der Erdgeschichte zwischen 360 und<br />

300 Millionen Jahren den Namen Karbon erhalten. Durch<br />

Pflanzenfossilien wie Schachtelhalme und Siegelbäume sind<br />

viele Laien mit geologischen Fragen bekannt geworden und<br />

geologische Forschungen wurden so enorm befruchtet.<br />

Die wichtigsten deutschen Lagerstätten befinden sich in<br />

Nordrhein-Westfalen im Ruhrgebiet und im Tecklenburger<br />

Land (Ibbenbürener Steinkohlenrevier) sowie im Saarland<br />

(Saarrevier). Ehemalige Kohlereviere, in denen der Bergbau<br />

bereits länger eingestellt wurde, sind das Aachener Revier,<br />

das Zwickauer und das Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier<br />

in Sachsen. Daneben existierten noch viele kleinere Steinkohlenabbaugebiete<br />

von geringer oder lokaler Bedeutung.<br />

Zum ersten Mal so richtig gefeiert wird die Steinkohle in<br />

diesem Jahr am 22. April, wenn auf der Zeche Nachtigall,<br />

Informationszentrum des Geoparks Ruhrgebiet, das Gestein<br />

des Jahres offiziell aus der Taufe gehoben wird.<br />

www.geoberuf.de<br />

www.bv-miro.org<br />

STEINKOHLE: Sedimentgestein und<br />

Energierohstoff. Foto: geoberuf.de<br />

GESTEINS PERSPEKTIVEN 1/2<strong>01</strong>8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!