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GesteinsPerspektiven 01/18

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72<br />

TREFFPUNKT<br />

Den Nerv getroffen<br />

Mit Quarzwerke-Geschäftsführer Dr.<br />

Páez-Maletz kam die unverblümte Meinung<br />

und das Erfahrungswissen eines<br />

betroffenen Unternehmens in die Diskussion.<br />

Zwar hat das Traditionsunternehmen<br />

dauerhaft glaubwürdig sein<br />

nachhaltiges Wirtschaften bei der Gewinnung<br />

von Quarzsanden und Kaolin<br />

unter Beweis gestellt, muss aber dennoch<br />

immer härtere Gangarten bei den<br />

Rahmenbedingungen konstatieren.<br />

Hinzu kommen Unübersichtlichkeit und<br />

Komplexität bei Rechtsfragen, schwerfällige<br />

Verfahren sowie Starre statt Dynamik<br />

im Umgang mit den Sorgen der<br />

Unternehmen. Vielmehr herrsche eine<br />

rege „Gutachteritis“, die zwar Berge von<br />

Papier, jedoch keinen Erkenntnisgewinn<br />

generiert. Weitere bürokratische Fallstricke<br />

geißelte der Referent ebenso wie die<br />

politisch überzogenen Erwartungen an<br />

mineralisches Recycling.<br />

Im anschließenden Panel standen<br />

seine Kritikpunkte im maximalen Fokus.<br />

Dies zeigte: Hier wurde ein Nerv getroffen,<br />

der Behandlung nötig hat. In Kürze<br />

erscheint dazu in GP aus gutem Grund<br />

nochmals ein ausführlicher Bericht.<br />

Dr. Harald Elsner, der das Thema<br />

Geologie der mineralischen Rohstoffe<br />

bei der BGR verantwortet und auf dessen<br />

maßgebliche Initiative hin die nützlichen<br />

aktuellen Broschüren entstanden,<br />

stellte die Bedeutung heimischer Bodenschätze<br />

heraus und den Anspruch der<br />

Broschüren nochmals dezidiert vor.<br />

Den Wert unserer heimischen Gesteinsrohstoffe<br />

für die Volkswirtschaft<br />

unterstrich eindringlich MIRO-Präsident<br />

Dr. Gerd Hagenguth. „Wir schaffen keine<br />

Nachfrage, sondern decken den Bedarf“,<br />

stellte er eine Binsenweisheit der<br />

Branche nochmals deutlich klar. Wie<br />

Bedarf langfristig allerdings auch ausgelegt<br />

werden kann, zeigen diverse Öko-<br />

Papiere wie das zur Rohstoffwende 2049<br />

oder auch zur UBA-Bedarfsplanung, die<br />

unter ideologisierten Scheuklappen entstanden.<br />

Man könnte sich nun eigentlich zurücklehnen<br />

und abwarten, bis die Realität<br />

Wunsch und Wirklichkeit sortiert.<br />

Angesichts schon jetzt aufflammender<br />

regionaler Knappheiten bei Gesteinskörnungen<br />

hat sich MIRO jedoch entschlossen,<br />

vor Kurzsichtigkeit bei der Rohstoffsicherung<br />

zu warnen. Selbst wenn sie<br />

absehbar nicht gebraucht würden, ist die<br />

Sicherung künftiger heimischer Lagerstätten<br />

geradezu Pflicht in Verantwortung<br />

für künftige Generationen.<br />

Hinzu kommt: „Rohstoffe (zumindest<br />

alle nicht energetischen) verschwinden<br />

nicht, sie werden nur gewandelt,“ wies<br />

Prof. Daniel Goldmann, TU Clausthal, auf<br />

das Erfordernis der ganzheitlichen Betrachtung<br />

der Bereiche Primär und Sekundär<br />

nochmals hin und ging auf Aspekte<br />

der Multimaterialverwertung ein.<br />

Hoch engagiert brachte Tanja Constabel<br />

aus Sicht des Industrieverbandes<br />

Garten die Probleme der Torfproduzenten<br />

auf den Punkt und definierte als<br />

Hauptproblem, dass der Industrie<br />

grundsätzlich gar nichts geglaubt werde.<br />

Im Gegenzug starten maximal mit Mitteln<br />

ausgestattete Naturschutzorganisationen<br />

Kampagnen, die zwar nicht der<br />

Natur nützen, aber geeignet sind, jegliche<br />

Landschaftsveränderungen zu verhindern.<br />

Erforscht wurde die soziale Akzeptanz<br />

(bzw. Nichtakzeptanz) der Gewinnung<br />

mineralischer Rohstoffe in<br />

Deutschland von Wissenschaftlern des<br />

Instituts für Stadt- und Regionalentwicklung<br />

an der Uni Tübingen. Stellvertretend<br />

für das Team berichtete Dr. Erik Aschenbrand<br />

über das AiF-geförderte und von<br />

der Forschungsgemeinschaft MIRO unterstützte<br />

Projekt, zu dem eine dreiteilige<br />

Beitragsserie in GP erschien, Teil 3 direkt<br />

in dieser Ausgabe ab Seite <strong>18</strong>. Einen<br />

Vortrag dazu erleben in Kürze auch Teilnehmer<br />

des MIRO-Betriebsleiter-Seminars<br />

2<strong>01</strong>8.<br />

Dazulernen ist möglich<br />

… muss aber wohl nicht zwingend sein,<br />

wenn der Geldgeber anderweitige Ziele<br />

verfolgt. Dieser Eindruck verdichtete<br />

sich bei den einigermaßen merkwürdig<br />

anmutenden Ausführungen von Dr. Harald<br />

Bajorat vom BMUB. Er ritt unverdrossen<br />

weiter die Recyclingschiene<br />

und entwickelte fantastische Pläne für<br />

Verwertungserhöhungen.<br />

Mangels (Abbruch-)Masse werden<br />

solche – ganz gleich wie ideologisch<br />

passend sie wirken – scheitern müssen.<br />

Es sei denn, parierte später ISTE-HGF<br />

Thomas Beißwenger das Thema – man<br />

beginnt proaktiv Häuserzeilen, Straßen<br />

und Wege zurückzubauen, um RC-Rohstoffe<br />

zu gewinnen. Das aber ist eigentlich<br />

gar nicht nötig, denn wie Beißwenger<br />

schlüssig für die Gesteinsindustrie im<br />

Südwesten darlegen konnte, sind nachhaltige<br />

Gewinnungsmethoden mit Vorteilen<br />

für die Artenansiedlung nicht nur<br />

längst bei dynamisch denkenden Naturschützern<br />

ohne Ideologieschere im Kopf<br />

akzeptiert, sie münden sogar in gegenseitige<br />

Projekte und Verträge und am<br />

Ende in ein gutes gegenseitiges Einvernehmen.<br />

Dazulernen heißt es auch in der Feldforschung,<br />

genauer gesagt in der Lagerstättenforschung,<br />

die, laut Prof. Jens<br />

Gutzmer, endlich wieder en vogue ist.<br />

Leider habe sich nach über zwei Jahrzehnten<br />

Pause in diesem Forschungsgebiet<br />

in Deutschland eine Kompetenzlücke<br />

aufgetan, die es nun durch neu<br />

darauf ausgebildete Absolventen zu<br />

schließen gilt. Als Kompetenzhorte der<br />

Zukunft nannte er die relevanten deutschen<br />

Unis, denen eine maßgebliche<br />

Zukunftsrolle zukommt, ergänzt durch<br />

außeruniversitäre Hotspots wie die<br />

Helmholtz-Gemeinschaft, das GFZ und<br />

weitere. Außerdem erhofft er sich über<br />

die bei der BGR angesiedelte DERA eine<br />

Stärkung der diesbezüglichen wirtschaftspolitischen<br />

Kompetenz. Erste<br />

Erfolge lassen sich laut Gutzmer bereits<br />

vorweisen: Weil – nach langer Pause –<br />

Wissenschaftlern (endlich) wieder zugehört<br />

wurde, sei 2<strong>01</strong>7/2<strong>01</strong>8, die Neuentdeckung<br />

einer deutschen Erz-Tiefenlagerstätte<br />

gelungen. In seinem Fazit sieht<br />

er durchaus positive Veränderungen<br />

durch öffentliche Mittel als Schlüssel<br />

beim Thema Erze und Spate, nicht erkennen<br />

kann er solche bislang bei Steine-<br />

und Erden-Rohstoffen.<br />

So viel zu den für GP-Leser relevanten<br />

Themen der Veranstaltung. Was bleibt<br />

als Resümee? Beteiligung und Diskussionen<br />

zeigten, dass es nicht genügt,<br />

das Rohstoffthema zur Ländersache zu<br />

erklären und keine nationale Beachtung<br />

damit verbundener Probleme einzufordern.<br />

Ob mit dem Termin so etwas wie<br />

ein Durchbruch zum Aufbruch gelang,<br />

wird die Zeit zeigen müssen. Die Präsentationen<br />

der Akteure stehen zum Nachlesen<br />

auf der Internetseite der BGR<br />

unter: www.bgr.bund.de/DE/Themen/<br />

Min_rohstoffe/Veranstaltungen/Rohstoffkonferenz2<strong>01</strong>7/rohstoffkonzerenz_2<strong>01</strong>7_vortraege.html?nn=705<strong>01</strong>22<br />

zur Verfügung. Unter dem Menüpunkt<br />

„Publikationen“ auf der BGR-Seite finden<br />

sich mehrere Studien der BGR mit<br />

aktuellen Daten zu verschiedensten heimischen<br />

Rohstoffgruppen sowie die erwähnte<br />

Übersichtsstudie. (gsz)<br />

www.bgr-bund.de<br />

GESTEINS PERSPEKTIVEN 1/2<strong>01</strong>8

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