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Der Burgbote 2011 (Jahrgang 91)

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Konzert in der Bachkirche Arnstadt<br />

aus allen deutschen Kleinstaaten 1817 (am<br />

4. Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig<br />

und zum 300. Reformationsjubiläum) die<br />

Vereinigung zum Deutschen Reich.<br />

An dieser geschichtsträchtigen Stätte durfte<br />

der KMGV seinen ersten Sängergruß darbieten.<br />

Auch Luthers Studierstube, in der er<br />

1521 die Bibel aus dem Lateinischen ins<br />

Deutsche übersetzt hatte, wurde besichtigt:<br />

Um den berühmten Farbfleckzu sehen, der<br />

durch Luthers Wurf eines Tintenfasses nach<br />

dem Teufel entstanden sein soll, kamen die<br />

Sänger allerdings zu spät: Schon viele Besucher<br />

zuvor hatten die schwarze Verfärbung<br />

mitsamt der Putzschicht »Mauerspechten«<br />

gleich als Souvenir abgetragen!<br />

Vom Stadtrundgang durch Erfurt sind den<br />

meisten Sängern wohl neben der Krämerbrücke<br />

(mit 120 m Länge die einzige durchgängig<br />

bebaute und bewohnte Brücke<br />

nördlich der Alpen) vor allem die Ähnlichkeiten<br />

und Rivalitäten zum heimischen<br />

Köln in Erinnerung geblieben: Erfurt war<br />

im Mittelalter Europas bedeutendster Waid-<br />

Produzent. <strong>Der</strong> blaue Farbstoff, der in Erfurt<br />

aus der Pflanze Waid gewonnen wurde,<br />

kam über die Handelsroute der Via Regia<br />

auch nach Köln. Am Waidmarkt wurde der<br />

Farbstoff gehandelt, am Blaubach gingen<br />

die Färber ihrer Arbeit nach. Um der Pflanze<br />

den blauen Farbstoff abzuringen, wurde<br />

Harnstoff in großen Mengen benötigt. So<br />

fand sich damals in jeder der unzähligen<br />

Hausbrauereien ein Sammelbottich für<br />

Urin. Da das normale Brunnenwasser im<br />

Mittelalter oft verunreinigt war, galt Bier als<br />

günstiges und gesundes Grundnahrungsmittel<br />

– »nicht nur damals« tönt es aus der<br />

Sängerschar. Für kölsche Ohren wenig<br />

klangvoll: Im Erfurter Dom St. Marien<br />

hängt die 1497 gegossene Glocke »Gloriosa«.<br />

Bei 2,62 m Höhe und einem Durchmesser<br />

von 2,56 m wiegt sie 11,45 Tonnen:<br />

Damit gilt sie als die größte freischwingende<br />

mittelalterliche Glocke der Welt. <strong>Der</strong><br />

»Decke Pitter« im Dom zu Köln ist zwar mit<br />

3,24 Meter Durchmesser und rund 24 Tonnen<br />

größer und schwerer – aber eben leider<br />

nicht so alt (1923 im thüringischen Apolda<br />

gegossen)!<br />

Neben den noch angebotenen Stadtführungen<br />

in Arnstadt (leider nicht für die Sänger<br />

des Kammerchores, die für das<br />

abendliche Konzert in der Bachkirche eine<br />

Thüringen-Reise<br />

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