Der Burgbote 2011 (Jahrgang 91)
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Gustav Mahler »Revelge«<br />
Mit Gustav Mahlers »Revelge« (spätes 19.<br />
Jahrhundert) gehen wir über zur (Neu-)Vertonung<br />
eines Stückes aus der Sammlung<br />
»Des Knaben Wunderhorn«, die Clemens<br />
von Brentano und Achim von Arnim in den<br />
Jahren 1805 bis 1808 veröffentlichten. Das<br />
dreibändige Werk ist ein typisches Projekt<br />
der Romantik, denn es stand unter dem<br />
Anspruch, im Bestreben um eine Neuentdeckung<br />
der Wurzeln der deutschen Nation<br />
eine möglichst umfassende Sammlung<br />
volkstümlichen deutschen Liedguts vorzulegen.<br />
Es wird die Aufgabe des Solisten Wieland<br />
Sattler sein, dieses vom Orchester<br />
begleitete Lied dem Publikum vorzustellen.<br />
Inhaltlich markiert das Werk insofern einen<br />
»Wendepunkt« in unserem Konzert, als<br />
hiermit die Schrecken des Krieges – der getreue<br />
Begleiter des überbordenden Nationalismus<br />
– Einzug in unser Konzert halten.<br />
Arnold Schönberg<br />
»Ein Überlebender aus Warschau«<br />
In Deutschland hat es der völlig entgrenzte<br />
Nationalismus zwischen 1933 und 1945<br />
nicht nur vermocht, das Land durch einen<br />
Krieg bis dahin ungeahnten Ausmaßes in<br />
den wirtschaftlichen Ruin zu treiben, sondern<br />
es zugleich durch die planmäßige Vernichtung<br />
der europäischen Juden in den<br />
völligen moralischen Zusammenbruch zu<br />
führen. Mit dem letzten Staub niedersinkender<br />
Städte verzog sich in der Folge in<br />
Deutschland auch das vaterländische Liedgut.<br />
Zu besingen gab es da – für uns Deutsche<br />
jedenfalls – nichts mehr.<br />
Wie aber mit dem Grauen dieser Zeit umgehen?<br />
Kann, ja soll man das musikalisch<br />
überhaupt fassen? Arnold Schönberg hat<br />
mit »Ein Überlebender aus Warschau« den<br />
Versuch gewagt, dem Grauen des Rassenwahns<br />
musikalische Gestalt und seinen<br />
Opfern Stimme und Würde wiederzugeben.<br />
Thema des Stückes (für Sprecher, Männerchor<br />
und Orchester) ist der Aufstand der<br />
Juden im Warschauer Ghetto im Jahr 1943.<br />
Ein Überlebender des Aufstandes hat<br />
Schönberg hierüber persönlich berichtet.<br />
Dieser von Schönberg bearbeitete Bericht<br />
liegt dem dreisprachigen Stück zu Grunde.<br />
<strong>Der</strong> Bericht des Überlebenden selbst ist in<br />
englischer Sprache verfasst, jedoch durchsetzt<br />
von deutschen Sprachfetzen, sobald er<br />
die Kommandos eines deutschen Offiziers<br />
wiedergibt. <strong>Der</strong> Text des Sprechers gliedert<br />
sich in verschiedene Abschnitte, in denen der<br />
Erzähler von sich selbst berichtet, seinem<br />
Leben in der Warschauer Kanalisation nach<br />
der Niederschlagung des Aufstandes und<br />
seinen deutschen Peinigern. Er beschreibt<br />
die ständige Angst der Juden vor den deutschen<br />
Bewachern und deren Brutalität bei<br />
den Morgenappellen und berichtet schließlich<br />
von einem Zählappell unmittelbar vor<br />
einer Deportation, in dessen zweiter Runde<br />
die zusammengetriebenen Juden schließlich<br />
das Glaubensbekenntnis, das Sch´ma Israel –<br />
(Höre, Israel, Dt. 6, 4-7), in Hebräisch anstimmen.<br />
KMGV Jahreskonzert <strong>2011</strong><br />
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