Der Burgbote 2011 (Jahrgang 91)
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Und wie kam es, dass Du einmal durch alle<br />
Stimmen bis in die Tiefen des 2. Basses<br />
gewandert bist?<br />
Nach einigen Jahren im 1. Tenor merkte ich,<br />
dass es ganz oben für mich zu hoch wurde.<br />
Also nahm ich Gesangsunterricht. Ich arbeitete<br />
fünf Jahre lang gemeinsam mit<br />
einem damals sehr bekannten Bariton an<br />
der Kölner Oper zusammen. <strong>Der</strong> gab mir<br />
schließlich den Rat, vom Tenor in den 1.<br />
Bass zu gehen. Dort habe ich dann viele<br />
Jahre gesungen. Kurz vor der KMGV-Reise<br />
nach Kanada 1984 ermunterte der amtierende<br />
Präsident Horst Massau die ersten<br />
Bässe zum Übertritt in den schon damals<br />
schwächer besetzten 2. Bass. Da habe ich<br />
mich gemeldet, und seitdem bin ich hier zu<br />
Hause.<br />
Klavierspielen, Gesangsunterricht, mehrere<br />
Stimmlagen – das klingt nach großer Begeisterung<br />
für die Musik. Warum bist Du Versicherungskaufmann<br />
geworden und hast keinen<br />
musikalischen Beruf gewählt?<br />
Nach meiner Klavierausbildung war ich 20<br />
Jahre alt und wollte tatsächlich die Musik zu<br />
meinem Beruf machen. Als die Entscheidung<br />
zur Berufsausbildung anstand, ging<br />
mein Vater zu meinen Musiklehrern und<br />
redete lange mit ihnen. Anschließend führte<br />
er mit mir ein deutlich kürzeres Gespräch,<br />
in dem er mir klarmachte, dass die wenigsten<br />
Musiker wirklich eine große Zukunft<br />
hätten und die meisten irgendwann mit<br />
Touren durch Restaurants und Hotels ihr<br />
Geld schwer verdienen müssten. »Du endest<br />
nicht mal im Kaffeehaus«, beschied der<br />
Familienvorstand, und damit war klar, die<br />
Musik wird nicht mein Beruf, sondern mein<br />
Hobby.<br />
Und so bist Du noch heute im KMGV, was andernfalls<br />
wahrscheinlich nicht der Fall gewesen<br />
wäre. Schon damals waren neben den<br />
Auftritten des großen Männerchores die Aufführungen<br />
des Divertissementchens während<br />
der Karnevalszeit aus der Kölner Kulturszene<br />
nicht wegzudenken. Hast Du jemals im Zillche<br />
mitgespielt?<br />
Während mein Vater über viele Jahre hinweg<br />
im Divertissementchen mitwirkte und<br />
auch mich immer wieder zum Mitmachen<br />
ermunterte, fehlte mir ganz einfach die Zeit<br />
dafür!<br />
Warum? Hattest Du noch ein anderes Hobby?<br />
So könnte man es nennen. Dank meiner<br />
Gesangsausbildung wurde ich immer sicherer<br />
und besser. Außerdem hatte ich zusätzlich<br />
mehrere Jahre lang Unterricht in<br />
Harmonielehre bei einem Konzertpianisten<br />
genommen. Ich war Mitte 30 und überlegte<br />
hin und her, wie ich meine musikalischen<br />
Fähigkeiten noch breiter verwerten könnte.<br />
Und wie so oft im Leben, kam auch mir der<br />
Zufall zu Hilfe. Eine Freundin meiner Mutter,<br />
früher Altistin beim Rundfunk, ging in<br />
den Ruhestand und ließ sich dazu in den<br />
Riehler Heimstätten nieder. Sie ermunterte<br />
mich dazu, doch einmal vor den Seniorinnen<br />
und Senioren zu singen. Das habe ich getan<br />
und so viel Freude dabei empfunden, dass<br />
daraus eine regelmäßige Aufgabe wurde.<br />
Aber so ein, zwei Auftritte in einem<br />
Altenheim halten einen KMGVer doch nicht<br />
vom Zillche ab…<br />
Ein, zwei Auftritte sicher nicht, aber ich<br />
habe aus den Liedernachmittagen sehr<br />
schnell eine feste und regelmäßige Tradition<br />
gemacht. Schon bald trat ich in sieben Kölner<br />
Heimen auf und das pro Jahr jeweils<br />
mindestens drei Mal: Im Frühjahr, im<br />
Herbst und in der Adventszeit. Und das<br />
mache ich nun schon seit 46 Jahren ehrenamtlich.<br />
Moment mal, drei Auftritte in sieben Heimen,<br />
das sind ja 21 Konzerte im Jahr.<br />
Wie schaffst Du das?