Der Burgbote 2011 (Jahrgang 91)
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<strong>Burgbote</strong>: Die Aufnahmeprüfung nicht<br />
bestehen und trotzdem mitsingen zu wollen,<br />
kennt man ja. Aber bestehen und dann doch<br />
nicht eintreten, mutet eher ungewöhnlich an.<br />
Peter, was ist 1961 geschehen:<br />
Peter Wallraff: Ich wurde in diesem Jahr 18<br />
und sollte nach Ansicht meiner Familie endlich<br />
dem KMGV beitreten. Früher ging<br />
nicht, weil man damals 18 Jahre alt sein<br />
musste, um einen Mitgliedsantrag stellen zu<br />
dürfen. Ich ging also zur Prüfung bei Oswald<br />
Gilles, dem damaligen Chorleiter, und bestand<br />
diese mit Bravour. Dass ich zur großen<br />
Enttäuschung vor allem meines Vaters<br />
nicht eintrat, hing damit zusammen, dass ich<br />
in dieser Zeit aktiv Fußball spielte. Und am<br />
Donnerstag, dem traditionellen Probentag<br />
des KMGV, fand nun mal mein Fußballtraining<br />
statt. Also musste ich mich zwischen<br />
Sport und Gesang entscheiden und wählte<br />
damals den Sport.<br />
Gab das nicht einen Riesen-Ärger?<br />
Na ja, gut fand das niemand – außer mir natürlich.<br />
Schließlich waren schon damals<br />
junge Männer rar im Verein. Und Söhne<br />
von Mitsängern waren sehr begehrt, galten<br />
als solide Bank. In der Tat hatte ich schon<br />
immer im Schulchor gesungen, ich spielte<br />
Klavier und fand auch das Divertissementchen<br />
toll. Aber mein Vater, der auch seit Jahren<br />
im Zillche mitspielte, hat mich seine<br />
Enttäuschung niemals spüren lassen.<br />
der am 5. Januar 1970 verstarb und somit<br />
meinen Eintritt unmittelbar danach leider<br />
nicht mehr miterlebte. Zum Training ging<br />
ich dann immer vor der Probe und kam deshalb<br />
oft schweißnass zum Singen. Später<br />
habe ich das Training auf einen anderen Tag<br />
verlegt und noch später die Fußballschuhe<br />
an den Nagel gehängt.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Die Doppelbelastung fiel mir immer schwerer<br />
und das Training wurde mit zunehmendem<br />
Alter auch deutlich anstrengender.<br />
Außerdem bin ich seit meinem 18. Geburtstag<br />
auch Mitglied im Reiter-Korps »Jan van<br />
Werth«. Das ist ebenfalls eine Familientradition.<br />
Mein Vater brachte es bis zum Präsidenten<br />
und übte das Amt zwölf Jahre lang<br />
aus. Er musste deshalb 1949 das Mitspielen<br />
im Divertissementchen aufgeben. Ich selbst<br />
war lange Jahre Kommandant. Und mein älterer<br />
Bruder ist natürlich auch dabei, seit 50<br />
Jahren.<br />
Und wie lange musstest Du warten, bis Du<br />
zum ersten Mal im Divertissementchen<br />
mitspielen durftest?<br />
Überhaupt nicht. Ich habe sofort im Zillche-<br />
Chor mitgesungen. Und im zweiten Jahr<br />
Von 1977 bis 1986 war Peter Wallraff<br />
Kommandant beim Reiter-Korps Jan van Werth<br />
Personen und Persönliches<br />
21<br />
Aber heute bist Du dabei, spielst inzwischen<br />
selbst immer wieder im Divertissementchen<br />
mit. Also bist Du dann doch irgendwann in<br />
den Verein eingetreten. Wie kam es dazu?<br />
1969 hatte zwar mein Interesse am Fußball<br />
nicht nachgelassen, aber die Rennerei auf<br />
dem Platz war schon sehr anstrengend. Außerdem<br />
lockte das Zillche. Also besuchte ich<br />
sechs Monate lang die Chorschule und legte<br />
erneut die Aufnahmeprüfung ab. Ich kam in<br />
den ersten Bass, wo auch mein Vater sang,