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Der Burgbote 2011 (Jahrgang 91)

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Jubel singen, da Schmach und Kerkersnot<br />

endlich schwand. Ein neuer Tag will neue<br />

Freiheit bringen, frei wirst du wieder, mein<br />

Vaterland!«, heißt es in der Nachdichtung<br />

des finnischen Originals. Als die Hymne<br />

1899 erschien, war Finnland – nachdem es<br />

lange zu Schweden gehört hatte – bereits 90<br />

Jahre Teil des russischen Reiches. Sowohl<br />

Schweden als auch Russen hatten Versuche<br />

unternommen, Finnland zu schwedi- bzw.<br />

zu russifizieren, was aber auf hinhaltenden<br />

Widerstand der Finnen stieß. Sibelius’<br />

Hymne begleitete eine Aufführung »lebender<br />

Bilder aus der finnischen Vergangenheit<br />

und Mythologie« im schwedischen (!) Theater<br />

von Helsinki und wurde als »geheime<br />

Nationalhymne« so beliebt, dass die russischen<br />

Behörden ein Aufführungsverbot<br />

aussprachen. Das die Effektivität der russischen<br />

Behörden erfreulicherweise Grenzen<br />

hatte, zeigt die Tatsache, dass es Sibelius<br />

auch nach diesem Verbot möglich war, das<br />

Stück noch des öfteren öffentlich aufzuführen<br />

– unter dem finnischen Titel »Suomi«,<br />

was auch nichts anderes heisst als Finnland,<br />

den Behörden aber offensichtlich nicht<br />

auffiel. In Finnland erfreut sich Sibelius’<br />

Hymne an seine Heimat übrigens auch<br />

heute noch großer Beliebtheit.<br />

Griegs »Landerkennung« und ihrem historisch<br />

nicht ganz unumstrittenen Protagonisten<br />

Olaf Tryggvason haben wir bereits im<br />

letzten <strong>Burgbote</strong>n einen ausführlichen<br />

Artikel gewidmet. Bleibt im Zusammenhang<br />

dieses Artikels noch festzuhalten, dass auch<br />

Griegs durchaus patriotischer »Landerkennung«<br />

alles martialische fremd ist.<br />

Hugo Wolf »Dem Vaterland«<br />

Hören wir hingegen den Begriff »vaterländisches<br />

Liedgut« im Zusammenhang mit<br />

Deutschland, dann läuft dem einen oder<br />

anderen ein eiskalter Schauer über den<br />

Rücken. Jetzt, so wird gefürchtet, kommen<br />

sie, die Gesänge aus dem Allgemeinen Deutschen<br />

Kommersbuch, dem studentischen<br />

Liederbuch des 19. Jahrhunderts: »Deutschland!<br />

Deutschland! O heilger Name, o süßer<br />

Klang«, »Wir Deutsche fürchten unsern<br />

Gott, sonst aber niemand auf der Erde!«,<br />

»Hinaus, hinaus! Es ruft das Vaterland: Eilt,<br />

Männer, eilt, zu kämpfen und zu siegen ...«,<br />

»<strong>Der</strong> Landsturm, der Landsturm ...« und so<br />

weiter und so fort.<br />

Daß es auch bei uns durchaus anders ging,<br />

dafür ist Hugo Wolfs Hymnus »Dem Vaterland«<br />

für Männerchor und Orchester ein<br />

Edvard Grieg,<br />

Jean Sibelius

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