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IM KW 15

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Pozuzo lebt in Tirol und Tirol lebt in Pozuzo<br />

Prächtiges Gedeihen der Projekte des Freundeskreises für Pozuzo dies- und jenseits des Atlantiks<br />

Mehr Möglichkeiten für Pozuziner auch abseits des Tourismus<br />

in Tirol arbeiten zu können, wünscht sich der Freundeskreis für<br />

Pozuzo schon lange. Denn immerhin ist das Band zwischen Tirol<br />

und der tirolstämmigen Kolonie in Peru auch nach 160 Jahren<br />

Auswanderung sehr gefestigt und die jungen Nachfahren der<br />

damaligen Migranten kommen gerne nach Tirol, um die in der<br />

Heimat erlernten Deutschkenntnisse zu verbessern. Auch ein<br />

Filmprojekt mit einem Filmemacher aus Pozuzo wird demnächst<br />

in Tirol begonnen.<br />

Von Agnes Dorn<br />

Neben zahlreichen Freunden<br />

konnte Obmann Rudi Heinz bei der<br />

jüngsten Vollversammlung des Vereins<br />

„Freundeskreis für Pozuzo“ im<br />

vollbesetzten Gasthof Löwen auch<br />

fünf Pozuziner begrüßen. Erfreulicherweise<br />

waren auch ganz junge Peruaner<br />

gekommen, um den Kontakt<br />

mit der Ursprungsheimat ihrer vor<br />

160 Jahren ausgewanderten Vorfahren<br />

zu pflegen. „Ihr macht eine ganz<br />

tolle Arbeit. Wir jungen Pozuziner<br />

wollen uns einfach bedanken“, ließ<br />

auch die junge Marianne Schmidt,<br />

die derzeit Tirol beehrt, verlauten.<br />

Kleiderverkauf und<br />

Annahme Kleiderspenden<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mittwoch > 14 – 18 Uhr<br />

Samstag > 9 – 13 Uhr<br />

Handelszentrum Ötztaler Höhe<br />

www.roteskreuz-imst.at<br />

DIE KONTAKTERHALTUNG.<br />

Der Kontakt gedeiht dank der Arbeit<br />

vieler Multiplikatoren bestens: Dass<br />

die jungen, in Tirol derzeit als Saisonniers<br />

tätigen, Pozuziner so hervorragend<br />

Deutsch können, ist neben dem<br />

regen Austausch vor allem auch dem<br />

Deutschprojekt in Perus Hauptstadt<br />

Lima geschuldet, wo am dortigen<br />

Goetheinstitut dank Subventionen<br />

Deutschlehrer in Intensivkursen ausgebildet<br />

werden, die das Pflichtfach<br />

Deutsch auf der Primar- und der Sekundarstufe<br />

in Pozuzo unterrichten.<br />

Wie dieses Projekt kostet auch das<br />

Projekt zur Unterstützung bedürftiger<br />

Jugendlicher in Pozuzo einiges<br />

an finanziellem Aufwand. Derzeit<br />

werden 17 Schüler dabei unterstützt,<br />

die jährlichen Kosten von 380 Euro<br />

für Unterkunft und Schulmaterial<br />

aufzubringen.<br />

ZUSAMMENARBEIT ÜBER<br />

DEN ATLANTIK HINWEG. In<br />

Tirol seinerseits wird derzeit das Ziel<br />

angestrebt, für alle Pozuziner übers<br />

Internet Saisonstellen zugänglich zu<br />

machen. Ob man den Menschen<br />

dort auch die Tür zu Ausbildungsstätten<br />

für sogenannte Mangelberufe öffnen<br />

kann, wird ebenfalls angedacht.<br />

Zumindest für einen Südamerikaner<br />

wird sich bald die Möglichkeit eines<br />

Praktikums in der Heimat seiner<br />

Vorfahren verwirklichen: Der junge<br />

Filmemacher Tomas Polinar wird<br />

Mitte April für drei Monate nach Tirol<br />

kommen, um dort dank der Unterstützung<br />

von Emanuel Bachnetzer<br />

heimische Filmluft zu schnuppern.<br />

Die Filme, die er dann in der Folge<br />

dank der Schnupperstunden in seiner<br />

Heimat produzieren wird können,<br />

sollen Festtage von Ostern bis Weihnachten<br />

in Pozuzo dokumentieren<br />

und dortige Persönlichkeiten porträtieren.<br />

Die entstandenen filmischen<br />

Werke sollen auch in Tiroler Fernsehkanälen<br />

gezeigt werden und damit<br />

Pozuzo noch bekannter machen.<br />

„Ich habe das Gefühl, in Pozuzo bewegt<br />

sich sehr viel“, freut sich auch<br />

Heinz über die zahlreichen Projekte,<br />

die bereits Blüten tragen. Nur die<br />

Kommunikation mit dem derzeitigen<br />

Bürgermeister könnte wesentlich besser<br />

werden, wie er kritisiert. Erstmals<br />

nach <strong>15</strong>0 Jahren Regentschaft tirolstämmiger<br />

Dorfchefs sitzt nun ein<br />

Indigener auf dem Dorfthron, dessen<br />

Zusammenarbeit mit den Tirolern<br />

zu wünschen übrig lasse, so Heinz.<br />

Die junge Peruanerin Marianne Schmidt bedankt sich für die Unterstützung des<br />

Vereins in Belangen der Deutschkurse in Lima. <br />

RS-Fotos: Dorn<br />

Auch für die Sanierung notwendiger<br />

Geräte im Krankenhaus San Camilo,<br />

die von Tirol aus unterstützt werden<br />

sollte, wartet man seit Herbst vergangenen<br />

Jahres auf eine Rückmeldung<br />

aus Pozuzo.<br />

KULTURARBEIT IN TIROL.<br />

In Silz und Haiming, den beiden<br />

Gemeinden mit den meisten damaligen<br />

Auswanderern, ist man dagegen<br />

umso aktiver: So wird derzeit ein<br />

Häuserkataster aus dem Jahr 1856<br />

angelegt, durch das man genau verfolgen<br />

kann, wer aus welchem Silzer<br />

Haus damals ausgewandert ist. Auch<br />

die Pozuzo-Stube, die derzeit in der<br />

alten Dorfmühle eingerichtet wird,<br />

soll noch heuer für Besucher geöffnet<br />

werden, wie die stellvertretende<br />

Obfrau Eva Lunger zu berichten<br />

weiß. Im Silzer Archiv finden sich<br />

außerdem eine Fülle von Zeitschriften,<br />

Dokumenten, Diplomarbeiten<br />

und Büchern zum Thema Pozuzo,<br />

die derzeit in einer Datenbank erfasst<br />

werden. Die Tafeln der Wanderausstellung,<br />

die ebenfalls Teil des Archivs<br />

geworden sind, wandern bald<br />

ins Gymnasium der Franziskaner<br />

in Hall, wo die fünften Klassen die<br />

Ausstellung weiterbearbeiten werden.<br />

Die Mitgliederzeitung „Pozuzo<br />

aktuell“, die derzeit an über 600<br />

Mitglieder verschickt wird, erscheint<br />

zweimal jährlich und auch der Galaabend<br />

in der Orangerie Stift Stams im<br />

Oktober vergangenen Jahres wurde<br />

für die rund 90 Gäste zu einem unvergesslichen<br />

Abend. Zur Jubiläumsreise<br />

„160 Jahre Auswanderung“ fanden<br />

sich insgesamt 18 Freunde aus<br />

Nord- und Südtirol ein, um das Tiroler<br />

Dorf im peruanischen Urwald<br />

zu besuchen und dort die großartige<br />

Gastfreundschaft zu genießen.<br />

Altlandeshauptmann Wendelin Weingartner<br />

freut sich, dass der Verein<br />

„nicht nur Altes bewahrt, sondern auch<br />

Neues initiiert“.<br />

Obmann und Gründungsmitglied Rudi Heinz begrüßt zur Vollversammlung auch<br />

die Peruanerin Maria Egg, die die Gemeinde Silz oft und gerne besucht.<br />

RUNDSCHAU Seite 28 11./12. April 2018

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