„Abfall ist kein Müll“ - Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald
„Abfall ist kein Müll“ - Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald
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6. Restmüll<br />
Kleine Geschichte zum Thema Abfall im mittelalterlichen Freiburg<br />
Als die me<strong>ist</strong>en Menschen noch auf dem Lande wohnten, gab es kaum Abfälle. Essens-<br />
und Gemüseabfälle wurden an die Tiere verfüttert. Kleidung und Geschirr und<br />
andere Haushaltssachen wurden von den Menschen selbst hergestellt, gingen sie<br />
kaputt, wurden sie repariert oder als Rohstoff weiterverwendet. Abfall gab es kaum.<br />
In Städten wie Freiburg wanderte alles, was nicht noch irgendwie verwertet oder verbrannt<br />
werden konnte, in sogenannte Fäkaliengruben. Dieses nährstoffreiche Gemisch<br />
wurde von privaten Fuhrunternehmen kostenlos abgeholt und an die Landwirte<br />
verkauft, die es ihrerseits zur Düngung auf ihre Äcker ausbrachten. Was nicht verrottete<br />
blieb, weil es so geringe Mengen waren, einfach auf den Feldern liegen.<br />
Durch die Zunahme der Bevölkerung wurde es innerhalb der Stadtmauern immer enger.<br />
Kleinere Felder, die um Häuser herum angelegt waren, verschwanden, statt dessen<br />
entstanden immer mehr auch mehrstöckige Häuser. Die Bewohner leerten die<br />
Nachttöpfe und die übrigen Abfälle einfach aus dem Fenster auf die Straße. Dort weideten<br />
sich die Schweine und anderes Kleinvieh im knöcheltiefen Morast, der entsetzlich<br />
stank. Der Tierkot, der vordem die Felder gedüngt hatte, blieb nun auf den<br />
Straßen liegen. Dazu kam, dass die Menschen immer mehr Dinge kaufen konnten, altes<br />
wurde immer seltener repariert und einfach auf die Straßen geworfen. Wenn es<br />
regnete, mussten die Menschen durch knöcheltiefen Morast laufen und über allem<br />
hing ein übler Gestank. Es herrschten katastrophale Verhältnisse. Aufgrund der hygienischen<br />
Verhältnisse brachen immer wieder Seuchen wie Pest und Cholera aus und<br />
kostete Millionen Menschen das Leben. Erst im 19. Jahrhundert unter dem Eindruck<br />
der über ganz Europa hereingebrochenen Choleraepidemie und nachdem man den<br />
Zusammenhang zwischen Krankheit und hygienischen Verhältnissen wissenschaftlich<br />
nachgewiesen hatte, machten sich die Stadträte an die Bewältigung der Probleme.<br />
In Freiburg wurden die Bächle zur Entsorgung der Abfälle benutzt. Jedoch wurden sie<br />
nicht deswegen angelegt, sondern dienten zuerst der Wasserversorgung der Stadtbewohner.<br />
In der Freiburger Altstadt gab es nämlich nur wenige Brunnen. Diese Brunnen<br />
konnten den Bedarf an Wasser für Gewerbe, Haushalt und Haustiere nicht<br />
decken - mit den Stadtbächen wurde deshalb relativ sauberes Flusswasser aus der<br />
Dreisam in alle Straßen verteilt. Im Spätmittelalter hat der Rat klare Bestimmungen<br />
erlassen, damit diese Stadtbäche tagsüber nicht verschmutzt wurden. Im Sommer<br />
durfte nicht vor 22 00 Uhr im Winter nicht vor 19 00 Uhr am Abend Abfall und Kehricht in<br />
die Bäche geschüttet werden. Nachdem das Wasser die Stadt Freiburg durchflossen<br />
und allerlei Dünger und andere Stoffe aufgenommen hatte, floss es auf die Wiesen<br />
vor der Stadt. Infolge dessen waren dies die schönsten Wiesen, die gleich fünfmal im<br />
Jahr gemäht werden konnten. Heute noch heißt dieser Stadtteil Freiburgs: Rieselfeld.<br />
Kapitel 6.1.2 / Kopiervorlage 1